Archiv der Kategorie: Osterinsel

Unsere Flotte wächst

Do., 21.Feb.19, Chile/Osterinsel/Hanga Roa, Tag 1726, 15.744 sm von HH

In Ecuador hatten wir uns ja einen Einer-Kajak zugelegt.
Schnell ist klar: das macht Spaß, aber alleine paddeln ist langweilig. Theoretisch muss also ein zweites Kajak her. Hier gibt es überraschend viele von den Dingern, aber kaufen kann man keins. Wir fragen jeden, der ein gebrauchtes Teil vor der Tür liegen hat, ob er es nicht vielleicht verkaufen möchte. Ich paddel sogar hinter einem 2er-Kajak hinterher, um einen Tausch anzubieten. Alles vergeblich.

Jetzt kommt uns das Schicksal zur Hilfe. Seit wir neben Marta am Anker liegen, hat sie bereits den zweiten Riss in ihrem Großsegel. Der erste Riss konnte genäht werden, aber schon nach der nächsten Tour mit Gästen kommt sie mit einem neuen Riss zurück. Dieses Großsegel hat es hinter sich.
Wir haben noch ein altes Großsegel im Vorschiff liegen. Seit fast fünf Jahren versperrt es dort wertvollen Raum. Bevor wir los gefahren sind, hatten wir uns ein neues Segel gekauft und mochten das alte Segel nicht entsorgen. „Vielleicht brauchen wir es unterwegs noch mal…“ Schon längst sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass wir es wohl nicht als Ersatz benötigen werden.

Also fragen wir Marta, ob sie nicht ihr Kajak gegen unser Segel tauschen möchte. Ihr Geschäft soll weiter laufen und nach Tahiti will sie im April auch noch segeln. Ohne Großsegel ein bisschen doof. Nach Rücksprache mit Vater und Kumpel werden wir uns einig. Deal!

Somit sind wir nun stolze Besitzer von zwei Kajaks.
Montag, spätestens Dienstag wollen wir weiter. Nicht mehr viel Zeit, um ein schönes Plätzchen für das sperrige Teil zu finden. :roll:

Atanga Flotte

Atanga Flotte

Ankern im Südosten der Osterinsel

Do-So., 14.-17.Feb.19, Chile/Osterinsel/Vinapu, Tag 1719-23, 15.744 sm von HH

Der Grund, warum wir überhaupt umankern müssen, ist ein roter Teufel, der sich westlich von Pitcairn befindet und südwärts zieht. Ein kleiner, unsympathischer Ableger soll die Osterinsel streifen. Es wird von Böen mit 42 Knoten gewarnt. Nicht lustig. Dieser Wind wird aus Westen vorhergesagt und somit können wir unmöglich in Hanga Roa bleiben.

Ein kleiner Ableger sorgt für Ärger

Ein kleiner Ableger sorgt für Ärger

Es ist nicht weit auf die andere Seite von Rapanui. Grad mal 11 Meilen – keine zwei Stunden Fahrt.
Einen guten Ankerplatz zu finden, ist schon schwieriger. Drei Segelboote sind bereits vor uns da. Wir versuchen es deren Nähe. Der Anker fällt. Da Achim Grausen vor dem kalten Wasser hat, springe ich zum Nachschauen. Ein schlechter Platz. Nur Korallenblöcke und Felsplatten. Hier können wir nicht bleiben. Wir gehen Anker auf. Ein Stück weiter versuchen wir es erneut. Der Platz ist nicht viel besser. Erneut gehen wir Anker auf. Beim dritten Platz springe ich erst, bevor wir den Anker fallen lassen. Wieder nur Korallen. Ich klettere zurück an Bord und wir fahren einen Kilometer weiter auf die andere Seite der ‚Bucht‘. Schon beim ersten Blick durch die Tauchermaske sehe ich nur Sand. Hier sind wir richtig. Ich schnorchel vor Atanga her, Achim kommt langsam nach. Der Anker fällt perfekt in Sand auf 20 Meter.

Wie Marta es bereits erzählte, bedeutet ein Insel-Seitenwechsel am Tag bevor der Wind dreht, fiesen Schwell aus Osten. Lustig wackeln wir von einer Seite auf die andere.

Am nächsten Tag hat der Wind gedreht. Die Dünung auch. Sie läuft jetzt westlich in die Bucht ein. Beeindruckend. Unser Nachbar-Katamaran ‚Qxygen‘ verschwindet bis zur ersten Saling hinter den Wellen. Cool. Das Geschaukelt ist nun viel besser. Alle 14 Sekunden kommt eine Woge durch, leichtes Rollen, das war’s.

