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Wanderung zum See Vaihiria

Di., 13.Okt.20, Franz.Polynesien/Tahiti/Papeete, Tag 2326, 21.218 sm von HH

Wanderungen auf Tahiti zu finden, ist ein Krampf. Hinweise im Netz sind rar gestreut und die Mitarbeiter der Touristeninformation können zwar Blumen verteilen und sind total niedlich, aber nutzlos. In einem geliehenen Wanderbuch auf Französisch werden wir endlich fündig, Wir möchten zum ‚Lac Vaihiria‘.  Jetzt bloß keine Fehler bei der Übersetzung machen, sonst laufen wir in die Irre. Aber Doris und Wolfgang nicken bestätigend: „Ganz einfach zu finden.“

Um zum Einstiegspunkt zu kommen, mieten wir uns ein Auto. Nach einer knappen Stunde Fahrt müssen wir in eine schmale Straße abbiegen, die durch ländliches Wohngebiet und an ein paar Tomaten-Plantagen vorbei führt. Erst Asphalt- dann Schotterpiste. Nach drei Kilometern ist Schluss, ab hier kommt man nur noch mit einem Geländewagen weiter. Wir stiefeln los. Der Weg ist einfach. Auf einem Forstweg, der gleichzeitig die einzige Möglichkeit darstellt die Insel zu queren, geht es moderat bergan.
Es ist waldig, üppig grün und ganz nett, aber nicht mit der spannenden Tour zum Wasserfall zu vergleichen als wir über Stock und Stein unseren Weg suchen mussten. Aussichten ins Tal ergeben sich auch keine – es ist einfach zu viel Wald im Weg.

Einfache Streckenführung – zu Beginn ohne viel Fernsicht

Nach knapp zwei Stunden, grad als uns etwas fad mit der Strecke wird, hören wir ein Auto hinter uns rumpeln. Wir gucken uns nur kurz an und sind uns sofort einig, die versuchen wir zu kapern. Die junge Familie nimmt uns gerne mit. Da ein Baby auf der Rückbank schläft, bleibt für uns nur die Ladefläche. Aber besser schlecht gefahren als gut gelaufen. Nach einer knappen halben Stunde Fahrt wird der Weg deutlich steiler und holpriger. Die Anhängerkupplung vom Pickup kratzt übel über die Steine. Wir rumpeln weiter. Dann wird es richtig steil. Wieder das Kratzen. Es hat keinen Sinn, wir sind zu schwer auf der Ladefläche, wir steigen ab. Unser junger Chauffeur, der den Wagen nur geliehen hat, lässt auch Frau und Baby aussteigen. Ungeübt mit dem Wagen sucht er nach den Kriechgängen, um am steilen Hang überhaupt weiter zu kommen. Dann hat er den Bogen raus, aber wir gehen zu Fuß weiter, das Kratzen wollen wir dem Auto nicht zumuten. Schade, denn das letzte Ende der Strecke hat es in sich. Schnaufend und außer Atem erreichen wir den See.

Unbequem auf der Ladefläche geht es den Berg hoch

Die Kehre hinter der steilsten Stelle des Weges

See Vaihiria – See der Aale

hübsch eingerahmt von Bergen

Schön ist es am Lac Vaihiria. Laut Info-Tafel leben Aale im See, die bis einen Meter fünfzig groß werden können. Eine Legende besagt, dass einst die schöne Prinzessin Hina mit dem König vom Vaihiria-See verheiratet werden sollte. Entsetzt stellte sie fest, dass ihr zukünftiger Gemahl in Wirklichkeit ein riesiger Aal war. Sie floh und suchte Schutz bei Gott Maui. Der konnte helfen, den Aal-Gatten, der die Verfolgung aufgenommen hatte, zu fangen und schnitt ihn kurzerhand in drei Teile. Maui packte den Aal in ein Paket: „Geh damit nach Hause, aber setzte unterwegs auf keinen Fall dieses Paket auf dem Boden ab“. Hina lief nach Hause, aber wie das in Legenden so ist, vergaß sie unterwegs den guten Ratschlag, weil sie unbedingt ein Bad nehmen wollte. Augenblicklich wuchs aus dem dreigeteilten Gatten eine Pflanze, die in ihrem Wuchs einem Aal glich – die Kokospalme war geboren. Und die drei Flecken auf jeder Kokosnuss sind die Augen und das Maul eines Aals. :-)

Unser Rückweg ist bergab viel angenehmer, so dass wir Zeit und Luft haben, den Ausblick ins Tal zu genießen. Wir zuckeln zum Auto zurück. Als wir geschätzt noch 45 Minuten zu laufen haben, holt uns von hinten wieder unsere Familie ein. Klar dürfen wir wieder auf die Ladefläche springen und überbrücken somit prima den langweiligeren Teil der Strecke.

