Archiv der Kategorie: Kap Verde

Da bist du platt

Fr.-So., 15.-17.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 594-6, 3.765 sm von HH

Karen und Reinhard liegen mit ihrer Findus in der Marina.
Daher haben wir unser Dinghi für die Zeit unseres Ausflugs umgedreht auf ihrem Vorschiff gelagert. Als wir nach drei Tagen zurück kommen, trauen wir unseren Augen nicht. Halbseitig ist unser Dinghi platt. Luft raus. Blöd. :shock:

So kommen wir ja noch nicht mal auf Atanga zurück.
Wir finden in Michael schnell einen Retter. Unser plattes Dingi und wir sind mit zwei Fahrten rüber gebracht.

Unser Dinghi ist nicht etwa 20 Jahre alt und die letzte Mähre. Nein, wir haben es im Jahr vor unserer Abreise neu gekauft. Seitdem ist es sechs, sieben Mal zum Einsatz gekommen. UV-Strahlung hat es nur in Las Palmas für vier Wochen gesehen.
Dass die Naht vom Übergang der harten Umrandung zur Gummiwulst auf 40 cm aufgegangen ist, ist ein starkes Stück!

Die Transporthülle fürs Dinghi fing bereits nach einem halben Jahr an sich aufzulösen. Da haben wir uns noch nichts dabei gedacht. Als beim dritten Einsatz des Dinhis das erste Bodenbrett, und kurz danach das zweite brach, schwante uns, dass wir es nicht mit High End Quality zu tun haben können.

Unser Dinghi stammt von AWN. Ein Schlauchboot aus Hypalon.
Hypalon soll 30 Jahre, auch karibischer, UV-Strahlung widerstehen können. Das gefiel uns.
Da wir das Ausstellungsstück von AWN gekauft haben, kostete es zudem, statt ca. 1.500 EUR „nur“ noch 700,00 EUR.

Dass es einen Rollboden hat, fanden wir nicht ganz so gut. Aber durch unser Baby-Stag auf dem Vorschiff sind unsere Lagermöglichkeiten für ein Dinghi eingeschränkt.
Die Packmaße überzeugten uns, wir kauften.

Nachdem Michael uns rüber gefahren hatte, waren wir jetzt gefangen auf unserem Schiff. Neulich schrieb ich noch von einer Nabelschnur. Wie wahr, wie wahr.

Achim hat gleich am Freitag die Naht geklebt. Versucht zu kleben, ist besser ausgedrückt.
Hätten wir einen Schnitt mit einem Messer in der Gummiwulst wäre das Unterfangen leichter. Pflaster drauf, fertig.
Durch die zwei unterschiedlichen Materialien mit unterschiedlicher Stärke und unterschiedlichem Reck-Verhalten, ist Achim misstrauisch, ob die Naht dicht sein wird.

Der Zwei-Komponenten-Kleber muss 48 Stunden trocknen, bevor das Dinghi wieder aufgepumpt und gewassert werden darf…also bis Sonntagmittag.
Erst am Sonntag konnten wir auf einen freien Liege-Platz im Fishing-Club.
Auf den wollten wir warten und vorher nicht für eine Nacht in die (doppelt so teure- nämlich 30 EUR) Marina fahren.

Das Problem ist, dass alle, wirklich alle sich für die eigene Weiterfahrt am Sonntag bereit machen. Also werden die Dinghis sauber gemacht und verstaut, so dass uns kaum jemand als Taxi übrig bleibt.

Ein ungewöhnliches Tief vor Florida hatte den Atlantik für 10 Tage mit Flaute beschert. Niemand wollte in der Zeit weiter fahren, so dass sich eine Art Stau gebildet hat.
Über 20 Yachten starteten am Sonntag zur Weiterfahrt in die Karibik.

Rechtzeitig zur Abfahrt unserer Freunde von der La Joya und Findus schaffen wir es im Fishing Club zu parken und auf die andere Seite der Bucht, zur würdigen Verabschiedung, zu sprinten. So schnell sehen wir uns alle nicht wieder. :cry:
Martinique und Guadeloupe heißen die Ziele der anderen. Aber im Mai, Juni wird es ein Wiedersehen geben, das ist gewiss.

