Archiv der Kategorie: Teneriffa

Fahrradtour nach San Andres

Sa., 27.Mrz.15, Teneriffa, Tag 301, 2.477 sm von HH

San Andres liegt 9 km nördlich von Santa Cruz und ist ein wichtiger Naherholungsort für die Einwohner der Hauptstadt. Der hübsche Ort liegt direkt am Fuß des schroffen Anaga-Gebirges, welches die Wolken von Santa Cruz fern hält.
In San Andres befindet sich der längste Sandstrand von Teneriffa. Aber leider ist der nicht echt. Denn 1973 hat man 4 Millionen Säcke Sahara-Sand hierher gekarrt, um 5 km Sandstrand aufzuschütten.

Damit dieses kostbare Gut nicht von den Gezeiten mitgerissen wird, befindet sich zum künstlichen Strand passend eine künstliche Barriere im Wasser. Somit ist der zweite Palmenstrand unserer Reise leider ein Fake. :cry:

 

Da es in San Andres nur ein paar Appartementhäuser, aber keine großen Hotelburgen gibt, hat sich der 5.000 Seelenort einen ursprünglichen Charme bewahren können.

Auffällig ist der Friedhof in der Nähe vom Strand. Dieser unterscheidet sich erheblich von denen, die wir bislang hier auf den Kanaren entdeckt haben. Der Friedhof macht einen etwas ungepflegten Eindruck, als ob hier schon lange nicht mehr beerdigt würde. Aber es existieren Gräber mindestens aus den 90er Jahren.
Und buh, ganz gruselig, Umrandungen, die wie Kinderbetten aussehen. Aber ich habe mir extra das Sterbealter angesehen, das ist kein Grab für ein Kleinkind. :shock:

Leider ist der Weg mit dem Rad dorthin nicht schön, schon fast unangenehm (aber die ganze Zeit nahzu waagerecht ).
Er führt an Industrie, Raffinerie und sonstigen Fabriken vorbei. Außerdem fährt man parallel zur vierspurigen Schnellstraße, die von Autos gut besucht ist. Das ist schade, denn somit ist eine weitere Radtour in den netten Ort wenig erstrebenswert.

Kochen an Bord:
Paprikasch: Schweine-Gulasch-artig mit Kartoffeln, viel Paprika (süß Pulver und rote Frische), Kümmel und ein paar Möhren, die weg mussten. ;-)

 

Mein Kampf mit der Hydra

Do., 26.Mrz.15, Teneriffa, Tag 299, 2.477 sm von HH

Frau braucht also einen Windrichtungsanzeiger…. :mrgreen:

In den letzten Monaten sind uns zwei Systeme ausgefallen. Zuerst hat uns die Windanzeige verlassen und schließlich hätte unser Topplicht auch als Lichtorgel in einer Disco fungieren können.

Beide Funktionen sind für uns einigermaßen wichtig und sollten auch baldigst wieder funktionieren.

Beim Topplicht war ich mir sicher, dass der Fehler in der Lampe selbst liegen würde und somit habe ich mich zunächst dem schwierigeren Problem gestellt, nämlich dem Nichtfunktionieren unserer Windrichtungsanzeige. Wir haben auf unserem Schiff ein System von B&G (Hydra 330), was zu Zeiten, als unser Schiff gebaut wurde (1989), bestimmt absolut „state oft the art“ war. Die Daten aus den Sensoren auf dem Masttopp, dem Tiefenmesser und der Logge werden alle in eine Zentraleinheit (das Gehirn der Hydra) eingespeist. Von hier aus werden dann die Anzeigeinstrumente mit den notwendigen Daten versorgt. Ich habe mich also zunächst an der Zentraleinheit zu schaffen gemacht und festgestellt, dass eine der drei Spannungen vom Mastsensor, die für die Richtungsanzeige notwendig sind, nicht stimmte.

Leider fehlten mir dann aber Ersatzgeräte, um zu prüfen, ob der Fehler in der Masteinheit oder in der Zentraleinheit liegt. In Las Palmas hatten wir den ersten Techniker an Bord, der sich die Anlage anschaute. Nachdem er ein paar Bilder gemacht hatte und versprochen hatte, sich am nächsten Tag zu melden, wart er allerdings nie wieder gesehen. Ich gehe mal davon aus, das er nur noch STng Kabel zusammenstecken kann und ihn unsere alte Hydra verschreckt hat.