Normale Ansicht ohne Wellenberg

Normale Ansicht ohne Wellenberg

Kat verschwindet hinterm Wellenberg

Kat verschwindet hinterm Wellenberg

Der Wetterbericht spielt verrückt. Der windarme Streifen, der den Wirbel in Ost- und Westwind teilt soll mal über uns, mal unter uns durchgehen. Windstärke und Richtung werden alle vier Stunden korrigiert. Solange wir nichts genaueres wissen, bleiben wir auf der ’schmuddeligen‘ Seite der Osterinsel. Hier befinden sich Öltanks, die per Pipeline von Tankern befüllt werden und eine Mülldeponie. An Land können wir nicht. Es gibt wohl einen kleinen Steg für die Besatzung der Tankschiffe, aber ein Dinghy kann man dort nicht lassen. Und nach Hanga Roa sind es vier Kilometer zu Fuß.

Ein windarmer Fluß zieht durch den Wirbel-Ableger

Ein windarmer Fluß zieht durch den Wirbel-Ableger

Auch am dritten Tag stellt sich nicht der gefürchtete Wind in Sturmstärke ein. Wir atmen erleichtert auf. An Tag vier ist alles vorbei. Jetzt wird schwacher Ostwind erwartet, so dass wir wieder nach Hanga Roa zurück fahren. Noch steht hier die Dünung aus Westen, so dass der Hafen weiterhin gesperrt bleibt. Fünf Tage konnten wir nicht an Land. Gut für den, der vorher ein paar frische Lebensmittel gebunkert hat.

Anker weg – statt Anker auf

Do., 14.Feb.19, Chile/Osterinsel/Hanga Roa, Tag 1719, 15.744 sm von HH

„So ein Mist, unser Anker ist weg!“ Achim kommt ins Cockpit gestürmt. „Die Bremse von der Ankerwinsch ist durchgerutscht und die Fangschlaufe hat es glatt durchgerissen. Anker weg, Kette weg! Sauber abgelegt auf 23 Meter Tiefe.“
Ich schaue ihn ungläubig an. Sehe blankes Entsetzen in Achims Augen. Wie immer stehe ich bei unseren Ankermanövern am Ruder und Achim bedient die Ankerwinsch. Wir markieren schnell unseren aktuellen Standort am Plotter, dann gebe ich leicht vorwärts, damit wir aus dem Ankerfeld raus fahren können.
Krisensitzung. Gaaanz ruhig. Tief durchatmen und nachdenken.

Als erstes hängen wir Atanga an die Boje von Martha. Die schippert mit Gästen um die Insel, der Platz ist für den Moment frei. Das bringt Ruhe ins Schiff. Das Nachdenken funktioniert schon mal. Dann ruft Achim Ferry ( von der Alrisha ) über Funk. Der steht mit Hilfe sofort zur Verfügung und zehn Minuten später mit seinem Dinghy neben dem Schiff. Achim macht in der Zwischenzeit sein Tauchzeug klar und steigt zu Ferry ins Dinghy. „Den Anker zu finden, dürfte schwierig werden“, verbreitet Ferry Hoffnung. :mrgreen:
Gemeinsam düsen sie zum ungefähren Tatort. ‚Fünfzig Meter hinter dem Franzosen, etwas nach rechts versetzt‘, ist zu ungenau. Der Franzose schwoit, will einfach nicht auf seinem Platz bleiben. Achim schnorchelt zunächst an der Oberfläche, um Luft zu sparen. Auf über zwanzig Meter ist die Luft relativ schnell verbraucht. Aber es ist zu tief, so kann er ihn nicht finden. Er taucht ab.

Ich sitze auf Atanga und verdrücke heimlich eine Träne. Immer geschieht uns so ein Müll. Ich hader mit der Welt. Wie konnte das nun wieder passieren? Sind andere auch so doof? Mir fallen Geschichten von Tampen in der Schraube ein, Ablegen ohne angebautes Steuerrad, Auflaufen in flachem Wasser, Entleerung vom Frischwassertank in den Ozean und viele weitere Stories. Gut so. Mir geht es gleich besser. ;-)
Passiert ist es beim Wechsel von der Trosse auf die Ankerkette auf der Winsch (wir ankern zur Zeit 50 Meter Kette plus 30 Meter Ankertrosse). Für einen Moment liegt die Kette ohne Entlastung auf der Winsch. Die ist Bremse angezogen, aber offensichtlich nicht stark genug. Atanga nickt in der Dünung ein. Ein Ruck, zu viel Gewicht auf der Bremse und schon ist es passiert.

