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Kran-Tag

Sa., 09.Dez.17, Panama, Puerto Lindo, Tag 1288, 12.217 sm von HH

Beinahe hätte es wieder nicht geklappt mit unserem Termin.
Der viele Regen hat ein großes Loch in den Boots-Stellplatz gespült und der Weg zu unserem geplanten Standplatz ist unpassierbar.
Achim spricht mit Engelszungen auf den Werft-Chef ein. Der lässt sein Herz erweichen und zirkelt mit dem Maßband aus, ob er uns noch auf der anderen Werft-Seite dazwischen quetschen kann.
Der Travel-Lift ist für Katamarane dimensioniert und hat bestimmt eine Breite von zwölf Metern. Da kann er nicht einfach überall dazwischen fahren.

Atanga ist schon fast etwas zu klein für die Gurte und sieht etwas verloren in dem Gestell aus.

Der Chef macht an der Fernbedienung eine gute Figur. Im ‚Crocodile-Dundee-Style‘ manövriert er ruhig und souverän seinen Travel-Lift an die vorgesehene Stelle. Zum Nachbarschiff passt noch eine Handbreit dazwischen.

 

da staunt der Kollege Nachbar schon mal

da staunt der Kollege Nachbar schon mal

Die Werft ist noch sehr neu, das Gelände ist gepflegt und aufgeräumt.
Die sanitären Einrichtungen befinden sich in einem Container, sind aber blitzsauber. Kein einziger Schimmel-Belag ist zu finden.
Es wird gerade an einem festen Gebäude gebaut. Das hier wird mal eine schicke Marina und Werft.

Bei so einer Kran-Aktion gibt es immer einen Verlierer. :mrgreen:
Heute trifft es unseren Fender, der unbeabsichtigt vom Gurt eingequetscht wird.

Wenn die Industrie es schafft, Gegenstände herzustellen, die das aushalten, obwohl sie bereits acht Jahre alt sind und dauerhaft dem UV-Licht ausgesetzt sind, warum kann das dann nicht für alles gelten?

Die San Blas Inseln müssen warten

Do., 07.Dez.17, Panama, Puerto Lindo, Tag 1286, 12.217 sm von HH

Zumindest noch für ein paar Tage.
Unerwartet haben wir einen Termin zum Kranen am Samstag angeboten gekommen. Den krallen wir uns. Es ist unangenehm dieses leidige Thema ‚Antifouling-streichen‘ vor sich her zu schieben.

Im Nachgang können wir uns freuen, dass es letzte Woche nicht geklappt hat, bei dem vielen Regen hätten wir sowieso nicht arbeiten können. Auf dem Trockenen zu stehen kostet über 20 USD/Tag. Das Geld haben wir prima gespart.

Seit gestern hat sich das Wetter beruhigt. Noch einen Tropen-Schauer am Nachmittag, die restliche Zeit ist es trocken. Mit der Sonne hebt sich nicht nur die Stimmung, nein, insgesamt läuft es besser: Eine neue Option unser Wunsch-Dinghy zu bezahlen, bietet sich gerade an.
In der Marina scheint uns jemand behilflich sein zu können.

Die Laune ist so gut, dass die positiven Dinge plötzlich auffallen:
Es gibt keine Mücken. Das ist kaum zu glauben. Gleich hinter Puerto Lindo liegt ‚Jurassic Park‘. Das Gebrüll und Heulen der Brüll-Affen schallt lauthals über die Bucht. Jeden Augenblick erwartet man einen Dino zu sehen. Papageien fliegen über den Ankerplatz. Im Dorf flattert ein urweltlicher Tukan an uns vorbei.
Aber es gibt keine Mücken. :-)

Mit dem Dinghy düsen wir in die Mangroven. Die Attraktion ist ein schmaler Kanal, der zwei Buchten miteinander verbindet. Das Blätterdach ist so dicht, dass ein Tunnel entstanden ist.
Wildromantisch. Das ist normalerweise ein Garant für Mücken-Attacken. Nichts, ohne einen einzigen Stich kommen wir von unserer Fahrt zurück.

Perfekte Spiegelung im Tunnel

Perfekte Spiegelung im Tunnel

Für Aufregung sorgt am Morgen ein Segelboot auf Drift. Eben lag die Yacht noch hinter uns, auf einmal ist sie ‚verschwunden‘. Die Eigner hatten wir grade an Land fahren sehen.
Mit unserem Nachbarn Roy eilt Achim dem entschwindenden Boot zur Hilfe. Ein weiteres Dinghy eilt heran.
Zu dritt versuchen die Männer, den slippenden Anker zu heben. Die elektrische Fernbedienung für die Winsch ist nicht zu finden. Muskelkraft ist gefragt.
Die Maschine kann nicht gestartet werden, da sich die Zündung unter Deck befindet und alle Luken geschlossen sind. Dass Boot driftet weiter. Die Felsen kommen näher.

Zum Glück ist gerade die Küstenwache mit einem starken Außenborder durch das Ankerfeld gefahren. Die werden angehalten und zum driftenden Boot gejagt. Für die Jungs und ihre vielen PS ist es ein Leichtes, die Yacht auf Abwegen wieder in das das Ankerfeld zurück zu schleppen.
Mit Schlauchbooten die Yacht zu ziehen, wäre sicher eine größere Aufgabe geworden und wir hätten noch ein paar Dingies zusammentrommeln müssen.

Achim, Roy und der unbekannte Helfer lassen den Anker wieder fallen, einfahren können ihn nicht, geben aber sechzig Meter Kette. Dass reicht bis die Besitzer am Abend wieder zurück kommen.

Rettung vor den Felsen mit Hilfe der Küstenwache

Rettung vor den Felsen mit Hilfe der Küstenwache

 

Ein Dieb in der Nacht

Di., 05.Dez.17, Panama, Puerto Lindo, Tag 1284, 12.217 sm von HH

Lautlos und als Vampir verkleidet, verschafft sich der Schuft Zugang zum Salon.

Wir sitzen gemütlich und schauen einen Film, als plötzlich eine kleine Fledermaus um unsere Köpfe kreist. Rotzfrech als würden wir gar nicht existieren, wird alles ausgespäht. Eine kurze Runde nach draußen und Schwupps, ist sie durch den offenen Niedergang wieder drin.

Ungerührt werden wir umkreist, um dann zielgerichtet auf unseren Kochbananen zu landen. Die sind schon etwas überreif und strömen offenbar einen unwiderstehlichen Duft aus.
Die kleinen Beißer werden in die Schale gehauen und bereits nach drei, vier Landungen ist ein deutliches Loch in die Banane gehackt. Das Schmatzen ist deutlich zu hören.

Der Bauch ist schnell voll und ohne einen weiteren Gruß verschwindet die kleine Flatter-Maus in der Dunkelheit.
Ich sehe die Papaya im Netz am Heckträger für die kommende Nacht stark in Gefahr. ;-)

Aus Puerto Lindo wollen wir weg. Seit einer Woche nur Regen.
Zwischendurch ist es mal für ein, zwei Stunden trocken, wir atmen auf. Dann erscheinen am Horizont wieder schwarze Fronten.
Der einzige Vorteil, wir haben Süßwasser bis zum Überlaufen. German Engineering , unser Provisorium, arbeitet im Akkord und tadellos.

Puerto Lindo Ankerbucht mit Regenfront

Puerto Lindo Ankerbucht mit Regenfront

Die Ankerbucht ist proppenvoll, das Wasser weit entfernt davon klar zu sein. Plastik-Müll treibt vorbei.
Puerto Lindo ist nur von weitem malerisch. Der Ort ist ebenso schimmelig, wie Portobelo. Bei dem Wetter kein Wunder. Der Strand liegt Müll und Schutt, die Häuser sind baufällig und heruntergekommen.
Das Beste an Puerto Lindo sind die Einwohner. Liebenswürdig und freundlich wird uns der Weg zum einzigen Laden gezeigt.

Von weitem ist Puerto Lindo total schön

Von weitem ist Puerto Lindo total schön

Es ist ein winziger Kiosk, der Konserven, Toastbrot und ein paar gammelige Zwiebeln verkauft.
Zum Glück erwischen wir den mobilen Gemüse-Truck, der unregelmäßig die Dörfer an der Küste mit frischem Gemüse versorgt. Prall beladen mit einer wohltuenden Auswahl an Grünzeug und Obst.

Unser nächstes Ziel heißt ‚Holandes Cays‘, ein Atoll der San Blas Inseln.
Die Entfernung ist für einen Tagestrip zu weit, also werden wir kurz vor Einbruch der Dunkelheit starten und hoffen im Laufe des Vormittages dort einzutreffen.

Die ‚Holandes‘ sind fernab der Zivilisation und Internet-freie Zone.
Das Wasser sei kristallklar und gebratene Langusten flögen einem in den Mund.
Ein Paradies, sagt man.

Ein neues Schlauchboot soll her

Mo., 04.Dez.17, Panama, Puerto Lindo, Tag 1283, 12.217 sm von HH

Hast Du schon mal versucht in Panama ein neues Dinghy zu kaufen? :mrgreen:
Das stinkt verdammt nach einer großen Herausforderung.

Wir haben Internet, wir haben den Bauhaus (der wichtigste Revierführer für Panama) und wir haben ‚Panama Cruising Guide‘, eine kostenlose Sammlung aller wichtigen Adressen in Panama.
Damit sind Händler, die Schlauchboote verkaufen, schnell gefunden.

Ein paar Stunden und eMails später kommen zwei Händler in Frage: Marine Warehouse, ein Importeur, der Schlauchboote aus den USA liefern lässt. Wenn wir bis zum 16.Dezember unsere Bestellung übermitteln, dann käme unser Dinghy mit dem nächsten Schiff und wir können es Anfang Januar in die Arme nehmen.

Und es gibt Rodrigo. Rodrigo hat das Dinghy, was uns am besten gefällt. Und Rodrigo liefert sogar von Colon nach Puerto Lindo. Aber Rodrigo will cash. 2.850 USD! Soviel Bargeld haben wir nicht.

Der nächste Geldautomat ist zwei Stunden Busfahrt entfernt. In Portobelo gab es mal einen, der wurde geklaut. :lol: Pro Tag bekommen wir am Automaten 500 USD pro Kreditkarte – wir haben Karten zwei verschiedener Institute – also 1000 Dollar täglich.
Blöd, das würde ja zwei Übernachtungen bedeuten oder endlose Gondelei mit dem (unzuverlässigen) Bus.

In Colon soll es die Möglichkeit geben in einer bestimmten Bank eine ‚Sonderauszahlung‘ zu vereinbaren. Ob das stimmt, ist nicht gesichert.
Auf blauen Dunst nach Colon zu fahren, um dann doch nur 1000 Dollar in der Hand zu halten, lässt uns diesen Versuch verwerfen.

Da hat Rodrigo eine Idee: „Wir fragen Käpt’n Jack. Der hat einen Kreditkarten-Leser und sitzt in Portobelo.“
Jack ist mit dem Plan einverstanden, möchte aber für seine Dienste 200 USD haben. :lol: :lol:
Während Achim und ich noch darüber lachen und diskutieren, kommt schon die nächste What’s App rein: Der Automat von Jack ist kaputt. Der Deal ist gestorben.

Wir möchten aber eigentlich schon gerne das Dinghy von Rodrigo.
Wir fragen ihn, ob er es uns so lange reserviert, bis wir von den San Blas Inseln zurück sind und sowieso nach Colon kommen. Dann können wir ‚bequem‘ zum Automaten, USD sammeln und Rodrigo bar bezahlen.

Er ist einverstanden. Und wir riskieren es.
Jetzt heißt es Daumen drücken, ob in Panama solche Verspechen einen Wert haben.
Falls nicht, bleibt uns nur auf das übernächste Schiff aus den USA zu warten, wahrscheinlich bis Anfang Februar.

Unser Dinghy schwimmt wieder…

Sa., 02.Dez.17, Panama, Puerto Lindo, Tag 1281, 12.217 sm von HH

… allerdings immer noch mit Loch.

Die Bedingungen zum Flicken sind denkbar schlecht.
Es hätte keine blödere Stelle sein können. Genau dort, wo eine umlaufende Gummiwulst verläuft, strömt die Luft raus. Fast unmöglich an der Stelle vernünftig zu reparieren.

Die Anleitung für den Kleber empfiehlt: Keine Luftfeuchtigkeit über 60% und Temperaturen zwischen 18 und 25 Grad. :mrgreen:
Das Zeug bindet in so schnell ab, dass es schwierig ist, die zweite (erforderliche) Lage aufzubringen.
Und dann muss das Ganze auch noch in einer Regenpause passieren.

Achim gibt alles.

Nach 48 Stunden Wartezeit hat sich der Kleber ausreichend vernetzt. Solange darf das Dinghy nicht belastet werden. Ungeduldig harren wir an Bord aus.

Die Probe-Pumpung zeigt den Misserfolg sofort: pffft!

Trotz Loch können wir das Dinghy benutzen, um an Land zu kommen. Durch unseren festen RIP-Boden aus Aluminium sinken wir nicht, aber auf der Wulst kann man nicht sitzen und somit nicht anständig fahren.
Ein Dauerzustand ist es nicht. Fahren Pumpen, fahren, pumpen.

Unser Ankerplatz befindet sich schon ziemlich am Arm der Heide. Internet von Restaurants oder gar ein public Wifi existiert nicht.

Aus Portobelo bringen wir eine lokale Sim-Karte mit, damit wir recherchieren können, wo wir einen Dinghy-Doktor oder gar ein neues Dinghy finden.
Die Aktivierung der 2GB Karte erweist sich zunächst als leichte Aufgabe. Aber bereits nach 200 MB ist Schluss.
Durch verzweifeltes Klicken auf diverse Links, Kaufoptionen und Auflad-Button läuft die Karte plötzlich wieder. :-)
Nun ist Wochenende und kaum jemand ist zu erreichen.

Panama ist topografisch irgendwie schwierig.
Es fängst damit an, dass man glaubt, es verläuft als schmale Landbrücke in Nord-Süd-Richtung.
Dabei liegt es waagerecht auf der Landkarte.

Die Musik in Panama spielt am Kanal. In Colon auf der Atlantik-Seite, hauptsächlich jedoch in Panama City im Pazifik. Der Rest des Landes ist wenig besiedelt und schlummert vor sich hin.

Die Hauptattraktion in Panama sollen die San Blas Inseln sein.
Die liegen zur Zeit östlich von uns (ca. 100 km) und Colon mit neuem Dinghy wartet 70 km westlich.

Was tun?

Da wir noch immer keinen Termin zum Kranen haben, könnten wir zuerst die schönen San Blas Inseln besuchen. Das ist zwar gegen die deutsche Regel ‚erst die Arbeit, dann das Vergnügen‘, würde aber unsere Wartezeit angenehm verkürzen.
Für diese Zwecke reicht das Loch-Dinghy (wohl) noch aus.

Dagegen spricht, dass es den ganzen Tag regnet. Wir wissen gesichert von Mitseglern, dass es im Osten auf den Inseln nicht besser aussieht.
Türkise Buchten an Traumstränden sind bei Regen eben auch nur grau, da können wir auch in Puerto Lindo bleiben. Hier haben wir eine Art Infrastruktur und Internet, was wir brauchen, um ein Dinghy zur organisieren und endlich einen Platz zum Kranen zu finden.