Arbeitsdienst – Winschenrevision

Mo., 22.Dez.14, Lanzarote/Spanien, Tag 205, 2.293 sm von HH

Bine hatte ja schon berichtet, dass wir uns mal um unsere Winschen kümmern wollten. Nun aber mal von Anfang an. Wir haben 2 Lewmar ST55, 2 ST 53, 2 ST 42 und eine einfache Lewmar 30. Alle Winschen stammen aus den achtziger Jahren und funktionieren einwandfrei.
Das schlechte Gewissen, seit dem Erwerb des Schiffes 2009 nicht mal nachgesehen zu haben, ob die Winschen sich gegebenenfalls nach Zuwendung sehnen, war jedoch die ganze Zeit vorhanden. Aus Unwissenheit und aufgrund mangelnder Erfahrung habe ich mich aber nie getraut die Dinger zu öffnen. In Lagos hatte ich dann aber das Glück, das Thomas von der SY Max gerade dabei war, seine Lewmar Winschen zu warten. Also habe ich ihm zugesehen und konnte feststellen, dass das Öffnen kein Hexenwerk ist, und dass einem nicht sofort Federn und sonstige Teile entgegenkommen.
Zunächst habe ich mich den ST 53 gewidmet. Öffnen und Zerlegen war ein Kinderspiel. Obwohl reichlich Schmutz vorhanden war, liefen die Winschen immer einwandfrei. Auch wenn ein gewisses Maß an Befriedigung nach dem Reinigungen- und neu Einfetten zu verspüren war, so war es etwas enttäuschend, dass genau genommen in der Funktion keine Veränderung zu bemerken war.
Im Anschluss habe ich mir dann die ST 42 vorgenommen. Diese Winsch ist bei uns für das Grossfall zuständig. Der Aufbau war noch einfacher als bei den 53ern. Es waren weniger Walzenlager zu reinigen und auch der Korb musste nicht abgenommen werden.
Nun blieben noch unsere ST55. Diese beiden Winschen sind bei uns für die Genuaschoten zuständig. Voller Optimismus öffnete ich also die Winsch, um dann festzustellen, dass hier alles anders ist als bei den anderen Winschen. Das Getriebe war unter einer Abdeckung verborgen und alle Schrauben verlangten nach zölligen Inbus Schlüsseln. Da ich darauf nicht vorbereitet war, wurde die Winsch erst einmal wieder geschlossen. Am Sonntag Abend schickte ich eine Email an Lewmar, mit der Bitte mir doch eine Explosionszeichnung zu schicken. Diese erhielt ich dann prompt Montag morgen. Hut ab vor solch kundenorientiertem Service.
Nachdem ich mir beim dem örtlichen Yachthöker auch noch das zöllige Werkzeug besorgt hatte, ging es los. Nach ausgiebigem Einsatz von Caramba ließ sich die Winsch abschrauben und aus der Wanne nehmen. Somit konnte alle weiteren Arbeiten in der sicheren Umgebung des Cockpit gemacht werden. Die Wartung wäre allerdings in allen Fällen deutlich einfacher gewesen, wenn bei der letzten Wartung nicht der Versuch unternommen worden wäre, die Winsch im Fett zu ersäufen.
Fazit:
Die kleinen Winschen (ST42, ST53) sind der Hammer bezüglich der Einfachheit der Wartung. Darüber hinaus sind sie wohl fast unverwüstlich und vergeben offensichtlich auch einen gravierenden Wartungsrückstand.
Die ST55 sind ebenfalls Oberklasse. Trotz massiver Vernachlässigung und großen Mengen von Schmutz, taten diese beiden Winschen klaglos ihren Dienst. Die Wartung selbst ist aber deutlich aufwendiger, als bei den kleinen.
Grundsätzlich sollte man nicht der Versuchung erliegen, die Getriebe und Lager im Fett zu ertränken. Das überschüssige Fett fungiert als prima Schmutzsammler und trägt nicht zur Funktion bei.
…die Bilder zeigen die ST55 Wavegrip vor der Reinigung

Arbeitsdienst

Sa., 20.Dez.14, Lanzarote/Spanien, Tag 203, 2.293 sm von HH

Nach unseren beiden Urlaubstagen sind wir jetzt wieder bereit für den alltäglichen Wahnsinn.

Dazu gehört sich schon mal für das nahende Weihnachtsfest die Menüs zu überlegen, entsprechend einkaufen bzw. erst mal zu sondieren in welchem Supermarkt hier denn was erhältlich ist. Auch Wäsche waschen und ein gründlicher Hausputz sind zu erledigen. (Es hat übrigens nicht mehr geregnet, so dass der Saharastaub mit dem Schlauch entfernt werden musste)

Achim nimmt sich derweil einer Reinigungsaktion der besonderen Art an. Er schraubt eine unserer Winschen auf, die es mal dringend nötig hat, gereinigt zu werden. Der Hersteller empfiehlt so eine Reinigung drei Mal während der laufenden Saison und ein Mal zum Ende der Saison vorzunehmen, so dass wir finden, nach fünf Jahren ist der richtige Zeitpunkt dafür gekommen.

Die Winschen arbeiten noch einwandfrei, sind leichtgängig und machen keine Probleme. Im geöffneten Zustand sieht man dann aber schon, dass sie recht verschmutzt sind. So eine komplette Reinigung und Neufettung dauert zwei Stunden und zu Achims maßloser Enttäuschung gehen sie hinter her nicht besser als vorher. Aber immerhin sind auch keine Teile über.

Da wir sieben Winschen an Bord haben, hat der Skipper nun noch sechs Mal einen guten Grund sich vor anderen, unbequemen Hausarbeiten zu drücken. :-)

Lanzarote Südtour

Do.,18.Dez.14, Lanzarote/Spanien, Tag 201, 2.293 sm von HH

Auf Lanzarote gab es 1730 bis 1736 eine sechs Jahre währende Apokalypse. In dieser Zeit wurde mehr als ein Viertel der Insel durch Vulkanausbrüche, Lavaströme und Asche-Regen neu geformt. Am schlimmsten davon betroffen ist der Süd-Westen von Lanzarote. Hier kann man von oben prima die Lavawalzen erkennen, die sich Quadratkilometer groß ihren Weg bis ans Meer gebahnt haben. Dort sind sie meterhoch erstarrt und bilden eine bizarre, ja fast surreale Küstenlinie. Schwarz wie Kohle glänzt die, von der ungebremsten Atlantikdünung umspielte, Lava. Schwarz sind auch die feinen Strände. Schwarz sind die Steine, schwarz ist der Staub.

 

Die gigantischen Lavafelder sehen aus wie, mit einem riesigem Pflug, umgebrochene Äcker. Aber kein Leben ist dort zu sehen, kein Vogel überfliegt diese Einöde. Jeden Augenblick läuft man Gefahr, einem Ork gegenüber zu stehen und man erwischt sich dabei, den Himmel nach Nazgûl abzusuchen. Lanzarotes Westen ist Mordor.

Wir machen einen Stopp auf der meerzugewandten Seite des Nationalparks und finden einen Weg, der offensichtlich zu einer kleinen Farm hinter den Bergen führt. Ein rot schimmernder Berg mit Resten von schwarzen Windschutz-Mauern stellt sich uns in den Weg. Achim kommt auf die Idee, direkt diesen Hang empor zu klettern. Gar nicht einfach, denn der komplette Berg ist mit Rollsplitt abgestreut. Aber die Mühe lohnt sich, die Überraschung ist perfekt, denn auf dem Gipfel schauen wir in den Schlund des Vulkans. Damit hatten wir nicht gerechnet, war doch unsere Erwartung ein einfacher Bergrücken. Dazu bietet sich eine phantastische Aussicht.

Der Vulkankrater ist früher mal landwirtschaftlich genutzt worden, wie alte Windschutzmauern im Inneren verraten. Dies ist auch leicht möglich gewesen, denn auf einer Seite ist der Krater zerbrochen und kann ohne Kraxelei, praktisch ebenerdig über einen Weg leicht erreicht werden. :mrgreen:


Es wird sich auf Lanzarote überall die fruchtbare Lava landwirtschaftlich zu Nutze gemacht. Trinkwasser, Grundwasser gibt es hier nicht (mehr), aber die feine Lapilli-Schicht, erbsengroße Lava-Steinchen, ist in der Lage den nächtlichen Tau so gut speichern, dass sehr erfolgreich Trockenfeldbau betrieben werden kann. Vor allem Wein wird im Zentrum von Lanzarote, bei La Geria, angebaut. Obwohl man es den kümmerlichen Reben in ihren Lavalöchern nicht ansieht, ist diese Anbauweise wohl sehr ertragreich. Um die Lapilli und Pflanzen vor dem allgegenwärtigen Nord-Ost-Passat zu schützen, wird um jedes Lavaloch eine halbkreisförmige Mauer aus Lava-Brocken errichtet. Bei Tausenden von solchen Mulden mit den dazu gehörigen Mäuerchen führt das zu so einem ungewöhnlichen Bild, dass das Museum of Modern Art in NY dieses Weinanbaugebiet zum Gesamtkunstwerk erklärt hat. Diese Wahl ist nachvollziehbar.

 

Auch einen Friedhof finden wir während unserer Fahrt. Hier gibt es Wände mit Nieschen in die der Sarg hinein geschoben wird. Die auffällige Besonderheit auf Lanzarote sind die vielen silbernen Vasen an den Grabplatten, häufig tatsächlich mit frischen Blumen.

 

Obwohl die Insel ja eher klein ist, haben wir doch knapp 300 km mit unserem Wagen zurück gelegt. Aber bei den Spritpreisen hier, wie sie in Deutschland in etwa zur EURO-Einführung herrschten, macht Tanken fast Spaß. Allerdings, ein 50 PS Ford Fiesta ist ein Ford Fiesta ist ein Ford Fiesta… ;-)

 

Lanzarote Nordtour

Mi.,17.Dez.14, Lanzarote/Spanien, Tag 200, 2.293 sm von HH

Um 10:00 Uhr können wir unseren Leihwagen, einen Ford Fiesta, entgegennehmen.

Lanzarote ist in der Nord-Süd-Achse knapp 60 km lang und breit bis zu 34 km. Wir fahren zunächst an der Westseite, Richtung Nationalpark Timanfaya, an endlosen Lavafeldern vorbei. Im gesamten Nationalpark ist das Wandern ohne Führung verboten und das führt so weit, dass es an der Straße durch den Park noch nicht einmal kleine Parkbuchten zum Fotografieren gibt…man könnte ja einen Fuß auf das Schotterfeld setzten. Das ist zumindest unsere Interpretation. Wir finden erst an der Dromedar-Station, wo die Karawanen durch die Lavawüste hoch zu Trampeltier beginnen, eine Möglichkeit zum Anhalten.

An der Hauptattraktion Lanzarotes, den Feuerbergen, fahren wir allerdings vorbei, denn diesen Ausflug möchten wir gerne mit Thomas und Dagmar gemeinsam unternehmen (schon mal am Rande, hier ist sicherlich frühes Erscheinen eine sehr gute Idee, also sollten wir es nicht für den 01. Januar planen :mrgreen:  )

 

Unser Weg führt uns dann weiter Richtung Norden durch wunderschöne Einöde, immer mal wieder sieht man die typische Silhouette eines Vulkans am Horizont, von denen es auf Lanzarote über 300 gibt.

Und dann, dann entdecken wir sie doch noch: Pflanzen! Diese kommen zwar kaum über Brusthöhle hinaus, und die meisten zählen eher zu Gattung der Algen, Flechten, Moose, aber, immerhin, es schimmert grün.

 

Trotzdem fällt einem beim Fahren über die Insel immerzu der Song „Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel“ von der guten, alten Nina Hagen ein. Bunt geht anders, was zum großen Teil auch den konsequent in weiß gehaltenen Häusern der Dörfer, geschuldet ist.

Ganz oben im Norden, verlässt uns dann, das bis dato zwar frische, aber ganz gute Wetter. Es reicht gerade noch für einen verschleierten Blick auf La Garciosa, bevor alles in Regenwolken verschwindet. Der Mirador del Rio, ein, vom Künstler und Naturschützer Cesar Manrique entworfenes, Gebäude schmiegt sich fast unsichtbar in die Landschaft ein. Das Haus ist von Innen wie eine Hobbithöhle, nur in hell und mit grandioser Aussicht. Ein tolles Gebäude, aber der Eintritt von 4,50 EUR p.P. ist etwas übertrieben.

 

Lanzarote ist die niederschlagärmste Insel der Kanaren und 80% davon fallen im Norden der Insel. Dass dies nun ausgerechnet heute passieren muss, lässt uns bald in den Süden zurück flüchten. Und schon nach 10 km Fahrt an der Ostküste entlang, kommt auch schon wieder die Sonne hervor. :-)

Der Osten ist geprägt von Landwirtschaft. Man sieht es den schwarzen Feldern nicht an, aber hier wächst (soll wachsen) mehr Lauch, Zwiebeln usw. als die Insel verbrauchen kann. Kaum zu glauben, wenn man die kleinen und winzigen Felder ohne Leben betrachtet.

Gegen Ende unserer Nordtour unternehmen wir noch eine Gratwanderung am Rande eines Vulkankraters und sind beide froh über meine Eingebung von heute Morgen, die Softshell-Jacken mit zu nehmen.

 

Weitere Pläne 2015

So.,14.Dez.14, Lanzarote/Spanien, Tag 198, 2.293 sm von HH

So, der Staubwind ist weg, die Sicht wieder hergestellt und dafür haben wir jetzt einen kräftigen Nordwind. Dieser hat gestern ein paar Schauer mitgebracht, gerade so viel bzw. genauso zu wenig, dass die puderfeine Schicht Sand zu hässlichen, braunen Flecken auf dem Deck, der Sprayhood, der Kuchenbude, den Rädern und den Luken verklebt wurde. Wir hoffen auf mehr Regen (das ich das mal schreiben würde), denn das würde uns ein Abspritzen mit dem Schlauch ersparen.

Dieser Nordwind ist recht frisch, so dass die nur im T-Shirt-Zeiten erst mal vorbei sind. Das soll sich aber bereits in drei Tagen wieder ändern und somit haben wir beschlossen bis Mittwoch zu warten und uns erst dann ein Auto zu mieten, um die Insel zu erkunden. Aber noch bevor die Weihnachtsurlauber eingetroffen sind. ;-)

Wir werden auf Lanzarote bis mindestens 05. Januar bleiben, denn wir haben für unseren Liegeplatz ein Monatskontingent abgeschlossen, da wir dann 30% Rabatt gewährt bekommen (außerdem erhalten TO Mitglieder noch einmal 5%). Somit zahlen wir jetzt ca. 22€/Tag und das ist okay.

Also verbringen wir Weihnachten und Sylvester hier in Playa Blanca.

Und wir bekommen Besuch! :-) Achims pünktlich-wie-die-Maurer-wurde-um-11:45-Uhr-essen-gegangen-Ex-Kollege Thomas und seine Frau Dagmar kommen für einen Kurzurlaub über Sylvester nach Lanzarote geflogen. Wir freuen uns schon sehr auf Euch, Sylvester es krachen zu lassen und die Insel zu erkunden. :-)

Dann im neuen Jahr, ist unser Plan, alle kanarischen Inseln nach einander abzuklappern und, wenn es mit dem Wind passt, nach Madeira zurück zu segeln, da wir die Insel ja nun leider wetterbedingt auslassen „mussten“. Da wir pro Insel mindestens einen Monat Verweildauer kalkulieren, ist nicht geplant vor dem nächsten Herbst hier weg zu segeln.

Wer von Euch also in den nächsten Monaten einen Urlaub auf den Kanaren plant und sich dann gerne mit uns treffen möchte, bitte eine kurze Info an uns, wann ihr auf welcher Insel sein werdet/sein wollt. Die Entfernungen zwischen den Inseln übersteigen zum Teil einen Tagestörn und da wir wohl häufiger noch über solche guten Monatsangebote stolpern werden, macht eine rechtzeitige Nachricht von Euch, unser Planen erheblich leichter. Es wäre schön, wenn da einige Treffen zustande kommen würden.

In Lagos gab es ja eine große (deutsche) Segler-Gemeinde, so dass man immer jemanden zum schnacken hatte. Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre, denn es sind fast alle Boote verwaist. Mal sehen, ob sich das über die Feiertage ändert und der Hafen sich etwas mehr belebt. Heute ist auch noch eine kleine Regatta (Christmas Caribbean Ralley – CCR) in die Karibik gestartet, so dass noch einmal 10 belebte Boote fehlen.