Dinghi Cover selber nähen

Mo., 07.Mrz.16, Kourou/Franz. Guyana, Tag 646, 5.573 sm von HH
Ich nehme die Hauptemotion, die diese Aktion auslöst, gleich vorweg:
Große Zufriedenheit mit dem Ergebnis.
Der Rest war, gelinde gesagt, echt Kacke.  :roll:

Das Projekt ist eigentlich eine Nummer zu groß für uns. In der Theorie ist alles ‚klar‘.
Trotzdem stehen wir zunächst ratlos vor dem nackten Dinghi.
Wir brauchen ein Schnittmuster aus Papier, um passende Teile aus Stoff zuschneiden zu können.

Mit Packpapier wickeln wir die Schläuche eng ein, wie ein übergroßes Geschenk.
Jede Rundung und Kurve bilden wir mit dem Papier nach. Dass es dabei mit 15 Knoten über Deck fegt, macht die Sache nicht einfacher.
Mit Unmengen an Klebeband sind nach vier Stunden Gemeinschaftswerk die Gummiwülste verpackt.

Wir beschließen, das Cover in fünf Teilen zu nähen.
Also zerschneiden wir unsere Verpackung an den gewünschten Stellen durch und lösen das Papier von den Wülsten.
Damit unsere Falten nicht auseinander fallen, kommt auf die Rückseite vom Papier noch einmal die gleiche Unmenge an Klebeband.
Alle Papierteile, die sich nicht glatt auf den Stoff legen lassen, bekommen beherzte Schnitte, um die Wölbungen glätten zu können. Ein strategisch falscher Schnitt wird einfach wieder zugeklebt.
Diese Schnitte bilden Keile, die im Stoff als Abnäher wieder die gleiche Wölbung wie vorher das Papier bilden. Besser gesagt, bilden sollen. :mrgreen:

Soweit so gut. Alles klappt prima.
Bis wir einen folgenschweren Fehler machen.

Wir schneiden die Löcher für Griffe und Ruder-Aufnahme bereits beim Zuschnitt in den Stoff.
In der Größe, die das spätere Loch haben soll.
Würden wir nur kleine Schlitze geschnitten haben, hätten wir uns viel Arbeit ersparen können.

Alle Teile aneinander nähen, Säume nähen und einen Tunnel für ein umlaufendes Gummi. Auch hier passt alles überraschend gut.
An keiner Stelle haben wir Nahtzugaben vom Papier auf den Stoff vergessen zu übertragen. :-)

Unser Cover sitzt schon bei der ersten Anprobe ganz gut. Leider sind ein paar Löcher nicht an den korrekten Stellen und müssen entsprechend vergrößert werden.


Um die, nun zu großen, Löcher zu kaschieren, brauchen wir Abdeck-Stücke.
Jetzt wird klar, wir brauchen für alle Löcher solche Abdeckungen, da wir ja keinen Stoff mehr übrig gelassen haben, um die Lochkanten nach links umzuschlagen und sauber zu vernähen.
Äh…wie viele Löcher waren es gleich noch?
Ach, nur 24, na dann. Dann geht’s ja noch. Gelächter.

Besondere Fehler ziehen besondere Maßnahmen nach sich.
Das Dinghi kommt an Deck und wir beschließen, dass es dort bleibt, bis wir fertig sind.
Ausgehverbot. Im Arbeitslager gefangen auf Atanga.

Wir gehen in die Massenproduktion.
Achim misst und schneidet die Abdeck-Riegel zu. Ich nähe. Erst die Säume an den kleinen Teilen umnähen. Dann noch die Teile am Cover festnähen.
Leute, es sind ja nur 16 kurze Nähte pro Riegel. Alles kein Thema.
Und, wenn Du nicht weg kannst, dann haust Du eben einen Schlag rein.

Nach zwei Tagen ist es geschafft. Alle Löcher sind in richtiger Größe an richtiger Stelle.
Eine der Abdeckung haben wir sowohl auf links zugeschnitten, als auch auf links umgenäht und angenäht.
Der Fehler ist in der Fertigung, sowohl beim Zuschnitt als auch beim Nähen, durchgerutscht.
Erst bei der Qualitätskontrolle fällt der Fehler auf und wird billigend als Toleranz-Abweichung in Kauf genommen. Es lebe ISO 9001.

Vor die Ventile kommen Klappen, dann sind die ebenfalls vor der Sonne geschützt.
Ein paar falsche Falten vorne im Bug beseitigen wir ganz pragmatisch.
In das fertige Cover schneiden wir zwei Schlitze und setzen einfach Keile ein. Die beseitigen zu viel Spannung in der Kurve und Falten gleichzeitig. Der Rest passt.


Nach ungefähr 50 Mannstunden sind wir fertig. Nahezu die Hälfte dürfte in die Abdeckungs-Riegel gegangen sein.
Okay, jetzt im Nachgang finden wir auch, dass die Riegel geil aussehen. Geradezu professionell. ;-)
Aber beim Nähen, haben wir ganz schön geflucht.


Wegen der Halter hinten an den Heck-Schwänzchen, kann das Cover kann nur bei wenig Luftstand über die Wulste gezogen werden.
Es  kommt somit einem Maria Carey Kleid sehr nah:
Luft anhalten, überziehen, aufpumpen. Nur die hochgedrückten Möpse fehlen.

Ein Gedanke zu „Dinghi Cover selber nähen

  1. Cornelia

    Vielleicht könntet Ihr Euch bei Mariah Carey als Zuschneider anheuern lassen, wir jedenfalls waren begeistert.
    Liebe Grüße von der Hexe an der Côte

    Antworten

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