Während wir den anderen nachwinken, entweicht langsam, aber sicher die Luft aus unserem Dinghi. Der erste Klebe-Versuch ging daneben. :evil:

Unterwegs mit dem Aluguer

Do., 14.Jan.16, Santo Antão, Tag 593, 3.765 sm von HH

In Kap Verde wird der Personentransport mit Aluguern abgewickelt.
Ein Aluguer ist ein Sammeltaxi und kann ein geschlossener Kleinbus oder ein Pick up mit Bänken auf der Ladefläche sein.
Es gibt feste „Linien“ und Abfahr-Punkte. Meistens wir aber erst losgefahren, wenn die Kisten rappel voll sind. Ein Aluguer hält auf Handzeichen an, wenn noch Platz vorhanden ist.
Es gibt auch Aluguer, die durch die Straßen fahren, um nach Kundschaft zu suchen.

Ein Aluguer kann auch als individuelles Taxi gebucht werden, dann kostet es ungefähr das 10fache vom Fahrpreis.

An unserem letzten Tag auf Santo Antão fahren wir mit einem bestellten Aluguer zu sechst ganz in den Norden von Santo Antão, nach Fontainhas.
Unser Gepäck bleibt in der Pension und soll von Jerry um 16:00 Uhr zur Fähre gebracht werden. Die umsichtige Katelijn nennt uns ein Hotel, wo wir unsere Taschen finden, sollten wir Jerry verpassen.

Zuversichtlich, dass dies klappen wird, machen wir uns auf den Weg.

Fontainhas liegt, mit Verlaub, am Arsch der Welt.
Warum Menschen sich überhaupt dort ansiedeln und Landwirtschaft betreiben, ist uns ein Rätsel. Eigentlich ist das an dieser Steilküste gar nicht möglich.

Ein paar wackere Kap Verdier belehren uns eines bessern. Aberwitzig auf eine steile Felsnase geklebt, stehen drei Dutzend Häuser und auf hunderten Mikro-Terrassen wird Ackerbau betrieben. Die Dorfjugend hat auf der Zufahrtstrasse einen kleinen Bolzplatz angelegt und es gibt sogar ein kleines Café.

Der Weg zurück nach Ponta do Sol, in die Zivilisation, ist einfach zu wandern. Umso bedauerlicher für Reinhard, der mit dem Aluguer zurück fährt und die großartigen Ausblicke verpasst.

Ponta do Sol dürfte den westlichsten Friedhof auf dem Afrikanischen Sockel haben. Es ist ein christlicher Friedhof, da 90% der Kap Verdier katholisch sind. Viele Kreuze auf den Gräbern sind mit der Hand beschriftet. Und die Kreuze stehen, anders als bei uns, am Fußende der Grabstätte.

 

 

In Ponta do Sol finden wir Reinhard schnell wieder. Gerade als wir im Schatten beraten, ob wir noch in dem Nest bleiben oder bereits nach Porto Novo zum Fähranleger fahren wollen, kommt Jerry um die Ecke gefahren.

Er setzt ein paar Gäste aus unserer Pension zum Mittagessen ab und kommt dann zu uns. Er hat keine Zeit uns zu fahren, versteht aber, dass wir lieber preiswert Aluguer als teures Taxi fahren wollen.

Kurzentschlossen lädt er uns in seinen Bus und fährt zu seinen Kumpels am Aluguer Sammelplatz. Ein, zwei Telefonate und ein wenig Palaver später, braust er mit uns los. Nach fünf Minuten stoßen wir auf einen Kleinbus, der am Wegesrand auf uns wartet. Telefonisch sind wir ihm als Gäste nach Porto Novo zur Fähre avisiert worden. Cool. Für uns vier sind noch Plätze frei, also rein mit uns. Tolles System und gut vernetzt, die Alguer-Jungs. Wir sind begeistert und freuen uns über diese unkomplizierte Art zu reisen und dass der Typ extra für uns angehalten hat.

Leider steigen nach 20 Minuten, einem Viertel der Strecke, alle anderen Passagiere in Ribeira Grande aus. Und nun versucht unser Aluguer-Fahrer uns doch ein wenig übers Ohr zu hauen: Entweder wir warten, bis der Bus wieder voll ist oder wir müssen den Taxi Tarif bezahlen. Warten wollen wir nicht, wer weiß, wann da mal Fahrgäste kommen, also einigen wir uns mit ihm auf den halben Preis, den er verlangt. Somit zahlen wir insgesamt 30 EUR, statt 18 EUR, die eine Sammelfahrt gekostet hätte. So ein Schlitzohr! ;-)

In Porto Novo gibt es ein verspätetes Mittagessen, eine kleine Dorfrunde und pünktlich um 16:00 Uhr erscheint Jerry mit unserem Gepäck. Schön, dass das so gut geklappt hat. Ein schöner Abschluß für unseren Dreitages-Ausflug.

