Archiv der Kategorie: Gran Canaria

Königin des Karnevals

Fr., 13.Feb.15, Gran Canaria, Tag 258, 2.421 sm von HH

Da in Spanien Dienstag der 13. Als Unglückstag zählt, macht es nichts aus, dass heute einer der Höhepunkte des Karnevals stattfindet: Die Wahl der Königin.

Leider kommen wir nicht nahe an die Bühne heran, denn diese Veranstaltung ist sehr populär, kostet Eintritt und ist ausverkauft. Somit sind wir nur Zaungäste und müssen unsere Fotos von der einer Leinwand machen.
Das Schauspiel ist in unseren Augen schon ganz schön schräg. Die Kandidatinnen sind durchweg gertenschlanke, hübsche junge Frauen, die inder Mitte ihres Kostüms stehen und es auf Rollen hinter sich her ziehen. Diese Kostüme können bis weit über 50 kg wiegen und die Regel besagt, dass die Mädchen das Kleid aus eigener Kraft und möglichst natürlich bewegen sollen.

Das gelingt aber nicht immer, denn die zarten Persönchen müssen sich auf ihren Stöckelschuhen ganz schön in die Riemen legen, um den Karren in Bewegung zu versetzten. Das sieht zum Teil dann wenig graziös aus und erinnert ein wenig an ein Eselskarren-Gespann. Außer Lächeln und den Mund halbwegs synchron zur Musik zu bewegen, ist nicht mehr möglich.

Die moderneren Versionen dieser Kleider sind mit LED-Lichtern illuminiert und erinnern ein wenig an Autoscooter-Wagen. :-)
Neben der Bühne gibt es einen Parkplatz auf dem die Kleider abgestellt werden, während die Jury tagt und alle gespannt auf das Ergebnis warten.
Für uns überraschend ist, dass die Kostüme nicht das Motto ‚1001 Nacht‘ widerspiegeln und dass die Auftritte zu alten Tina Turner Hits stattfinden. Wir hätten etwas Spanischeres erwartet.

 

Gran Canaria – Bergtour

Mi., 11.Feb.15, Gran Canaria, Tag 256, 2.421 sm von HH

Sich in Las Palmes in der Marina ein Auto zu mieten ist denkbar einfach. Denn es gibt hier einen nicht mehr segelnden Dauerlieger, der für kleines Geld Autos verleiht. Das Beste daran, die Wagen stehen direkt vor dem Steg. Wir erwischen einen Seat Kombi (!), 17 Jahre alt, 250.000 km runter und nicht mehr ganz frisch im Lack, eine echte Möhre, aber er fährt.  ;-)

 

Der strahlende Sonnenschein hält in den Bergen leider nicht an und somit haben wir einen wolkenverhangenen Blick als wir den Pozo de las Nieves erreichen. Nieve = Schnee verdankt seinen Namen den drei Schneespeichern, die im 17. Jahrhundert hier errichtet wurden. Schneespeicher sind Türme in denen früher Schnee gestampft und zu Eis gepresst wurde. Aus dem Eis wurden dann Blöcke geschnitten und die kalte Fracht mit Lasttieren in die Täler transportiert.

Die höchsten Erhebungen von Gran Canaria sind maßgeblich mit verantwortlich, dass diese Insel so grün ist. Denn an dem fast 2.000 m hohen Gebirge bleiben die Wolken hängen, im Unterschied zu den flachen Insel Lanzarote und Fuerteventura.

Im Wolkennebel gibt’s nicht viel zu sehen, aber es klingt als stünde man in einer nebelgefluteten Volliere. Daran ist der Kanariengirlitz Schuld, der überall herum hüpft und trällert. Hierbei handelt sich um die Wildform des Kanarienvogels. Im 16. Jahrhundert erfreute sich dieser gute Sänger im Adel hoher Beliebtheit und wurde, da die Nachfrage mit Wildfang nicht zu befriedigen war, von den Mönchen Gran Canarias gezüchtet. Dann war es nur noch ein kleiner Schritt bis der Vogel komplett gelb wurde.

 

Zurück auf ca. 1.500 m kommen wir in den Genuss des sich bereits ankündigenden Frühlings. Die Mandelbäume stehen in voller Blüte und verbreiten ihren betörenden Duft. Laubabwerfende Bäume sind zwar auch hier noch kahl, aber überall sprießen Frühlingsblüher und frisches Grün.

Tejeda ist gerade ganz aktuell zum schönsten Dorf Gran Canarias gekürt worden und das zu Recht, wie wir finden. Ein wunderbarer Ort, terrassenförmig in den Berg gebaut.

