Freizeit-Stress

Di., 10.Okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 863, 7.629 sm von HH

Die Rally ist offiziell seit dem 5. Oktober beendet.
Noch hängen aber alle Yachten in St. Laurent an ihren Moorings und wir geraten in Freizeit-Stress. Jeden Tag ist etwas los, irgendeiner hat immer eine Idee, wie man das Baby nennen könnte.

Die besten Steh-Partys kann man auf einem Katamaran abhalten. 20 Leute und noch immer kein Gedränge. Solche Feiern sind auf den normalen Einrümpfern nicht machbar.
Pot-Luck -Topf-Glück- wird es genannt, wenn jede Crew etwas zu essen mitbringt und ein riesiges Buffet entsteht.
Immer gut, wenn sich nicht zu viele Engländer kochend an solchem Event einbringen. ;-)

Oder es geht zum ‚Ladys-Lunch‘, wie Amanda es elegant formuliert, dass wir Frauen mal alleine los wollen. Nach einer Stunde abwechslungsreichem Geplapper, fällt Heike auf, wie vielfältig die Gesprächsthemen sind. Und bei keinem Thema kommt „mein Wassermacher, mein Generator, meine Wellendichtung vor…“.
Das Leben kann durch einfache Maßnahmen so schön sein. :mrgreen:

Daneben gilt es noch Geburtstag zu feiern.
So einfach hätte ich es mir zu Hause auch gewünscht: fünf Kilo Eis, ein paar Liter Saft, Limetten, reichlich Rum und eine Parkbank mit einem großartigen Ausblick. Ein paar Wraps gerollt und fertig ist eine Party für 20 Gäste.

Und wenn es nicht die großen Zusammenkünfte sind, so gibt es zwischendurch noch die Sundowner auf wechselnden Schiffen, Barbecue auf Schiffen mit Heckgrill und die spontanen ‚wir-schmeißen-zusammen-was-der-Kühlschrank-her-gibt in kleinen Gruppen.
Sag ich doch, Stress pur. ;-)

IC-505 Reparatur am Anker im Creek Coswin

Di. 27. Sep.16, Franz. Guayana – Coswine Creek, Tag 850, 7.614 sm von HH

Unser UKW Gerät hatte kurz vor dem Start der Rally von Grenada nach Franz. Guyana den Dienst quittiert. Ein Empfang von Sprachmeldungen war einfach nicht mehr möglich, während zumindest DSC und auch Aussendung von Sprachmitteilungen noch funktionierte.
Im Segeln-Forum.de hatte ich die wahrscheinlichste Ursache für die Fehlfunktion gefunden. Ein Keramikfilter auf dem Mainboard hatte wohl den Geist aufgegeben. Einer Anfrage bei ICOM zwecks Zusendung der Keramikfilter wurde prompt entsprochen und somit hatte ich Ersatz an Bord. Das Problem war nur…wie bekomme ich den Filter in das Gerät.
Irgendwann habe ich es gewagt und habe das Gerät zerlegt. Zum Ausbau der Platine mussten dann nur noch 14 Kontakte abgelötet werden und erst dann wurde der vermeintliche Übeltäter zugänglich. Da der DSC Betrieb ohne Probleme lief, habe ich nur den Keramikfilter auf der „nicht-DSC“ Seite ausgelötet und durch einen neuen ersetzt. Das Wiederanlöten der 14 Kontakte erwies sich als unkritisch. Noch im teilzerlegten Zustand habe ich das Funkgerät angeschlossen und getestet und siehe da….es funktionierte wieder. Das war schon ein fast unerwartetes Ergebnis, da ich definitiv kein Elektronikbastler bin und die Bedingungen mit geflickter Lötpumpe und einem zu schwachen Lötkolben mit zu scharfer Spitze eigentlich alles andere als optimal waren.


Immer wieder müssen auf einem Boot Dinge repariert werden von denen man wenig oder gar nichts versteht. Versucht man es jedoch nicht zumindest, dann hat man von vornherein verloren.

Bilder Nereid’s Rally

So., 02.Okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 855, 7.629 sm von HH

Da wir jetzt wieder flüssiges Internet zur Verfügung haben, habe ich die Bilder der Ausflüge nachgepflegt.
Wer Lust hat, einfach rückwärts auf die letzten Beiträge blättern.
Als kleiner Vorgeschmack kommt hier ein Blick auf die ’so amazing‘-Kaieteur-Falls:

Kaieteur-Falls

 

Zieleinlauf von Nereid’s Rally

Sa., 01.okt.16, Franz. Guyana – St.Laurent, Tag 854, 7.629 sm von HH

Beim Überqueren der Ziellinie in St. Laurent stehen die Massen am Ufer und winken uns zu.
Der halbe Ort ist auf den Beinen.
Ein paar Meilen zuvor sind uns schon Piroggen mit Fotografen und Fernseh-Kameras entgegen gekommen.

Nereid’s Rally ist Stadt-Sensation in St. Laurent: Schönheitsköniginnen unterschiedlicher Kategorien warten auf uns.
Junge, schöne Menschen stehen für uns Spalier.

Wir werden mit Frankreich-typischen Küsschen begrüßt. Interviews werden gegeben.
Eine Bühne wartet auf uns. Los, los, alle hoch da.

Wir werden mit Schiffsnamen und Land vorgestellt.
Die Frauen bekommen ein Blumen-Bouquet aus Orchideen und Strelizien. Auf die Männer wartet eine Präsente-Tasche mit Rum, Knabbereien und Konfitüre.
Wir werden mit Gratulationen, noch mehr Küsschen, Händeschütteln und Lobreden überschüttet.

Was dann folgt, ist ein großzügiges Finger-Food-Buffet, eine gut bestückten Bar, inklusive liebvoller, selbst gebastelter Fisch-Dekoration, Luftballons, wieder Küsschen und Gratulationen. Netter kann ein Empfang nicht ausfallen.

Durch uns popelige Truppe von 11 Yachten, Teilnehmer einer der kleinsten Rallys der Welt, weht ein Hauch ‚Volvo-Ocean-Race‘.
Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch einheitliche Caps und T-Shirts, die wir tragen ‚müssen‘. :shock:
Einige örtliche Sponsoren haben es ermöglicht, dass wir einen Einheits-Dress erhalten.
An der Optik kann noch gearbeitet werden, aber allemal eine tolle Idee.

Es ist schön ein Teil einer unmöglichen Rally zu sein.

Ankern im Urwaldfluss

Fr., 30.Sep.16, Franz. Guayana – Crique Washes, Tag 859, 7.614 sm von HH

Fuer eine Nacht verholen wir uns einen Nebenarm, in den Criques Vaches, weiter flussaufwaerts. Die beiden Nebenfluesse des Maroni sind miteinander verbunden. Fuer Yachten unter zwei Meter Tiefgang ein machbarer Weg.
Die Katamarane und Yachten mit schwenkbarem Kiel waehlen diesen Umweg.

Wir anderen fahren den Maroni hoch. Wie sich hinterher herausstellt, ist keine Stelle flacher als vier Meter gewesen. Eine schoene Option fuer den Rueckweg.

Der Creek in dem wir nun ankern, ist deutlich schmaler als der Erste, vielleicht knapp hundert Meter breit. Dafuer deutlich tiefer. Wir finden keine Stelle zum Ankern unter elf Metern.
Zum Ankern eine schwierige Tiefe, ist doch empfohlen, bis zum Sechsfachen der Wassertiefe Kette zu stecken. Das wuerde einen Schwoi-Kreis von ueber hundert Meter bedeuten.
Da wir aber mit der Tide uns im Fluss mal in diese, mal in jene Richtung drehen, ist nicht ausgeschlossen, dass wir gegen das Ufer treiben koennten.

Ob es dort flacher wird, zu flach fuer uns, ist unbekannt. Wir begnuegen uns also mit weniger Kette. Ist ja nur fuer eine Nacht.

Kommt die Stroemung aus den unendlichen Kurven des Regenwaldes, bringt sie allerlei Gestruepp mit.
Es ist schon lange dunkel, als von der Duplikat eine Warnung an alle erfolgt: sie seien eben von einem kraeftigen Baumstamm geweckt worden. Die Stroemung erreicht locker 2,5 Knoten. Da knallt es schon mal, wird man von einem Stamm getroffen.
Mit Taschenlampe und Pickhaken lauern wir im Dunkeln, ob er auch auf uns zudriftet.
Glueck gehabt, er zieht an uns vorbei. Ruhig und sorgenfrei ist so ein Ankerplatz in der ‚Mitte von Nirgendwo‘ auch grade nicht.