Nach dreißig Minuten sehe ich einen Fender am Unfallort schwimmen. Ah, Achim hat den Anker offensichtlich gefunden und markiert. Mir fällt ein Stein vom Herzen.
Ferry bringt Achim zu Atanga zurück. Der Rest ist fast ein Kinderspiel. Wir legen von der Mooring ab, ich steuere auf den Fender zu. Ferry im Schlauchboot daneben, übergibt Achim den Tampen, der fädelt ihn wieder durch die Ankerklüse. Und schon hängt Atanga wieder an ihrem Anker.
Achim legt die Kette auf die Winsch und wir gehen Anker auf.
Wir müssen den Ankerplatz wechseln, es kommt was Dickes auf die Osterinsel zu. Mit nur zwei Stunden Verspätung machen wir uns auf den Weg, so als ob nichts gewesen wäre. Die Tränen hätte ich mir sparen können.

Die Sichtweiten sind gut hier - da sollte ein Anker zu finden sein

Die Sichtweiten sind gut hier – da sollte ein Anker zu finden sein

Haka Pei – Bananenschlitten Rennen

So., 10.Feb.19, Chile/Osterinsel/Hanga Roa, Tag 1715, 15.744 sm von HH

Heute steht der sportliche Höhepunkt des Tapati Festivals an: Schlitten fahren auf Bananen-Stämmen. Dazu werden zwei Stämme zusammengebunden und der so entstandene Schlitten erhält rechts und links ein paar Haltegriffe. Den dicken Strunk voran, sausen die Wagemutigen an einem Krater im Inselinneren einen grasbewachsenen Abhang hinunter. Bei 45 Grad Neigung erreichen die Schlitten eine Geschwindigkeit bis 60 Stundenkilometer.
Zufällig haben wir vor zwei Tagen in Hanga Roa gesehen, wie sie verladen werden. Gigantische Teile. Kein Wunder, dass in allen Nachrichten von Tahiti bis Chile von diesem Rennen berichtet wird.
Ungefährlich ist der Wettkampf nicht. Eine echte Mutprobe für Verrückte. Bleibt der Strunk im Gras stecken, kommt es schon mal zu Überschlägen. Letztes Jahr soll das Rennen ausgefallen sein, weil der ewige Gewinner vergangener Jahre sich schwer verletzte.

Um überhaupt zum Krater kommen zu können, mieten wir uns ein Auto. Wir teilen uns das mit Ferry und Brigitte. Die Crew der Alrisha ist vor ein paar Tagen aus Galapagos angekommen.
Mit deutsch-österreichischer Pünktlichkeit sind wir bereits eine Stunde vor dem Start am Krater Maunga Pu’i. Die Rennstrecke ist mit Fähnchen markiert. Rechts und links davon dürfen sich die Zuschauer hinter einer unsichtbaren Linie am Hang verteilen.

Die Mittagssonne sticht. Die Insel-Profis haben Sonnenschirme und Eiskisten dabei. Die Feuerwehr steht bereit. Grills werden aufgebaut und aus Boxen kühle Melonen-Stücke verkauft. Die Veranstaltung ist gut besucht. Die ganze Insel ist auf den Beinen. Selbst nach 13.00 Uhr, der offiziellen Startzeit, strömen die Leute herbei. Dann trifft noch ein Krankenwagen ein.

Wir warten. Es wird 14:00 Uhr, dann 14:30. Einen Grund für die Verspätung erfahren wir nicht.
Endlich kommt Bewegung in die Truppe, die auf dem Gipfel steht. „Jetzt geht es los“, verkündet eine Lautsprecherstimme. Acht Schlittenfahrer werden aufgezählt.
Aber plötzlich wird nach ‚Ambulancia, Ambulancia‘ gerufen. Per stiller Post macht die Info die Runde, dass jemand einen Stein an den Kopf bekommen haben soll. Oben auf dem Gipfel. Uns kommt das spanisch vor. Aber der einzige Krankenwagen der Insel sammelt einen Verletzten auf und fährt davon. Per Lautsprecher hören wir, dass ohne Ambulanz das Rennen nicht gestartet wird.
Okay, wir warten weiter. Der Krankenwagen sollte in einer halben Stunde wieder zurück sein. Und richtig, jetzt kann es los gehen mit über zwei Stunden Verspätung.

Der erste Schlitten saust den Abhang runter. Davon bekommen wir nicht viel mit. Wir sind überrascht, der Startpunkt ist bei den Fähnchen auf der gegenüberliegenden Seite und alles geht sehr schnell. Wir warten auf den zweiten Schlitten. Diesmal wissen wir wohin wir schauen müssen. Da kommt er. Brettert den Abhang runter. Aber dann Tumult hinter den Fähnchen. Der Schlitten verschwindet in den Zuschauern, er scheint vom Weg abgekommen zu sein. Menschen laufen aufgeregt zusammen. Wieder hören wir ‚Ambulancia, Ambulancia‘.
Schnell spricht sich herum, dass eine Zuschauerin vom Schlitten getroffen worden sein soll. Die Sanitäter brauchen lange, um die Verletzte in den Wagen zu bringen, dann fährt der Krankenwagen davon. Der Lautsprecher verkündet: „Das Rennen ist abgebrochen.“

Ein kollektives Aufseufzen ertönt. Menschen sammeln ihre Sachen zusammen und traben den Hang hinunter. Die Betroffenheit ist spürbar, so hatte man sich den Sonntag nicht vorgestellt.
Wir stehen mit Ferry und Brigitte unschlüssig am Hang. Wir haben Zeit. So schnell kommen wir sowieso nicht mit dem Auto von dem Wiesen-Parkplatz.

Da entsteht erneut Tumult am Kratergipfel. Eine Fahne wird geschwungen. Die Aufpasser scheuchen schnell ein paar Zuschauer hinter die Absperrung. Und dann kommt auch schon der erste Schlitten angeschossen. Nein, das wollen die Jungs sich nicht nehmen lassen. Sie wollen heute und jetzt ihre Mutprobe. Zuviel Adrenalin hat sich aufgestaut. Das muss raus. Hier lässt sich heute keiner das Rutschen verbieten.
Ein Schlitten nach dem anderen braust den Abhang runter. Atemberaubend. Ein unglaubliche Show. Wie kann man so durchgeknallt sein? Bis zu fünfzig Zentimeter heben die Jungs von ihren Strunken ab. Sie klammern sich fest – bloß nicht den Halt verlieren.
Zwei Jungs fahren im 2er Bob. Übermütig. Tollkühn. Verrückt. Zu wagemutig? Der Hintermann steigt bei voller Fahrt ab. Macht einen Überschlag. Dreht zwei komplette Räder in der Luft. Er steht zum Glück sofort wieder auf.
Alle Schlitten-Fahrer bleiben unverletzt. Okay, ihre blauen Flecken wird man Morgen erst sehen.

Der 2er Schlitten

Der 2er Schlitten

 

 

Der Pilot

Der Pilot

Ein Wehmutstropfen dieses Spektakels ist die verletzte Zuschauerin. Wir könnte nichts über sie heraus finden. Hörten aber, dass sie nach dem Zusammenstoß bewegungslos liegen geblieben sein soll. Wir wünschen ihr alles Gute.
Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass dies das letzte ‚Haka Pei‘ gewesen sein könnte.

Rapanui Berufskleidung

Rapanui Berufskleidung

Bananen-Rennen

Fr., 08.Feb.19, Chile/Osterinsel/Hanga Roa, Tag 1713, 15.744 sm von HH

Ich kann nichts dafür. Die Jungs beim Bananen-Wettlauf tragen wieder nur ihre knappe Rapanui-Sport-Uniform. Um jeden Verdacht der einseitigen Berichterstattung im Keim zu ersticken, hier ein Foto des Damen-Teams. :mrgreen: Nicht der Rede wert.

Ganze Wagen-Ladungen von den knackigen Läufern werden zum Startpunkt gekarrt. Eine Augenweide. Die Eichung der Sportgeräte erfolgt mit der Machete. Ist eine Bananen-Staude noch zu schwer, werden einfach ein oder zwei Hände abgetrennt. Fertig.

Wettkampf-Teilnehmer im Sportdress

Wettkampf-Teilnehmer im Sportdress

Die Plastikfolie um die Bananen-Stauden ist doof. Ging doch früher auch ohne. Dabei ist man auf der Insel um Umweltschutz und Recycling sehr bemüht. Seit dem ersten Januar gibt es keine Plastiktüten mehr in den Läden und Schilder mahnen vor Umweltsünden. Während des Festivals stehen überall Plastikflaschen mit Sand gefüllt, in die Raucher ihre Zigarettenkippen werfen sollen.

An die Banane - fertig - los

An die Banane – fertig – los

Das Tapati-Festival ist ein einziger Wettkampf. Jeden Tag können wir uns eine andere Veranstaltung ansehen. Früher ging es darum, wer den größten Moai vor seinem Dorf stehen hatte. Heute gibt es Wettbewerbe im Schwimmen, Speer-Fischen, Kochen, Schnitzen, Blumenkränze binden und in der Herstellung der ursprünglichen Kleidung auf der Insel.

Als die ersten Polynesier die Osterinsel erreichten, fanden sie keine Säugetiere und somit keine Felle zur Kleider-Herstellung vor. Also wurde Stoff aus Blättern hergestellt. Die Blätter wurden auf einen Stein oder Stamm mit einem Knüppel und Wasser solange bearbeitet, bis sich die Zellulose zu einem festen Tuch vernetzte. Der Stoff ist so stabil, dass er heute sogar mit einer Nähmaschine verarbeitet werden kann.

Blumenkranz-Wettbewerb

Blumenkranz-Wettbewerb