Weniger schön ist, was Achim und ich in der Marina vorfinden.
Aber darüber werde ich erst Morgen berichten. ;-)

Ribeira do Paúl

Mi., 13.Jan.16, Santo Antão, Tag 592, 3.765 sm von

Beim Ribeira do Paúl handelt es sich um die grünste Schlucht auf Santo Antão.
Tief eingeschnitten zwischen zerklüfteten, spitzen Bergen, liegt eine sensationelle Landschaft.
So lieblich, so unbeschreiblich schön, dass das Herz ein wenig weh tut.

Wir werden von Jerry zum Startpunkt der Wanderung gefahren. Mit von der Partie ist Natascha, eine Niederländerin, so dass wir heute zu fünft unterwegs sind.
Der mit 3,5 Stunden angegebene Marsch beginnt sanft am Krater ‚Cova de Paúl‘.
Der Kraterboden liegt 50 Meter unter uns und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Zwischen den Feldern grasen Esel, vereinzelt Kühe und ein paar Ziegen.

Auf der gegenüberliegenden Seite vom Krater beginnt unser Abstieg ins Ribeira do Paúl.


Steil liegt ein gepflasterter Weg vor uns, der sich in engen Serpentinen talwärts schlängelt. Der Weg ist von einer Steinmauer gesäumt.
Kunstvoll schmiegen sich Weg und Mauer an die steile Außenflanke des Kraters.
Die Serpentinen sind so eng, dass es zeitweise scheint, dass man seinem Vordermann auf den Kopf steigen könne.

 

Für Reinhard ist dieser Weg fast mehr als sein mutiges Teutonenherz schaffen kann.
Nach ein paar Kurven und einem Stück mit fehlender Mauer, hadert er kurz, denkt daran umzudrehen. Dann nimmt allen Mut zusammen und schafft final auch die schlimmsten Passagen.
Der Weg ist gut ausgebaut, aber trotzdem recht schwierig zu laufen. Teilweise ist er so steil, dass wir uns an der Felswand abstützen müssen. Endlos laufen die Serpentinen vor uns her…

Nach zwei Stunden Marsch nimmt die Landwirtschaft zu.
Kunstvoll angelegte Terrassen mit Mais, Kaffee, Bohnen und Zuckerrohr überziehen die Hänge. Das Zuckerrohr steht in voller Blüte und wogt wie ein Meer aus Federn über dem Grün.

Nach und nach wird auch die Besiedelung dichter.
Es gibt Behausungen in traditioneller Bauweise, neben halbfertigen Betonbauten und alten Kolonial-Häusern. Wer Geld übrig hat, der streicht sein Haus in Pastell und baut ein Obergeschoß.

 

Die Menschen, die rechts und links unseres Weges wohnen, haben zweifelsohne sehr, sehr wenig. Armut ist auf der ganzen Welt nicht schön. Hier wirkt die Armut friedlich.
Die Menschen scheinen mit ihrer Situation und ihrem Leben im Reinen.
Kein Streben nach Gütern, die man sich sowieso nicht leisten kann, scheint die Idylle zu stören.

Ruhig werden die kleinen Terrassen beackert, ruhig die Esel mit der Ernte die steilen Pfade entlang getrieben.
Ruhig sitzen die Frauen am Wegesrand, grüßen uns leise und bieten Beutel mit Äpfeln zum Kauf an.

Immer wieder werden wir gefragt, ob wir portugiesisch oder französisch sprechen. Leider nicht. Somit reicht es nur für den Austausch der Vornamen. Als Lohn dafür bekommen wir eine Handvoll Äpfel geschenkt. Wir werden beschenkt!

Aber vielleicht irre ich mich. Verklärt durch die Schönheit der Landschaft, habe ich eine romantisch verzerrte Wahrnehmung. Wer weiß.
Aber es fühlt sich alles richtig und gut an.

