Tag 3 – Wie Bus fahren

Do., 28.Jan.16, Atlantik, Tag 607, 4.162 sm von HH, etmal 154 sm Seit 48 Stunden ist unser Segeln wie Bus fahren. Okay, wie in der Mitte eines Ziehharmonika-Busses. Und auf schlechter Strasse. Und mit kaputten Stossdaempfern. Aber wir sind sehr zufrieden mit der geringen Schaukelei. Nach wie vor haben wir Passatbesegelung bei 5 Windstaerken aus Nord-Ost. Schade nur, dass es immer noch milchig trueb ist. So recht will sich da kein Blauwasser-Segel-Feeling einstellen. Zumindest optisch nicht. Der Rest passt schon. Ich bin bei Buch drei abgekommen, Achim ist auch schon viel ruhiger und hat Nummer zwei beim Wickel. Den Rest des Tages sind wir mit Essen beschaeftigt. Entweder mit der Zubereitung, Brot backen oder mit der Beseitigung des Abwasches. Oder mit der Suche nach einer Dose mit Tomaten. Trotz Staulisten ist keine spontan zu finden. Das geht dann nicht ganz stressfrei ab. Erzuernte unfreundliche Worte fallen, wenn die gesuchte Dose sich im Schrank versteckt. Die anderen Vorraete aus dem Schrank huepfen wollen, die Champignons Fluegel bekommen und der Goettergatte nicht griffbereit ist. :evil: Sein Beitrag zur Essenbeschaffung ist bislang erfolglos. Statt dass Fisch dazu kommt, sind bereits drei Koeder weg. Trotz Stahlvorfach einfach abgebissen. :shock: Also Leben ist da unten in den Fluten, es will nur noch nicht so recht auf unseren Tisch. Also vegetarisch heute Abend. Speiseplan Tag 3: Abendessen: Aus den Oma-Paprika mache ich eine Paprika-Pfanne mit Hack (eingekocht), Zwiebeln, Knobi, und Kraeuter- plus Reis. Fruehstueck: Spiegeleier mit Speck Zwischenmahlzeit: Den Rest der Paprika-Pfanne verlaenger ich mit Dosentomate (oha, doch noch gefunden ;-) ) und Faden-Nudeln zur Tomatensuppe mit Einlage. Obstsalat (warum werden alle Bananen gleichzeitig reif?)

Tag 2 – Gibt es sie doch?

Mi., 27.Jan.16, Atlantik, Tag 606, 4.008 sm von HH, etmal 133 sm Die sanfte Atlantik-Duenung? Die atmende See? Die herrliche Passat-Segelei? Wir sind nicht sicher! Aber kaum, dass ich gestern von wechselnden Winden geschrieben habe, sind diese seit 24 Stunden Geschichte. Der Wind kommt jetzt konstant aus 60 Grad mit 5 Windstaerken. Unsere beiden Vorsegel fahren wir, eins links und eins rechts, sozusagen als ‚Passat‘-Besegelung. Der Wind kommt 10 Grad von Steuerbord, daher Fock an Backbord und Genua ausgebaumt an Steuerbord. Die Genua ist leicht gerefft, weil sie so am Achterliek besser steht. Perfekt! Besser kann es nicht laufen…wie auf Schienen. Da Wind und Welle fast von achtern kommen, machen wir kaum Schiffsbewegungen. Die bis drei Meter hohen Wellen heben uns sanft an und das war’s. Kleine Schlenker nach rechts und links sind so minimal, dass wir leichtsinnig werden und Dinge einfach hinlegen. So ein Uebermut wird mit Abwurf bestraft. Ueber Funk erfahren wir von unseren Freunden, die eine Woche vor uns losgefahren sind, dass sie fuerchterliche Hacksee aus zwei Richtungen haben und ihren Kurs entnervt korrigiert haben. Statt Martinique nun Barbados. Seit unserer Abfahrt ist es extrem diesig. Wir vermuten, dass es sich auch hier draussen noch immer um den Sahara-Wind ‚Harmattan‘ handelt. Wir sind gespannt, wann wir den loswerden. Die Luft ist so truebe, dass das Meer fast grau wie die Nordsee erscheint. Keine Delphine, keine Fliegenden Fische. Wir sind gut drauf und frisch geduscht und freuen uns, dass wir uns bei diesen ruhigen Bedingungen nach zwei Tagen eingewoehnt haben. Speiseplan Tag 2: Abendessen: Suesskartoffel-Eintopf mit Paprika, Moehren, Kokosmilch, Curry und Kreuzkuemmel Fruehstueck: Brot mit Kaese, Schinken, Rettich und Gurke Zwischenmahlzeiten: TUC-Kraecker mit Frischkaese und Tomate, Obstsalat, Kekse und China-Nudelsuppe (nur fuer Achim, mich wuergt vor diesen Dingern) Eine verschimmelte Pampelmuse ist schon aussenbords. Die Tomaten halten nur noch bis Morgen durch. Und die Paprika wird zu Typ Oma mit schrumpeliger Haut.

Tag 1 – Im Passat

Mo., 25.Jan.16, Atlantik, Tag 604, 3.765 sm von HH, etmal 110 sm Ab Januar hat sich der Nord-Ost-Passat auf er Breite von Kap Verde fest etabliert. Bereits Kolumbus erkannte, dass es besser sei von Kap Verde statt von den Kanaren aus in die Karibik zu starten. Dieser Wind weht jetzt am staerksten mit etwa 25 kn und konstant aus 30 bis 80 Grad. Dieser Bericht erzaehlt von Zweien, die auszogen, diesen Wind zu finden. ;-) Es faengt goettlich an. Fast 30 Knoten Wind zwischen Sao Vicente und Santo Antao und kaum Welle, bescheren uns einen schnellen Start. 9 kn Speed auf dem GPS. Wir rasen der neuen Welt entgegen. Nach ein paar Stunden gelangen wir aus der Abdeckung der Inseln und seitdem ist der Spass zu Ende. Das Gewackel haelt sich in ertraeglichen Grenzen und halbwegs normales Leben ist moeglich. Ich hab sogar schon abgewaschen. Zum Duschen hat aber noch keiner Bock. Und was macht der Wind? Wechselnde Staerken aus wechselnden Richtungen. Unsere Kurslinie sieht aus wie ein Laemmerschwanz. Mal die Fock (kleines Vorsegel) auf die eine Seite, dann die Genua (grosses Vorsegel) auf die andere Seite. Mal gerefft, dann wieder nicht. Das Unterfangen Atlantikuebersegelung artet geradezu in Arbeit aus. Uns geht’s trotzdem gut. Ich hab schon ein Buch durch. Achim hat noch nicht so recht die Ruhe zum Lesen gefunden. Er moechte staendig die Segel anders setzten, weil er uns fuer zu langsam haelt. Ich wurde gebeten jeden Tag zu berichten, was es unterwegs so zu essen gibt. Bitte schoen, hier kommt Tag 1: Nachmittags gab es vorgeschmierte Schnittchen. Schinken-, Kaese und Leberwurstbrot mit selbst gebackenem Koernerbrot. Dazu ein gemischter Salat. Den hatte ich aber auch schon vorgeputzt und geschnippelt. Den ersten Abend hatten wir Kartoffelsalat mit Frikadellen (vorbereitet in Mindelo). Den Rest gab es zum Brunch heute spaeten Vormittag und dazu eine Papaya mit Joghurt.

Atlantiküberquerung

Sa., 23.Jan.16, São Vicente, Mindelo, Tag 602, 3.765 sm von HH

Irgendwann musste es ja so kommen. Und nun ist es soweit!
Montag Vormittag geht es los: Wir überqueren den Atlantik.

Das ist bereits 10.000-fach gemacht worden. Nix besonderes also.
Doch, für uns ist es was besonderes!
Für uns ist es das erste Mal. Und die anderen Überquerungen wurden von anderen gemacht und eben nicht von uns.
Somit sind wir doch gebührend aufgeregt.

Frisches Obst und Gemüse ist gebunkert, Gas aufgefüllt und die Wassertanks sind voll. Verhungern und verdursten müssen wir schon mal nicht.
Achim hat noch einen Ölwechsel gemacht und das Rigg kontrolliert.
Alles ist verstaut, verzurrt und geprüft.

Die Gastlandflagge liegt fertig genäht bereit.
Ein neues Spaghetti-Auffang-Netz ist gebastelt und angebracht.

Es gibt keine Ausreden mehr, nun kann es losgehen.

Wir haben uns mit dem Ziel Französisch Guyana eine der kürzesten Atlantik-Querungen ausgesucht, die es gibt.

Vor uns liegen „nur“ 1.800 sm (3.333 km).

Karte

 

Durch unseren kleinen Umweg über Kap Verde haben wir schon fast ein Drittel der Strecke über den Atlantik hinter uns gebracht.
Wer direkt von den Kanaren rüber fährt, kommt an Kap Verde sowieso knapp vorbei. Das ist der logische Weg.

Wir werden wohl 12 bis 16 Tagen brauchen.
Also zwischen dem 06. und 10. Februar in Kourou ankommen.
Wer Lust hat, kann unseren genauen Ankunft-Zeitpunkt hier im Kommentar oder per Mail tippen.
Einsendeschluss: am Montag um 12:00 Uhr, deutsche Zeit.
Wir freuen uns über Eure Tipps. :-)

Achim meint: Sonntag, 07.Febraur 2016 – 15:35 Uhr (Ortszeit, minus 4 Stunden deutsche Zeit)
Mein Tipp lautet: Montag, 08.Februar 2016 – 10:15 Uhr (Ortszeit, minus 4 Stunden deutsche Zeit)

Von unterwegs werden wir wieder versuchen den Blog täglich mit Neuigkeiten zu pflegen.
Dies erfolgt übrigens per Funk.
Über Kurzwelle können wir mit Hilfe eines ‚Pactor-Modems‘ e-Mails versenden. Diese e-Mail wird dann direkt in den Blog weitergeleitet.
Leider sind keine Umlaute und Zeilenumbrüche möglich.

Also, bis dann, habt eine schöne Zeit. Und solltet ihr nichts von uns hören, müsst ihr Euch keine Gedanken machen. Vielleicht irgendwann nach vier Wochen. ;-)