Unser Weg führt uns weiter bis nach Artenara. Dieser Ort ist bekannt für seine Felsen- oder Höhlenwohnungen. Bereits die Ureinwohner Gran Kanarias haben In das weiche Lavagestein ihre Häuser gehauen und diese Tradition hat sich bis heute erhalten. Lediglich ein kleiner Vorbau befindet sich vor der Wohnung, die Haustür ist dann bereits in den Stein eingelassen.

 

Auf der Rückseite der Schlucht, geraten wir noch einmal in die Wolken, aber dies muss an der Wetterseite die Regel sein. Die Vegetation ist komplett verändert und meterlang hängt das Moos tropfend und trauernd von den Bäumen. Überall sprießen Farne und Algen.

 

In Teror gibt es einige Straßenzüge mit gut erhaltenen Kolonialhäusern mit den typischen, kanarischen Holzbalkonen an der Front. Eine Basilika schmiegt sich hübsch in das Straßenbild. Allerdings wirkt der Ort etwas ausgestorben. Das mag aber nur am nasskalten, trüben Wetter liegen.

Abends haben wir zwar nur 120 km Strecke gemacht, aber sicherlich durch einen der lohnendsten Teile der Insel.

Von Bord gejagt

Di., 10.Feb.15, Gran Canaria, Tag 255, 2.421 sm von HH

Da Achim heute noch ein wenig Feintuning an seinem Kupferwerk vornimmt, bin ich an Bord über.
Das stimmt leider, denn solche Werkel-Aktionen sind meistens damit verbunden, dass Pantry und Salon mit Werkzeugkisten, dem Inhalt des zu bearbeitenden Schranks, Polstern und Ersatzteilen verbaut werden.
Somit werde ich bei solchen Aktionen häufig freundlich genötigt von Bord zu gehen. Ich nutze diese Zeiten, um einzukaufen, mal wieder Edelstahl an Deck zu polieren oder, ich verdrück mich. Und das erst Recht, wenn so schön die Sonne scheint.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass der Hafen von der Stadt durch eine mehrspurige Straße getrennt wird. Parallel dazu führt am Wasser entlang ein wunderbarer Fahrradweg. Zwar kann man prima aufs Meer und auf die vor Reede liegenden Frachter und Bohrschiffe schauen, aber die Autopista ist so ätzend, dass die Strecke in Summe leider nur eine 3 bis 4 bekommt. Außerdem es gibt nur selten eine Möglichkeit durch einen Tunnel in die Stadt zu gelangen.

Nach einigen Kilometern erreiche ich San Christobal, ein Dorf mitten in der Stadt. Das Dorf existierte mit Sicherheit schon Bau der Schnellstraße. Es wurde einfach von der Stadt durch eine meterhohe Trasse direkt neben den alten Häusern getrennt.
Nur aus Süden kommend, kann man San Christobal über eine Abfahrt erreichen. Zu Fuß nur durch einen der seltenen Tunnel. Bedingt durch die abgeschnittene Lage hat sich unten am Wasser eine Art „Subkultur“ entwickelt. Anders kann ich den dörflichen Charakter, der mich empfängt, nicht beschreiben.
Hier ticken die Uhren definitiv langsamer. Was auffällt ist, dass viele Menschen in arbeitsfähigem Alter in den Bars sitzen oder dem Briefträger entgegen gehen, weil sie scheinbar nichts anderes zu tun haben. So eine offensichtliche Arbeitslosenqoute sieht man in Las Palmas down town nicht.

Ein Leben neben dem Karneval

Mo., 09.Feb.15, Gran Canaria, Tag 254, 2.421 sm von HH

Nicht, dass hier jetzt der Eindruck entsteht, wir würden nur Beach-Partys und Karneval feiern!!

Tagsüber wird viel gewerkelt an Bord.

1. Neue Steckdose
Wir hatten ja bereits nach zwei Monaten der Reise festgestellt, dass Gas zum Kochen zu besorgen eine schwierige, bisweilen unmögliche und durchaus teure Angelegenheit ist.
Entweder passen die Anschlüsse nicht, Tankstellen dürfen Flaschen nicht füllen oder auch, Taxifahrer dürfen Flaschen nicht transportieren und die Wege, um sie zu Fuß zu schleppen, sind einfach zu weit.