In einer kleinen Bar legen wir nach 3,5 Stunden einen Getränke-Stopp ein.
Ein Schild in der Kneipe weist darauf hin, dass den Kindern keine Bonbons oder Lollis zugesteckt werden sollen. Ein Lolli kostet 0,50 Cent für den Touristen. Er muss Zahnpasta für 1,50 EUR und eine Bürste für 3,00 EUR kaufen.

Mit schon etwas müden Beinen laufen wir weiter.
Die Orte werden größer und sind ab hier mit dem Auto zu erreichen. Nach einer weiteren Stunde Marsch kommen wir an die Öko-Lodge von zwei Österreichern.
Hier wird aus Zuckerrohr der angeblich beste Grogue der Insel gebrannt. Selbstgekochte Marmelade, eingelegte Kräuter, Käse aus eigener Herstellung und eine kleine Gastronomie machen das Öko-Paradies perfekt.

Im Garten steht halbmannshoher Basilikum und in Spiritus liegen die giftigen Tausendfüßler, die es auf Santo Antão gibt. Wir probieren vorsichtig den Grogue. Er schmeckt uns nicht wirklich. Das erspart uns etwas zu kaufen und auch noch eine Buddel mit herum schleppen zu müssen.

Nach 6,5 Stunden erreichen wir unsere Pension. Staubig, durstig, kaputt, aber glücklich.
Ribeira do Paùl ist für mich einer der top fünf schönsten Flecken dieser Erde. :-)

Santo Antão

Di., 12.Jan.16, Santo Antão, Tag 591, 3.765 sm von

Die Nachbarinsel von São Vicente ist nur knapp 20 Kilometer entfernt und soll die Schönste der Kap Verdischen Inseln sein.
Leider gibt es dort keinen Hafen für Yachten und keinen sicheren Ankergrund.
Wir, Achim&ich und Karen&Reinhard von der Findus wollen trotzdem hin und nehmen die Fähre.
Wir möchten drei Tage mit zwei Übernachtungen auf Santo Antão bleiben.

Atanga bleibt alleine am Anker zurück. Die heftigen Winde der letzten Woche lassen uns sicher sein, dass der Anker hält.
Zudem liegt die La Joya direkt hinter uns und Michael wird ein Auge auf unser Zuhause werfen.

Die Überfahrt dauert nur eine gute Stunde und entführt uns in eine andere Welt:
Was auf São Vicente braun ist, ist auf Santo Antão grün.
Vertrocknet ist üppig und staubig ist frisch.

Der Abholservice der Pension (Casa das Ilhas) in der wir vorgebucht haben, klappt ausgezeichnet.
Jerry steht mit einem Kleinbus bereit für eine Inselrundfahrt.
Den ganzen Tag werden wir durch eine grandiose Landschaft gefahren, die ihres Gleichen sucht.

Dies zu beschreiben, halte ich kurz und knapp mit folgenden Superlativen:

  • grandios
  • wunderschön
  • lieblich
  • verzaubert
  • bezaubernd
  • atemberaubend
  • großartig
  • betörend

 

Wir übernachten in einer Pension im Ribeira do Paúl. Im ‚Casa das Ilhas‘.
Die Pension ist schlicht, einfach und schnörkellos.

Das Schönste ist zweifellos die traumhafte Lage.
Abgeschieden in den Bergen zwischen Wildnis und Zuckerrohr-Feldern. Nur durch einen 15 minütigen, steilen Feldweg über Stock und Stein zu erreichen. Alles muss über diesen Stolper-Pfad hoch getragen werden.

Der Komplex besteht aus fünf Häusern, verwinkelt und verstreut auf dem Gelände verteilt.
In unserem Haus teilen sich zwei Doppelzimmer jeweils ein Bad (38€ pro Nacht fürs Zimmer inkl. Frühstück).
Nach 1,5 Jahren duschen in Marinas wird man anspruchslos. Es macht uns nichts, dies mit Karen und Reinhard zu teilen.
Gut, dass wir die zwei schon eine Weile kennen. Die Zimmer und das Bad sind so hellhörig, dass wir eben so gut in einem Zimmer schlafen könnten.

Das ‚Casa‘ wird mit resoluter Hand von Katelijn, einer Holländerin, geführt.
Um 19:00 Uhr essen alle Gäste (max. 18) gemeinsam und es gibt für alle ein Einheits-Essen. Einfach, aber ganz schmackhaft plus Nachtisch für 10,00 EUR.
Und ganz mütterlich wird im Vorwege nach Vegetariern oder Allergien gefragt.