Zwischen den Bergflanken führt der Weg am Fluss entlang

Es gibt auf der Strecke zwei Stauseen zur Stromerzeugung

Der See dient zur Frischwasserversorgung mit Rohren aus den 80er Jahren

 

Wenn man schon mal ein Auto gemietet hat, ist natürlich noch ein Großeinkauf fällig. So einfach bekommen wir Getränke und andere schwere Sachen sonst nicht an Bord. Und Zeit haben wir durch unsere Tramperei auch noch gewonnen. So viel, dass wir auf der wenig besiedelten Ostseite von Tahiti nach Papeete zurück zu fahren können. Ein gelungener Tag.

Tipps zur Wanderung zum Lac Vaihiria

Die Einfahrt befindet sich an Kilometer 47,5 (Kilometersteine am Weg zeigen regelmäßig wo man sich befindet). Wenn man aus Papeete kommt, liegt die schmale Straße zwischen einer Kirche auf der linken und einer Apotheke auf der rechten Seite.
Direkt an der Einfahrt befindet sich ein Quad-Verleih als Alternative zum Wandern.
Ungefähr drei Kilometer bis zur Brücke fahren. Dort kann man das Auto stehen lassen.
Fußweg bis zum See ungefähr acht Kilometer (einfache Strecke) ab der Brücke. Es geht hoch auf 470 Höhenmeter, aber einfach zu laufen, nur die letzte halbe Stunde wird es recht steil. Die gesamte Strecke führt auf einem Schotterweg entlang, den man mit einem Geländewagen oder Quad befahren kann.

Hier kann man sein Auto parken – warum hat eine Urwaldbrücke so viele Schilder?

Im Trainingslager

Mi.,18.Jul.18, Ecuador/Quito, Tag 1509, 13.337 sm von HH

Quito hat eine Seilbahn – die TelefériQo – die uns tausend Meter höher auf die Ostseite des Vulkans Pichincha bringt. Die Bergstation endet auf 4.000 Meter und ist das ideale Trainingslager für unsere geplante Wanderung im nächsten Ort in ein paar Tagen.

Nach zwanzig Minuten sind wir oben. Wie erwartet, ist es frisch. Zum Glück nicht so eisig, wie am Fuße des Chimborazo, da es lange nicht so windig ist. Die Bedingungen sind gut. Wir stapfen los. Nach ein paar hundert Meter geht es steil bergan. Die Höhe nimmt uns den Atem. Das große Hecheln beginnt. Aber unsere Atmung beruhigt sich überraschender Weise recht schnell, sobald wir für einen Moment stehen bleiben. Nach wenigen Atemzügen können wir weiter. Tapfer stapfen wir weiter. Es geht besser als erwartet. Meine Hoffnung, dass Achim in der Höhe endlich hinter mir herhechelt, erfüllt sich leider nicht. Die alte Raucherlunge strakst vorne weg, wie immer. Allerdings verzichtet sogar er hier oben auf einen Glimmstengel. ;-)

Quito - tausend Meter tiefer

Quito – tausend Meter tiefer

Mit einer super Sicht liegen Quito und die umherstehenden Vulkane vor uns. Was für eine Lage. Quito ist nur drei bis vier Kilometer breit, aber über dreißig Kilometer lang. Wie eine Wurst sieht Quito aus, behaupten die Queteños von ihrer Stadt.

Bei ungefähr 4.300 Metern Höhe drehen wir um und lassen es nach einer Stunde gut sein. Der Gipfel am Pichincha vor uns zieht mit Wolken zu. Das sieht ungemütlich aus. Außer, dass es uns anstrengt, haben wir keine Probleme mit der Höhe. Unsere seriöse Steigerung der Höhe innerhalb letzten zehn Tage scheint sich bezahlt zu machen.

Der Gipfel vom Pichincha

Der Gipfel vom Pichincha

Wolkenspiel

Wolkenspiel

Zum TelefériQo hatten wir uns für fünf Dollar mit dem Taxi bringen lassen. Der allgemeine Rat lautet, dass man auf Taxameter bestehen soll, aber der Fahrer nannte freiwillig diesen, für uns angebrachten Preis, dass uns das Taxameter egal war.
Als wir wieder mit der Seilbahn unten ankommen, stehen bereits Taxis bereit. Wir steigen ein, nennen unser Ziel und der Fahrer schaltet sofort das Taxameter ein. Die Uhr dreht sich wie der Teufel. Wir sind noch keine zwei Minuten unterwegs und haben schon 2,70 USD auf der Uhr. Und vor uns liegen bestimmt noch weitere zehn Minuten Fahrt. Komisch.
Achim spricht den Fahrer auf die hochzählende Anzeige an und erwähnt beiläufig, dass wir auf dem Hinweg nur fünf Dollar gezahlt hätten. „Si, si, claro“, lautet die unschuldige Antwort. Die Uhr spindelt weiter, um dann plötzlich deutlich langsamer zu werden. Wie von Zauberhand? Nein, da wurde wohl eher ein Knöpfchen gedrückt. Dieses Quito…