Das führt bis in die „Illegalität“, wenn Carlos in Lissabon jemanden kennt, der jemanden kennt, der Flaschen füllt. So einen Dienst lässt Carlos sich dann mit 35, 00 EUR bezahlen (zum Vergleich, eine Füllung in DE kostet 9,00 EUR). :shock:

Die Salzbuckel-Crews der Aquaria und Max haben uns den entscheidenden Tipp gegeben, einen kleinen Elektroherd für die Hafenzeiten zu kaufen.
So ein Ding haben wir uns im Oktober in Lagos besorgt und mussten seitdem keine Gasflasche neu anschlagen.

Der Nachteil war nur, dass das Kabel von diesem Kocher entweder quer durch die ganze Pantry verlief, da sich unsere 220 Volt Steckdose rechts von Waschbecken befindet, oder vor den Schubladen und Fächern im Weg hing.
Somit hat Achim mir eine neue Steckdose verlegt und zwar direkt am Herd, und das lästige Kabel ist nun verschwunden.

Dieser Kocher ist Gold wert, denn ich darf jetzt Kartoffeln erst kochen und dann auch noch braten, Pinienkerne rösten und Walnüsse karamellisieren ohne dass über den Gasverbrauch gemeckert wird.

2. Neuer Schlauch im Kühlschrank
Unser Kühlschrank ist ein großer Edelstahlkasten, der unten einen Ablauf für das Kondenswasser hat.
Dieser Ablauf mündete in einen Schlauch, der unglückseliger Weise nicht in der Bilge endete, sondern in einem Fach unter unserem Herd.
Am Ende dieses Schlauches befand sich ein Absperrhahn und somit stand der Schlauch permanent voll Kondenswasser.

Durch Krümel und andere verderbliche Kleinigkeiten, die ihren Weg in den Schlauch finden, fing es darin regelmäßig an zu müffeln.
Also musste ich spätestens alle vier Wochen den Kühlschrank leer räumen, das Wasser aus dem Schlauch lassen und solange mit heißem Essigwasser spülen bis alles wieder duftet. Das hat genervt!

Und somit hat mir der beste Skipper von allen den Schlauch verlängert und in den Abfluss von der Spüle verlegt.

Als Belohnung für so viel Schufterei besuchen wir abends die Namastee und verbringen ein paar sehr nette Stunden. :-)

Casa de Colón

So., 08.Feb.15, Gran Canaria, Tag 253, 2.421 sm von HH

Da das Wetter mit dauerbedecktem Himmel weiterhin nicht super attraktiv ist und über 18 Grad nicht hinauskommt, verschieben wir unsere geplante Auto-Anmietung von einem Tag auf den nächsten.
Stattdessen machen wir in Kultur und gehen noch einmal in die Altstadt.

Wie jede Stadt, in die Kolumbus jemals seinen Fuß gesetzt hat, so hat selbstverständlich auch Las Palmas ein ‚Casa de Colón‘.
Hier am geschichtsträchtigen Ort, der ungewollten Unterbrechung seiner ersten Reise über den Atlantik, macht das Sinn.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Kolumbus dieses Haus tatsächlich betreten hat, denn 1492 residierte hier der Gouverneur von Las Palmas.
Damals war das Gebäude allerdings noch nicht so groß, denn man hat vier Häuser zu einem Museumskomplex zusammengeführt.

Das Museum ist ganz nett, wobei das Gebäude der schönste Teil daran ist.
Die Ausstellung selber ist etwas mager und es werden nur wenige Originale gezeigt.

Unser Segelschiff ist mit allem modernem Zipp und Zapp -GPS, AIS, Radar, Rettungsweste und -insel, Funk und Pactor- ausgerüstet. Wir können nur staunen mit was für primitiven Instrumenten sich damals in dieses Abenteuer gestürzt wurde. Da erscheint das eigene Vorhaben auf einmal gar nicht mehr so gefährlich.

Dabei ist auch noch zu bedenken, dass Kolumbus seine Atlantiküberquerung zu falschen Jahreszeit, nämlich während der Hurrikan-Saison begonnen hat.
Es gibt vier Schautafeln seiner Atlantikquerung inklusive der Windrichtung, die er vorgefunden hat.
Hier sieht man deutlich, dass die Route seiner ersten Fahrt suboptimal gewählt wurde. Er segelte etwas zu nördlich und hat somit die stetigen Passatwinde verpasst. Bereits auf seinen nächsten Reisen wählte er eine südlichere Route und legte somit den Meilenstein für die Trade-Winds.
Möglicherweise hätte ihm der richtige Kurs 1492 die Meuterei kurz vor Ziel erspart.

Mich macht die Betrachtung einer Karte des Atlantiks immer sehr, sehr klein. ;-)