Archiv der Kategorie: Kanaren

Wir fahren nach Tazacorte…

Do., 16. Jul.18, La Palma, Tag 411, 2.587 sm

…nimm di nix vör, dann sleit di nix fehl… alte Hamburger Binsenweisheit. Die sich heute allerdings bewahrheitet.

Wir fahren nicht nach Tazacorte

Wir sind mit dem Mietauto bereits durch Tazacorte gekommen.
Der Ort ist ein gutes Stück vom Hafen auf der Westseite entfernt und wir hatten damals nur einen kurzen Stopp dort eingelegt.
Wir finden, dass der Bananen-Ort einen weiteren Besuch wert sein könnte. Leben die Einwohner von Tazacorte doch geradezu in einer riesigen Bananen-Plantage. Jede Baulücke ist mit Bananen bepflanzt. Herrschaftliche imposante Villen der Bananen-Bosse stehen mitten drin.

Neben der Kirche wartet eine schön gekachelte Pergola auf Besucher. Also alles noch einen Ausflug wert.

Aber heute erleben wir das erste Mal einen wenig hilfsbereiten Canario:
Es gibt nur einen direkten Bus nach Tazacorte. Dieser klappert allerdings die gesamt Nordinsel ab und wir wären Stunden unterwegs. Ein anderer Bus fährt über Los Llanos und dort man muss umsteigen.
Den Fahrer dieses Busses fragen wir, ob sein Bus der Richtige nach Tazacorte sei.
Und was antwortet die Krampe? Nein, sagt er.
Inhaltlich ist das zwar korrekt, weil er ja nur bis Los Llanos fährt. Aber er hätte sich ja auch denken können, dass wir nicht den Bummel-Bus nehmen wollen. Hat er aber nicht…
Als wir merken, dass er uns verladen hat, haben wir keine Lust mehr auf den nächsten Bus zu warten.

Nun sind wir aber früh auf den Beinen und stadtfein gemacht.
Kurzentschlossen besuchen wir also ein paar unbekannte Ecken von Santa Cruz. Ein Friedhofsbesuch auf La Palma steht noch aus und wird jetzt nachgeholt.

Es ist ein recht großer, verwinkelter Friedhof mit einer sehr ungleichmäßigen Verteilung von Platz. Normale Gräber sind auf einem schmucklosen Feld großzügig, ja willkürlich, verteilt. Während die Nischen-Gräber so eng stehen, wie nirgends zuvor gesehen.
Zwischen den beiden Reihen kann man fast nicht zwischen durch gehen ohne die Blumen herunter zu reißen.
Das fehlte auch noch…das wäre ja ultra peinlich und gar nicht gut zu erklären. :mrgreen:

In Santa Cruz tummeln sich noch immer die Bajada-Besucher und so gönnen wir uns ein Eis und schauen dem Treiben der anderen Besucher zu. Somit bekommt unser verkorkster Ausflug noch eine schöne Wendung.

Blogparade – Best of 1.Hälfte 2015

Mi., 15. Jul.18, La Palma, Tag 410, 2.587 sm

Auf seinem Blog „erkunde-die-Welt“ ruft Michael zu einer sehr schönen Fotoparade auf.
Auf diese Blogparade aufmerksam geworden bin ich durch die SY Yemanja, die wie wir die Welt besegelt.

Die schönsten Fotos des 1. Halbjahres 2015

lautet das Motto und folgende Kategorien sind gewünscht:
-schönste Landschaftsaufnahme
-schönstes Tierfoto
-schönste Städteaufnahme
-schönstes Winterbild
-schönstes Frühlingsbild
-persönliches Lieblingsbild

Einzige Bedingung ist, dass alle Fotos wirklich im 1. Halbjahr 2015 entstanden sein sollen.

Eine sehr hübsche Idee und gar nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick erscheint.
Alle unsere Bilder sind auf den Kanarischen Inseln entstanden, da wir seit Dezember von einer Insel zur nächsten bummeln.
Ganz bemerkenswert finde ich, dass vier unserer ausgewählten Fotos auf Fuerteventura entstanden sind. Bei hunderten Bilder und vier weiteren Inseln zur Auswahl eine erstaunliche Quote.
Dabei hat uns insgesamt Fuerteventura bisher am wenigsten gefallen. So kann man sich täuschen!