Hier in Santa Cruz sah das alles etwas anders aus. Ein Anruf bei NavTec und am nächsten Tag war ein Techniker an Bord. Kompetent schaute er sich die Verkabelung in der Zentraleinheit an, allerdings ohne einen Fehler feststellen zu können. Also habe ich die Masteinheit vom Masttop geholt und ihm zur Überprüfung mitgegeben. So ganz untätig wollte ich aber nicht bleiben. Ich habe also die Buchse am Mast abgebaut, um mal nach dem Rechten zu sehen. Eigentlich hatte ich erwartet, hier kupferglänzende Kabel vorzufinden, denn immerhin sah der Stecker und die Kabel darin hervorragend aus. Aber was da zum Vorschein kam war schon schrecklich. Korrosion, Schmutz und abgefaulte Kabel. Ich habe also alle Anschlüsse gereinigt, die Kabel neu abisoliert und mit Kabelschuhen versehen und den ganzen Kram wieder zusammengebaut. Erstes Ergebnis war, dass unser Topplicht wieder funktionierte.

Abends bekam ich allerdings die Nachricht vom Techniker, dass unserer Masteinheit ein Defekt hat und die PCB (das ist die Hauptplatine in der Einheit) ausgetauscht werden müsse. Das Schöne an dem sündhaft teuren B&G Systemen ist, dass man sie reparieren kann und dass man selbst nach über 25 Jahren noch Teile bekommt.

Donnerstag kam der Techniker dann wie versprochen (mit nur einer Stunde Verspätung) an Bord und brachte die reparierte Masteinheit wieder. Flink wie ein Wiesel bin ich auf den Mast gestiegen, habe das Teil wieder an seinen angestammten Platz gesetzt und siehe da…..alles funktioniert wieder :-) .

Trotz der nicht ganz unerheblichen Kosten für die Platine des Mastsensensors (450€ inkl. 2 Arbeitsstunden) :shock: sind wir froh, dass wir unsere alte Hydra behalten können. Mal abgesehen von der vielen Arbeit, die es bedeutet hätte ein neues System einzubauen sind wir eigentlich davon überzeugt, dass wir mit unserem System sehr gut bedient sind. … und außerdem lieben wir die alten analogen Anzeigen….und überhaupt ist mir für eine glückliche Frau nichts zu teuer.

Windex, Verklicker oder Windrichtungsanzeiger!

Do., 26.Mrz.15, Teneriffa, Tag 299, 2.477 sm von HH

Auf praktisch jedem Segelboot, ob Jolle oder Dickschiff, gibt es so ein Gerät.
Diese sind meistens oben im Masttop angebracht und zeigen dem Segler viele Meter weiter unten an, aus welcher Richtung der Wind weht.
Häufig muss man dafür den Kopf in den Nacken legen, um sich den Verklicker in der Mastspitze zu betrachten. Dies ist nicht nur Halswirbel belastend, sondern, wenn die Sonne hoch steht, auch noch Netzhaut gefährdend.

Wir haben Glück, denn bei uns wird die Richtung des Windes im Cockpit über gute, alte, analoge Schaufenster mit echten Zeigern angezeigt.
Beziehungsweise wurde angezeigt. Diese Anzeige ist kaputt. Leider bereits seit Lissabon.

Jetzt könnte man natürlich argumentieren, wofür braucht man einen Windrichtungsanzeiger auf einem Segelschiff? Man braucht ja schließlich nur das Gesicht in den Wind zu halten und würde ja fühlen woher er geblasen kommt.

Das ist richtig.
Das ist aber auch falsch.

Wenn ich am Ruder stehe und das Schiff genau in den Wind halten soll (zum Großsegel bergen, reffen oder hissen), dann stehe ich dort so geschützt, dass ich gar nichts merke.
Unsere Sprayhood ist zu hoch, so dass ich keinen Wind mehr abbekomme. Ich kann natürlich auch auf das Segel achten, wann es anfängt im Wind zu flattern. Das funktioniert aber nur verlässlich im Hellen und auch dann nicht wirklich gut, denn wieder ist die besagte Sprayhood im Weg.

Somit werde ich von vorne angebrüllt.
Wer Achim kennt, der weiß, dass der ruhigste Mann auf dieser Welt nur aus akustischen Gründen brüllt.
Aber er brüllt! Und er brüllt seit Lissabon: „Halt das Schiff im Wind…“ („als ob ich das nicht selber wüste“), „…in den Wind…“, („jaaa“), „die andere Seite“ („ja, hab ich selbst schon gemerkt…“). :evil:

Also braucht man (Frau auch, also ich) einen Windrichtungsanzeiger.

 

Ein Dorf weiter… nach San Cristobal de la Laguna

Mi., 25.Mrz.15, Teneriffa, Tag 298, 2.477 sm von HH

Wir haben uns überlegt, dass wir uns von Teneriffa zunächst mal die nähere Umgebung ansehen.
Das Wetter ist für einen Besuch auf dem Teide einfach zu schlecht, daher muss die Hauptattraktion noch warten.

In Santa Cruz gibt es eine Straßenbahn, die einen in knapp 40 Minuten in das Unesco-Welterbe San Cristobal de la Laguna bringt.
Die beiden Städte sind in den vergangenen Jahren praktisch zusammengewachsen und somit existiert seit 2007 eine Tram, die beide Orte miteinander verbindet.

Da wir vorhaben noch häufiger mit dem Bus zu fahren, kaufen wir uns einen Bono-Bus-Karte.
Im Grunde handelt es sich nur um eine Prepaid-Karte im Wert von 15,00 oder 30,00 EUR, die im Bus und der Tram entwertet werden kann. Mit Bonus-Karte erhält man dann einen Rabatt von 30 bzw. 50 Prozent auf den Fahrpreis, je nach Fahrstrecke.
Zu zweit benötigen wir nur eine Karte, denn diese ist übertragbar.
Erhältlich ist die Karte an vielen Kiosken und natürlich am Busbahnhof. Einfaches System und lohnend bereits ab einer Fahrt in den Süden der Insel. Durch diese Bono-Bus Karte wird das Busfahren wirklich preiswert.

San Cristobal wurde im 16. Jahrhundert geplant und angelegt.
Die zu der Zeit moderne Bauweise einer schachbrettartigen Anlage einer Stadt wurde hier konsequent durchgesetzt. Diese Struktur ist noch weitgehend vorhanden, allerdings wurde viele der ursprünglichen Häuser umgebaut.
Wir finden am schönsten die tollen Innenhöfe mit ihren umlaufenden Balkonen und dem obligatorischen Springbrunnen in der Mitte.


Und es gibt mal wieder ein verfallenes Kloster. Leider darf man es nicht betreten, aber durch ein Gitter können wir ein Kleinod erspähen.
Wunderschön, wie die Statue zwischen den Ruinen und Unkraut hervor schaut.

Ansonsten laufen die Vorbereitungen zur samana santa, zur Karwoche, auf Hochtouren.
In der nächsten Woche wird es in La Laguna täglich mehrere Prozessionen geben.
18 Bruderschaften werden die verschiedensten Skulpturen, Kruzifixe und Christusfiguren durch die Straßen tragen.
Überall auf Teneriffa hängen Werbeplakate, die zum Besuch der heiligen Woche aufrufen.

Kochen an Bord:
Süßes Hühner-Curry mit Banane, Apfel, Ingwer, Kokosmilch.

Kaufrausch, Lustkauf, Glücksrausch

Di., 24.Mrz.15, Teneriffa, Tag 297, 2.477 sm von HH

Dieser Markt hier in Santa Cruz macht mich glücklich.
Nicht, dass andere Märkte dies nicht auch schon gemacht hätten, aber dieser ist einfach wunderbar (siehe ‚erste Eindrücke von Santa Cruz‘).

Schon der Weg dorthin ist klasse, entweder ich gehe 20 Minuten zu Fuß durch die nette Fußgänger-Zonen-Altstadt oder ich radle 5 Minuten außen drumherum vorbei.

Die Orangenzeit neigt sich dem Ende entgegen, dafür gibt es jetzt Papaya und kleine Mangos habe ich gesehen.
Frischer Thunfisch ist für 15 EUR (in Worten fünfzehn) zu haben und ein großes Bund Koriander kostet 30 Cent.
Darf es sonst noch etwas sein? Es gibt alles und alles frisch. :-)

Wenn ich manchmal zu Hause noch etwas planlos bin, was es zu Essen geben soll und sogar zum härtesten Hilfsmittel greife und Achim frage, was er denn essen will. So lösen diese Probleme sich auf dem Markt in nichts auf. Ich kann gar nicht so schnell einpacken, wie mir die Kochideen in den Sinn kommen.

Ich muss jetzt nur noch Rezepte über Yuca (Maniok) und Kaktusfeigen-Früchte googlen. Die kommen dann beim nächsten Einkauf mit.

 

Thunfisch mit Gurkensalat (mit Joghurt, Ingwer und Koriander) und Kartoffelbrei (statt Milch mit Kokosmilch – Idee vom Henssler – mega lecker), die Erdberren gab es schon mittags, die waren aber leider eine Enttäuschung. :cry: