Archiv der Kategorie: Kanaren

Warum Amerika so spät entdeckt wurde

Mo., 26. Okt.15, La Gomera, Tag 513, 2.829 sm

Schuld daran ist eine Frau. Angeblich.
Behaupten die Gomeros.
Der Name der Dame ist Beatriz de Bobadilla. Sie war Witwe, Herrin von La Gomera und sie soll sehr attraktiv gewesen sein.
Sie lernte Christoph Kolumbus kennen. Hier, auf La Gomera. Und die beiden sollen eine Affäre miteinander gehabt haben. Sagt man.

Im August 1492 erreichte Kolumbus San Sebatiàn. Er musste hier einen Zwangs-Stopp einlegen, da an der Pinta das Ruder gebrochen war. Er eine Reparatur und noch neue Segel benötigte.

Erst am 06. September 1492 ging die Reise weiter. Genug Zeit also, um tatsächlich ein Techtelmechtel mit der schönen Beatriz zu beginnen. Hätte Amerika demnach schon 14 Tage oder drei Wochen eher entdeckt werden können?

Obwohl es nicht nötig gewesen ist, besuchte er bei seiner zweiten und dritten Reise ebenfalls La Gomera als letzte Station in der alten Welt.
Zwar gibt es Indizien und Aufzeichnungen, die eine Liebesaffäre zwischen den beiden recht unwahrscheinlich erscheinen lassen. Aber auf La Gomera wird dieses Gerücht liebevoll gepflegt.

Ebenso rühmt sich La Gomera, dass Amerika mit dem Wasser eines hiesigen Brunnens geweiht worden sein soll.

Die Gomeros sind sehr stolz darauf, dass die Reise Kolumbus hier ihren Ausgangspunkt hatte. Der Beiname der Insel lautet Columbiana und zahlreiche Denkmale ehren den Entdecker.

Das obligatorische Casa Colón ist allerdings sehr dürftig mit Informationen über Kolumbus bestückt. Es finden sich ein paar Artefakte und Zeichnungen.
Mich faszinieren immer die alten, fehlerhaften Karten aus der damaligen Zeit. Dort wo man nicht genau wusste, wie es aussieht, kam ein Meerungeheuer oder ein Schoner hin. ;-)


Das Boden-Relief an der Hafenpromenade stammt zwar aus der Neuzeit, weist aber ebenfalls einen schweren Fehler auf. Segler war der Künstler dieser Karte in jedem Fall nicht: Flaggen und Segel wehen zeitgleich in unterschiedliche Richtungen :shock:
Vielleicht hätte er jemanden fragen sollen…

 

Messe in der Provinz

Sa.,24. Okt.15, La Gomera, Tag 511, 2.829 sm

Achim entdeckt sie zuerst.
Die Plakate, für die Messe, die am Wochenende auf der Plaza las Americas sattfinden soll. Direkt gegenüber von der Marina.
Zwei Tage ist man damit beschäftigt ein großes Zelt aufzubauen.

Bereits beim Frühstück kommt Musik zu uns rüber geschallt und ab und an spricht jemand Komandos und Sensationelles in ein Mikrophon.
Da müssen wir hin.

Was sich uns dann bietet fällt allerdings eher unter die Kategorie ‚grober Unfug‘.

Im Zelt sind durch Trennwänden einzelne Parzellen abgeteilt in der Waren angeboten werden. Alles Neuware. Aber sorry, nur der letzte Ramsch.
Billigste Schuhe, Klamotten und Kleinstmöbel. Alles präsentiert auf denkbar unattraktive Art und Weise. Nichts will recht zusammenpassen. Wir können damit nichts anfangen.

Mit der Meinung stehen wir allerdings alleine da: Der Saal ist voll. Hier brummt der Bär. Ganze Familien strömen zwischen den Händlern hin- und her, wühlen in den Sachen und geraten in Kaufrausch.

Schwätzchen werden gehalten, Babies bekannt gemacht und herum gereicht. Überall stehen selbst gebackene Kuchen und Kekse stehen zum Probieren herum . Das ist nett.
Die Stimmung unter den Spaniern ist toll. Wir für unseren Teil ziehen enttäuscht von dannen.

Ich finde den Hinweis, dass sich der Gemeinderat traditionell an den Kosten für die Dekoration beteiligt. Da ist die Staatskasse zum Glück nicht so arg belastet worden.
Denn außer ein paar Luftballons und fünf Flattergirlanden konnte ich keine Deko entdecken. :mrgreen:

In der Provinz angekommen

Mo.,19. Okt.15, La Gomera, Tag 506, 2.829 sm

San Sebastiàn ist zweifelsohne sehr schön. Der Rundumblick aus dem Cockpit ist in alle Richtungen eine Augenweide. Bestimmt ist dies die schönste Marina der Kanaren.

Mit der Schönheit haben wir auch die Provinz der Kanaren erreicht. Im 9.000 Seelenort gibt es drei Mikro-Spar-Märkte, deren Angebot eher rudimentär zu nennen ist.
Alle Kanarischen Inseln haben die ‚Spar‘-Märkte. Meistens sind das etwas dunkle, kleine Löcher mit in die Jahre gekommener Einrichtung. Die verrosteten Einkaufskarren haben noch nicht mal den Möllemann-Gedächtnis- Euro-Chip-Halter.

Die Wochenmarkthalle ist keine 15 Jahre alt. Leider ist nicht mal die Hälfte der Stande besetzt und Fisch sucht man vergebens.
Das restliche Angebot ist umfangreich und vieles vom Obst und Gemüse stammt direkt vom gomerischen Erzeuger.

In die Markthalle integriert ist ein moderner, mittelgroßer Supermarkt, der vieles fürs tägliche Leben anbietet.
Auffällig ist das übergroße Sortiment an Wasch-und Putzmitteln. Sehr reinlich müssen sie sein die Gomeros.

Zudem stehen viele deutsche Artikel in den Regalen. Es gibt Essig-Essenz von Surig (seit Monden nicht gesehen) und viele EDEKA und ‚gut-und-günstig‘-Artikel. Für den deutschen Mark abgepackt und beschriftet.

Die Marina gibt sich mit ihrem schlechten Internet und fehlender Waschmaschine ebenfalls provinziell. Wir müssen unsere schmutzige Kleidung in eine Wäscherei bringen.
Die Preise dort sind gestaffelt. Maximal 8 kg fasst eine Maschine, dann kostet es bei 60 Grad 11,00 EUR.

Trocknen und zusammenlegen kosten 13,00 EUR on top.
Die verdiene ich mir und lasse nur waschen. Ich muss sowieso zweimal hin fahren, da kann ich auch die nasse Wäsche zurück zum Schiff transportieren und laufe nicht Gefahr, dass mir die schön gefalteten T-Shirts auf dem Gepäckträger durcheinander purzeln.

Unsere IKEA-Tasche wird auf dem Gepäckträger geschnürt. Etwas kippelig ist es ja, aber was eine Million chinesischer Moped-Transporteure schaffen, soll mir wohl auch fehlerfrei gelingen.

 

Wir sind übrigens seit heute (Montag) wieder alleine. Michael ist ganz früh mit dem gelben Internet nach Teneriffa gedüst. Schön, dass Du da warst…mach das gerne wieder.
Und die La Joya ist nach sieben Tagen Überfahrt ebenfalls heute auf den Kap Verden angekommen.

Mobiles Internet ist gelb

Sa.,17. Okt.15, La Gomera, Tag 504, 2.829 sm

In der Marina von San Sebastian ist Internet im Liegepreis inklusive.
Wir bekommen im Marina-Büro Zugangs-Codes, die eine Woche Gültigkeit haben.
Die Mädels stellen sich auch nicht an und rücken unbegrenzt Codes raus: einen fürs iPad, zwei für die Handys und einen für den LapTop.

Diese Codes sind ihr Papier nicht wert auf denen sie gedruckt sind, denn beim log in stellen wir fest, es passiert fast gar nichts.
Unter der Woche haben wir sporadisch, langsames Netz, am Wochenende gar keins.

Wenn es da nicht Fred Olsen gäbe. :mrgreen:
Fred Olsen ist gelb.
Fred Olsen ist 30 Knoten schnell.
Und Fred Olsen verkehrt drei bis vier Mal täglich zwischen Teneriffa und La Gomera.

Neben ungefähr 200 Touristen, die Fred Olsen zwischen den Inseln hin und her kutschiert, bringt er auch Internet mit.
Fred Olsen liegt schräg gegenüber am Fähranleger und grade eben können wir uns noch in sein WiFi einloggen.

Im Internet finde ich den Fahrplan von Fred Olsen. Zum Glück ist Fred sehr pünktlich.
Das erspart uns das AIS Signal auf dem Plotter zu suchen, wann er denn angedonnert kommt. Mit 30 Knoten angedonnert kommt – High Speed Surfen erhält so eine ganz neue Bedeutung.

Das mobile, gelbe Internet ist schnell. Aber auch leider schnell wieder verschwunden.
Manchmal beträgt die Liegezeit nur 20 Minuten. Das reicht gerade für ein paar Mails und um den vorbereiteten Blog-Post hochzuladen.

Alle zwei Wochen, immer mittwochs, ist das Internet blau. Dann liegt der Kreuzer ‚mein Schiff 4‘ im Hafen.

Und es gibt die Cafeteria in der Marina. Gemütlich ist es dort nicht, aber ein Espresso kostet nur 85 Cent und ein Bier 1,10 €. Und meistens funktioniert es hier, das immobile Internet.

Horror bei Pincho Pincho

Do.,15. Okt.15, La Gomera, Tag 502, 2.829 sm

Es schüttet wie aus Eimern. Was als harmloser Nieselregen begann, steigert sich zu einem Dauerregen, wie wir ihn seit März nicht mehr erlebt haben.
Ausgerechnet heute, wo nicht an Bord gekocht wird, sondern wir essen gehen wollen.

Eine Art ‚Regenpause‘ nutzen wir, um in die Stadt zu sprinten. Direkt am Marktplatz einigen wir uns schnell: das Lokal soll es sein.

Es fängt ganz viel versprechend an, mit warmen Brot und zwei Mojos zum Dippen. Alles sehr lecker.

Michael wählt Thunfisch und Achim Schweine-Kotelett.
Beides kommt mit Pommes und Salat, wie der junge Kellner versichert.
Ich wähle zwei Tapas, die als halbe Portion eines Hauptgerichtes gereicht werden. Ich suche mir Kichererbsen aus, meine zweite Wahl gibt es heute leider nicht.
Gut, macht nichts, ich nehme ‚Fleisch mit Sauce‘.

„Nein, auch nicht lieferbar“, kommt der Kellner aus der Küche zurück.
Gut, macht nichts, ich nehme ‚Fisch mit Sauce‘.

Wenigstens ist es dem jungen Mann sichtlich peinlich als er zwei Minuten später die schlechte Nachricht aus der Küche übermittelt: Nicht vorrätig.

Gut, macht nichts, mir gehen langsam die Ideen aus, der Kellner rät mir zu ‚braunem Fisch‘. „Muy bien“, wie er versichert.

Als erstes kommen meine Kichererbsen. Lecker, wie ich feststellen muss. Anders als erwartet, aber gut: eine Art Eintopf mit Rindfleisch und zwei Stücken Chorizo drin.

Dann bekommen Michael und Achim ihr Essen. Die Pommes sind fettig und ranzig.
Der Thunfisch absolut trocken und tot gebraten und der Salat entpuppt sich als eine Scheibe Tomate an einem Blatt grünen Salat. Achims Schwein, ungenießbar.

Die Krönung ist dann allerdings mein ‚brauner Fisch‘. Ein in ‚irgend Etwas‘ panierter Fisch, der gruselige Haut mit viel Fett darunter hat und mich den ersten Bissen auf den Teller spucken lässt.*

Das ist für Achims Magen zu viel…er rennt zur Toilette und kommt erleichtert, aber etwas blass um die Nase wieder. In aller Fairness muss man sagen, dass er bereits angeschlagen zum Essen gegangen ist, weil ihm die Knie-Schmerztabletten auf den Magen hauen.

Michael ist der festen Überzeugung noch nie so schlecht in seinem Leben gegessen zu haben. Achim und mir fällt nur Lissabon vor ziemlich genau einem Jahr ein…

Noch im Lokal reservieren beide Brüder für Morgen einen Platz zum Abendessen auf Atanga. :cool:

 

*spätere Recherche ergibt, dass es sich um Muräne handelte. Mein guter Rat: Finger weg von Muräne, die ist widerlich… wirklich widerlich.