Landschaftsaufnahme

Fuerteventura Westküste

Fuerteventura Westküste

Dieses Foto ist auf der wilden Westseite Fuerteventuras, in Cofete, entstanden.
Diese Siedlung wurde wegen wiederholter Dürrejahre nahezu aufgegeben. Am Strand ist ein Friedhof stummer Zeuge der damaligen Besiedelung.
Cofete ist ein mystischer Ort mit einer ganz besonderen Stimmung.
Dieser Ort birgt viele Rätsel, wie das Geheimnis um die Villa Winter:


Tierfoto

Die Berge Fuerteventuras

Die Berge Fuerteventuras

Die Kanaren zeichnen sich durch abwechslungsreiche Landschaftsformen und Vegetation aus. Tiere sind, sieht man von der Unterwasserwelt ab, Mangelware. Auf Fuerteventura trafen wir diese neugierige Krähe an einem spektakulären Aussichtspunkt.

Städteaufnahme

Altes Kloster

Altes Kloster

Es gibt auf allen Kanarischen Inseln tolle Städte mit zauberhaften Altstadtkernen.
Aber die schönste städtische Aufnahme ist wiederum auf Fuerteventura entstanden. Ein verfallenes Kloster im Herzen der Insel, im „Museumsdorf“ Betancuria.

Winterbild

Teide 3.600 Meter hoch

Teide 3.600 Meter hoch

Ein klassisches Winterbild mit Eis und Schnee kann auf den Kanarischen Inseln nicht recht entstehen. Auf dem Teide auf Teneriffa jedoch fanden wir noch einen mickrigen Rest Schnee auf 3.600 Metern. Der frostig-blaue Himmel und 10 Grad auf dem Gipfel sorgen für etwas Winterstimmung.

Frühlingsbild

Strelitzie

Strelitzie

Wer denkt bei Frühlings nicht sofort an Blumen, Blüten und frisches Grün?
Auf Gran Canaria im Botanischen Garten ist diese Aufnahme einer Strelitzien-Blüte gelungen. Wir haben einen tollen Tag dort verbracht und ein wenig Makro-Photographie geübt.

Lieblingsfoto

Eine irre Hütte

Eine irre Hütte

Mein persönliches Lieblingsbild ist diese verrückte Behausung auf Fuerteventura.
Nach endlosen Kilometern auf einer Schotterpiste fanden wir dieses Haus ein paar Meter vom Strand entfernt. Im Nirgendwo, in der Wüste, in der Kargheit.
Mir gefallen hier die Farben und die Frage nach Genie und Wahnsinn.
Die Frage, wer wohnt dort, warum und wie? Immer wenn ich das Bild anschaue, möchte ich mehr erfahren über den Bewohner.

Viva la Virgen

Steffi, von der SY Yemanja  hat zu einer schönen Blog Parade aufgerufen:
Feste um die Welt.
Da man auch mit alten Beiträgen teilnehmen darf, möchte ich das mit
dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Spektakel der Bajada auf La Palma gerne machen.
11.01.2016

So., 12. Jul.18, La Palma, Tag 407, 2.587 sm

Als wir uns heute das zweite Mal auf den Weg machen, um bei der Ankunft der Jungfrau vom Schnee dabei zu sein, ist alles so wie es sein soll.
Trotz der frühen Stunde sind wir diesmal nicht allein unterwegs. Wie konnten wir letzte Woche nur ernsthaft annehmen, es sei der richtige Tag. Völkerscharen pilgern durch die Stadt.

In der Kirche auf der Plaza España wartet der Thron auf die Ankunft seiner Jungfrau.
Hier ist alles festlich geschmückt.
Die Flächen zwischen dem roten Teppich sind mit frischem Heu bestreut. Ein Weg aus Hortensien-Blüten, Fleißigem Lieschen, Heu und Kiefern-Nadeln weist der Jungfrau den Weg. Das sieht sehr hübsch aus – das Beste daran ist jedoch der betörende Duft des frischen Heus. Eine wunderbare Idee.

Nicht nur der Eingang zur Kirche hat sich heraus geputzt.
Auch die Gäste sind schick in Schale geworfen. Das beste Sonntagskleid kommt ans Tageslicht, vielfach ergänzt um den passenden Hut. 40.000 Besucher finden ihren Weg Richtung Kastell.

Bajada de la Virgen de las Nieves

Die Jungfrau betritt die Stadt am Barranco, der zwischen Kastell und Schiff liegt. Das Schiff ist ein Nachbau von Kolumbus Karavelle Santa Maria. In früheren Zeiten stand an dieser Stelle schon mal ein Zweimaster.

An der Spitze des Zuges marschieren diverse Träger für Fahnen, Wappen, Banner und Kruzifixe. Dazwischen der obligatorische Spielmannszug und im Wiegeschritt wird feierlich die Jungfrau in ihrer goldenen Sänfte herunter getragen.

Sobald die Jungfrau das Schiff erreicht, verfallen Schiff und Kastell in einen „Dialog“.
Überlieferte Verse, der Befragung nach Name und Absicht gehen hin und her. In der modernen Zeit per Lautsprecher über die Stadt getragen.
Das Schiff hat eine weibliche und das Kastell eine männliche Stimme. Begleitet von unzähligen Böllerschüssen, sowohl aus den Kanonen des Kastells als auch vom Schiff.

Die Jungfrau hört sich das in ihrer Sänfte geduldig an. Auch die Zuschauer lauschen gespannt. Zwischendurch wird geklatscht oder gemeinschaftlich „viva“ gerufen. Wir verpassen die richtigen Stellen, wann gerufen werden muss, sind somit stumme Zeugen der Ankunft.

Direkt nach dem „Dialog“ verlassen wir den Platz und räumen das Feld von hinten auf, um den Zug beim Einmarsch in die schmalen Gassen zu erspähen.
Mit uns kommen zwar ein paar Tausend weitere Besucher auf die Idee, wir finden dennoch einen guten Platz.

Unter dem Einsatz von viel, seeehr viel Weihrauch wird die Virgen gemächlich durch die Stadt getragen. Menschen werfen Blumenblüten von den Balkonen und es herrscht eine andächtige, ehrfürchtige, aber fröhliche Spannung. Keiner drängelt, keiner schubst.

Mit dem Handy fotografierende Mönche nehmen der Prozession die züchtige Strenge. Ihre weltlichen Turnschuhe unter der Kutte tragen ebenso dazu bei.
Ein junger Träger eines Wappens bricht, ganz menschlich, unter der Last des Teils in den Knien ein und hat seine liebe Mühe, dass nichts im Straßenstaub landet. Sehr sympathisch.

In die Nähe der Kirche, wo die Jungfrau für die nächsten vier Wochen stehen wird, gelangen wir nicht. Zu groß ist hier der Andrang dabei zu sein.
Aber Tage zuvor hatten wir uns ihren glitzernd blank geputzten Sitzplatz schon einmal angesehen.

 

Zwergen-Aufstand

Do., 09. Jul.15, La Palma, Tag 404, 2.587 sm

Nein, dies ist kein Aufstand kleinwüchsiger Märchenfiguren, sondern der Aufstand, der auf La Palma um die Zwerge gemacht wird. Die absolute Hauptattraktion alle fünf Jahre während der Bajada ist

Der Tanz der Zwerge – Danza de los Enanos

Zwerge auf T-Shirts, Zwerge als Schmuck, Zwerge als Schlüsselanhänger, Magnet oder als Leuchtreklame. Zwerge, soweit das Auge reicht; Zwergenplakate und Zwerge als Gartenzwerge.

Die Zwerge mit dem großen Napoleon-Hut sind das Wahrzeichen von La Palma. Auch in normalen Jahren. In einem Bajada-Jahr wir auf alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, ein Zwerg gedruckt.
Das Ganze geht so weit, dass der Zwerg als Warenzeichen geschützt ist. Jeder, der mit den Zwergen Werbung machen will, der muss einen Obolus an die Stadt entrichten.


Den Tanz der 24 Zwerge gibt es seit 2 Jahrhunderten. Die Polka zu der sie tanzen, ist erst seit knapp 100 Jahren fester Bestandteil des Auftritts.
Tanzende Männer mit Umhängen verschwinden hinter einem Vorhang und tauchen blitzschnell als Zwerge verkleidet wieder auf.
Mit einer um den Bauch geschnallten schweren Holzmaske, Kopf und Arme im Zweispitz versteckt, führen sie zu eigenwilligen Polka-Rhythmen magisch-mystische Tänze auf, was wegen der begrenzten Bewegungsfreiheit der Beine eine wahre Kunst ist.
Die Illusion, dass es sich um Zwerge handelt, wird dadurch erzeugt, dass die Maske mit Kopf und Hut bis zur Körpermitte reicht.
Das Geheimnis des mehrstündigen Ankleidens, um die Verwandlung vollziehen zu können, ist wohl gehütet.

Der Zwergentanz ist derart populär, dass es mehrere Vorstellungen gibt. Von unserem Stammplatz auf der Terrasse im Hafen sehen wir leider nichts. Wir klettern zu anderen Zaungästen auf ein Fahnenmast-Podest und können ein paar kurze Momente erhaschen.

Nach der letzten Vorstellung kommen die Zwerge auf die Straße und tanzen dort weiter. Die Tradition will es, dass sie bis zum Morgengrauen durchtanzen müssen.
Diese Sensation wollen wir auf keinen Fall verpassen.
Die letzte Vorstellung ist erst um 1:30 Uhr und damit wir nicht auf Atanga einschlafen, mischen wir uns bereits um Mitternacht unters Volk.

Die Straßen sind zum Bersten voll mit Menschen. Hinter Absperrungen in den Altstadt-Gassen haben sie es sich gemütlich gemacht. Kühlboxen, Klapphocker oder Isomatten, Essen und Trinken, alle sind dabei. Ganze Familien mit Oma und den Kleinsten im Kinderwagen.

Hinter den Absperrungen gibt es noch genügend Plätze, die frei sind. Somit schlendern wir von einer Ecke zur nächsten, um einen guten Platz zu finden. Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn macht uns stutzig: Papa erklärt dem Kleinen, dass die Zwerge um 5:00 Uhr erscheinen werden. Wir glauben an einen Hörfehler, ist doch die letzte Vorstellung um 2:00 Uhr zu Ende.

An unserem finalen Standort füllen sich die Reihen.
Selbst um 1:00 erscheinen die Schaulustigen noch mit Klapphockern. Warum eigentlich? Muss doch nun bald losgehen… Zu hören oder zu sehen ist allerdings nicht recht was.

Ich sichere unseren Standort während Achim auf die Pirsch Richtung Bühne geht, wann mit dem Zwergen-Aufstand zu rechnen ist. Ich komme mit unserer Steh-Nachbarin ins Plaudern.
Alles verstehe ich nicht, aber ihr resigniertes „Zeit, viel Zeit“ kommt bei mir an.
„Ja , wann kommen denn die Zwerge“, frage ich sie? Sie bleibt ganz cool: „5.00 Uhr, vielleicht 5:30 Uhr“.
Waaas, nein, wir glauben es nicht. Überall ist zu lesen, dass sie die ganze Nacht tanzen… Was hält die Zwerge nach ihrem letzten Auftritt auf??

Wir beschließen kurzentschlossen, dass dies das Geheimnis der Palmeros und Zwerge bleiben soll. Um 2:00 verlassen wir die Versammlung und gehen nach Hause. Dort trinken wir noch ein Glas Wein, können die Polka-Klänge der letzten Vorstellung hören, es ist 3.00 Uhr, und lassen Zwerge, Zwerge sein.

Menuett – ganz nett

Mi., 08. Jul.15, La Palma, Tag 403, 2.587 sm

Als einer der Top-Acts unter den Bajada-Veranstaltungen gilt

Danza de Minué

Es handelt sich um eine Tanzveranstaltung in den ausschweifenden Rokoko-Kostümen und gepuderten Perücken des 18. Jahrhunderts. Dieser Tanz ist seit den 40er Jahren ein fester Bestandteil der Bajada.

Es gibt zwei Vorstellungen am Abend. Beide sind ausverkauft und auf unserer Marina-Terrasse stehen die Schaulustigen dicht gedrängt. Aber ebenso gedrängt wie die Leute an der Balustrade stehen, desto schnell verlieren sie auch das Interesse und machen den Blick frei. Auch wir sind nur mäßig begeistert, um es charmant zu formulieren.

Die trippelnden Tanzschritte der 25 Paare sind für uns langweilig. Wir erkennen keine Choreographie oder Geschichte. Außerdem ist von der Musik, ein Menuett aus dem Jahre 1980, auf unserem Platz nicht viel zu hören. Somit machen wir es den Spaniern gleich und ziehen bald von dannen.