Katlijn spricht mindestens sechs Sprachen und unterrichtet die einheimischen Vorschulkinder in Creol. Als wir dort ankommen, ist gerade Unterricht. Die Zwerge sitzen artig im Essraum an eigens dafür aufgestellten kleinen Tischen und Stühlen.

Außerdem organisiert sie umsichtig und zuverlässig Fahrer, die ihre Gäste zu den Startpunkten der verschiedenen Wanderungen und Ausflügen bringen.

Wahrscheinlich gibt es preiswertere oder luxuriösere Unterkünfte auf Santo Antão.
Wir können ‚Casa das Ilhas‘ unbedingt weiterempfehlen, wen die schweißtreibende Kraxelei und Hellhörigkeit nicht abschreckt.

Mandingas in Mindelo

So., 10.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 589, 3.765 sm von

 

Mandinga

Mandinga

 

Schwarz ist alles, was wir heute sehen.
Es ist so viel schwarz, dass der Autofocus in der Kamera beim Scharfstellen versagt, da er keinen Kontrast findet, auf den fokussieren könnte.
Grund für so viel Schwarzseherei sind die

Mandingas (Mendingas) in Mindelo

Die vier Sonntage vor Karneval ziehen die Mandingas um die Häuser.
Tief im Wohngebiet versteckt, beginnt der Umzug der schwarzen Männer.
Mit Altöl eingerieben werden aus den, meist kaffeebraunen, Einwohnern, tiefschwarze Afrikaner.
Mit Speeren, Dreizack, Perücken und allerlei Voodoo-Zierrat, wie Puppen, Federn, Amuletten und Ketten werden aus ihnen gruselig, schaurig anmutende Zauberer und Götzenanbeter.
Sie wirken animalisch, kannibalisch, wild.

Zu grober Trommelmusik wird getanzt und gehüpft. Leiber glänzen in der Sonne.

Die Zuschauer bedrängen den Tross der Voodoo-Männer, ziehen uns schnell mit.
Wenn wir nicht aufpassen, werden wir getrennt. Das will von uns keiner. Adrenalin fließt. Sowohl auf der Seite der begeisterten, schwarzen Menge als auch bei uns Handvoll Weißer.

Wir fallen auf wie ein Stück Kohle im Schnee.
Unseren Adrenalin-Ausstoß können wir aber wieder senken. Wir werden entweder angelächelt oder ignoriert.
Fotografieren ausdrücklich erwünscht. Niemand bedrängt uns oder belästigt uns.
Alle wollen nur am schwarzen Treiben ihren Spaß haben.

Wir sind vor dem Neuen, nie Gesehenen, gefesselt, fasziniert. Sprachlos! Unglaublich was wir sehen und hören. :-)

Der Umzug stellt die Besinnung der Bevölkerung auf ihre afrikanischen Wurzeln dar. Unter portugiesischer Herrschaft lange verboten, wird diese Tradition jetzt aufrecht gehalten. Mandinga bedeutet ‚Teufel‘ oder ‚Zauberstück‘. In zweiter Bedeutung handelt es sich um einen Stamm von Ureinwohnern aus Angola.
Mandingas sollen die ersten Sklaven gewesen sein, die aus ihrer Heimat entführt und nach Brasilien verschleppt worden sind.

Um die extrem schwarze Hautfarbe der Ur-Mandingas zu erreichen, soll tatsächlich Altöl verwendet werden . Andere Quellen berichten von Kohle, vermischt mit Öl und Resten von Batterien.
Keine Variante ist eine schöne Vorstellung. In Altöl dürfte so ziemlich alles enthalten sein, was krank macht.

Die Tänzer beirrt dies nicht. Verlangt eine Tradition sogar, dass man sieben Jahre hintereinander im Trupp tanzen muss, da es sonst Unglück bringe.
Die Zuschauer holen sich ein wenig Farbe ab, um sich Wangen und Stirn zu schwärzen. Wer nicht aufpasst, wird von den Mandingas umarmt.
Wohl dem, der da Omas alten Hausfrauen-Trick kennt, dass Altöl mit Butter wieder raus geht. :mrgreen: