Besuch im Medic-Center

Mo., 01.Sep.19, Franz.Polyn./Tuamotu/Insel Tikehau, Tag 1918, 18.584 sm von HH

Die Verletzung am Fuß hat Achim schon aus Tahiti mitgebracht. Ein harmloser Ratscher, der sich, wie es gerne in den Tropen passiert, entzündet hat. Wir bekommen die Entzündung aber alleine nicht in den Griff. „Du reinigst zu zaghaft und du musst die faule Haut entfernen“. Ich kann nur kluge Ratschläge geben. Um herzhaft die Wunde zu reinigen, während sich der Patient vor Schmerzen windet, bin ich zu weich.
In den letzten Tagen hat die Infektion ein schönes Loch in Achims Hacke gefressen. Jetzt müssen Profis ran, bevor ihm der Fuß abfault. Auf zum Gesundheits-Zentrum.

Tikehau hat fünfhundert Einwohner. Ein Krankenhaus oder Arzt gibt es nicht. Aber zwei Krankenschwestern, die vormittags zwei Stunden geöffnet haben. Man muss draußen vor der Tür warten. Holzbänke stehen im Schatten und Aushänge informieren über das schlimmste Krankheitsrisiko auf Tikehau: Diabetes. Die Polynesier mögen gerne Süßes und noch lieber Fettes. Pommes sind ihr absoluter Favorit. Ein beliebter Pizza-Belag sind Pommes und es gibt tatsächlich Baguette belegt nur mit Pommes, Mayo und Ketchup. Ohne Quatsch, die reine Wahrheit.

Starkes Übergewicht ist die Regel, nicht die Ausnahme. Eine Ernährungs-Pyramide erklärt gesunde Nahrung. Wo der geneigte Polynesier allerdings das empfohlene Obst und Gemüse herbekommen soll, ist mir schleierhaft. In den zwei Mikro-Läden konnte ich bisher nur Zwiebeln entdecken. Selbst nach der Ankunft des Versorgungs-Schiffes fehlt der übliche Kohl und die Möhren. Da ist es einfacher die Pommes aus der Tiefkühltruhe in die Fritteuse zu werfen und mit einer Cola runter zu spülen.

Vor der Tür des Medic-Centers warten schon die Patienten des Tages. Wir sind an fünfter Stelle dran. So denken wir. Ein Patient wird aufgerufen. Noch vier vor uns. Es geht nicht voran. Weitere Patienten treffen ein, gesellen sich zu uns auf die kleine Veranda. Es wird geschwätzt und gelacht, man kennt sich. Gesprochen wird ausschließlich Tahitianisch, Französisch scheint verpönt.
Die Patienten werden nach dem Lifo-Prinzip abgearbeitet: last in – first out. Alle, die nach uns kommen, sind vor uns dran. Die vier, die schon da waren, müssen ebenfalls warten. Das beruhigt uns. Aber ein Prinzip in der Reihenfolge können wir nicht feststellen. Nach zwei Stunden sind wir die Vorletzten sind, die aufgerufen werden.

Gesundheits-Zentrum auf Tikehau

Die beiden Krankenschwestern sind bewandert in der Behandlung von Tropen-Entzündungen. „Kein Fieber, kein Antibiotikum“, so lautet ihre Diagnose. „Nur einmal am Tag reinigen“, lautet die Therapie, „und nicht nass werden lassen“! Die Wunde wird gereinigt und hübsch verbunden. Achim bekommt noch für fünf Tage Verbandmaterial und in Parafin getränktes Wund-Pflaster mit. „Dann sollte die Entzündung verschwunden sein“. Genau wie die Einheimischen brauchen wir weder für Behandlung noch für Verbandmaterial etwas bezahlen.

Fünf Tage später ist die Infektion tatsächlich verschwunden. Jetzt ist nur noch das Loch mit gesundem rohen Fleisch zu sehen. Also weiter Bade-Verbot. Schon blöd. Da schwimmen wir in einem See aus geschmolzenem Türkis und einer von uns darf nicht hinein.

Besser geht nicht – perfektes Wasser und der Lange darf nicht rein

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