Archiv der Kategorie: Bequia

Geburtstag am Strand

So., 08.Mai 16, Bequia/Port Elisabeth, Tag 708, 6.496 sm von HH

Was schenkt man sich untereinander, wenn Geburtstag ansteht?
Platz hat keiner von uns Langfahrtseglern und wirklich brauchen tun wir auch nichts.
Was jedoch immer geht sind Schnaps und Süßigkeiten ;-) .

Gabi ist ein Schleckermaul und somit beschließe ich einen Kuchen für sie zu backen. :shock: Backen ist nicht meine Kernkompetenz, der Backofen und die Springform somit jungfräulich unbebacken.
Rührteig kann ich aber. Er geht sogar so gut auf, dass ich den Kuchen aufschneiden kann.
Als Füllung kommt eine Joghurt-Mokka-Nougat-Creme hinein.
Wofür löslicher Kaffe und Nutella nicht alles so gut sind…

Worüber ich im Vorweg nicht nachgedacht habe, ist der Transport im wackeligen Dinghi von einem Schiff zum anderen. Ohne, dass sich der, sowieso schon gerissene Kuchendeckel, in den Fluten verabschiedet.
Das einzige was passt, ist unsere Pfanne.

Die Feier findet urig am Strand statt.
Eis zum Kühlen der Getränke, eine lustige Truppe, Kerzenlicht und keine Mücken.
Was braucht es mehr?

Danke, liebe Gabi, für die schöne Feier.

Unfallfrei in die Friendship-Bay

Sa., 07.Mai 16, Bequia/Port Elisabeth, Tag 707, 6.496 sm von HH

Gegenüber von Port Elisabeth liegt die Friendship-Bay.
Ein Traum in Hufeisenform, wie der Reiseführer verspricht.
Achim und mich begleiten Karen und Petra.
Reinhard, von der Findus, hat Hausarrest. Er hat zwei Eier einem Lüftungsschlitz versenkt und muss die Sauerei beseitigen.
Gabi und Michael haben noch immer mit den Nachwehen ihrer Erkältung zu kämpfen.
Also muss Achim mit drei Frauen los.

Wir steigen in einen der Mini-Busse, die unkompliziert um die Insel fahren. Im 15-Minuten-Takt kommt einer vorbei und hält überall auf Handzeichen.
Die Fahrt ist mit EC$ 1,50 (0,50 EUR) preiswert.
Und spannend.

Unbeeindruckt ob der engen Straßen und dem schlechten Zustand der Betonpiste, tritt der Fahrer aufs Pedal. Der Bus ist voll. Das Radio ist bis zum Anschlag aufgedreht.
Achim hat Phantasien, dass der Bus nach der nächsten Kurve auf dem Dach liegt, die Räder sich drehen und über allem die Musik schallt. :mrgreen:
Gängsta-Rap, wie er meint.

Nach 15 Minuten sind wir da. Nichts passiert, alle heil angekommen.

Die Friendship-Bay hält, was der Reiseführer verspricht.
Ein menschenleerer Strand, der nur von zwei Hunden bespielt wird. Die beiden sind total zutraulich und nett. Begleiten uns die gesamte Strecke.
Selbst als sie eine kleine Eidechse fangen und ungefressen liegen lassen, verlieren sie nicht an Sympathien.

Als wir den Strand verlassen, bleiben sie an unserer Seite. Das kleine, schwarze Weibchen kommt sogar mit zur Bustür. Dreht dann aber ab und bleibt bei ihrem Kumpel.

Der Ort ist nichts besonderes, besticht aber durch die bunten Häuser. Feigheit beim Anstrich kann man hier keinem Anwohner unterstellen. Frech wird ganz oben in die Farbkiste gegriffen.

Bequia – Port Elisabeth

Fr., 06.Mai 16, Bequia/Port Elisabeth, Tag 706, 6.496 sm von HH

Port Elisabeth ist ein Ort nach unserem Geschmack.
So stellen wir uns die Karibik vor: bunte Häuser, die Menschen total relaxt, alle schalten einen Gang runter. Alle sind fröhlich und freundlich.

Klar, ist es hier auch touristisch. Allerdings so unmerklich, dass sich das auf eine Touristen-Info und ein paar Souvenir-Shops beschränkt.
Der Rest ist echt.
Die Hähnchenteile und Schweineschwänze werden nicht für Touristen gegrillt, sondern die Einheimischen holen sich mittags so ein Häppchen. Es duftet köstlich.
Nur die Styropor-Packungen, die zum Teil achtlos weg geworfen werden, nerven.

Es wimmelt nur so von Obst- und Gemüseständen mit guter Qualität.
Die Supermärkte sind eine Klasse für sich. Frische Sachen sucht man vergeblich.
Die Auswahl an „Milchprodukten“ passt auf eine DIN A4 Seite und beschränkt sich überwiegend auf Margarine.
In feinster Schul-Mädchen-Schrift klärt ein Zettel über Preise und Inhalt auf.
Der Rest ist Dosenfutter, gefrorenes Hack und Hühnchen.

Neben einem Platzhirschen-Supermarkt gibt es noch Dutzende Mini-Shops, die alle das gleiche verkaufen: Nudeln, Ketchup, Bier und Toilettenpapier.
Beim Bäcker hängt am Eingang ein Regal mit gebrauchten Schuhen. :mrgreen:

Neben den drolligen Mini-Shops gibt es drei ‚Marine-Zubehör-Läden‘.
Abenteuerlich!
In einer der Buden stehen überall leere Flaschen herum. In Kartons und Fässer gestopft. Ringsum, zwischen Tampen und echten Ersatzteilen, stehen Pullen.
Zuerst glauben wir an ein geheimes getrunkene-Flaschen-Entsorgungs-Lager der, im Laden lungernden, Jungs.

Nach dem Besuch eines weiteren Ladens sehen wir, dass diese Flaschen für Gefahrgut benötigt werden. Batteriesäure, Epoxi und Aceton wird in gebrauchten Wein- und Schnaps-Flaschen angeboten. :shock:

Dagegen steht ein großartiger Service für alle Besitzer eines Johnson-Außenborders.
Sämtliche Detail-Teile-Hefte, wahrscheinlich aller je hergestellten Motoren, sind fein säuberlich ausgestellt.
Reichlich oft durchgeblättert, wie die schmuddeligen Seiten zeigen.

Überall wird improvisiert, vieles ist sympathisch unfertig.
Das meiste ist etwas angefleddert, abgeschubbert und angegammelt.
Nicht so schöne Teile werden einfach mit Farbe übertüncht. :-) Ich mag das.
Dieser unfertige Charme vermittelt mir immer eine Leichtigkeit des Seins.
Bitte nicht zu viel Perfektion, Regeln, Normen.

Der Müllplatz hingegen ist gruselig.
In ein gemautes Häuschen wirft jeder seinen Unrat.
Es ist nicht so sehr gruselig für den Hineinwerfer, sondern für die armen Kerle, die den Dreck aus dem Häuschen mit Händen und ein paar Forken wieder raus kratzen müssen.

Der Friedhof wird gerade von einem hübsch blühenden Unkraut-Ranker erobert. Praktischerweise dient er den Ziegen als Weideplatz.
Die sind nicht etwa zufällig dort, weil ausgebüxt. Nein, die wurden dort fein säuberlich angepflogt. Klasse!
Entspricht allerdings nicht den üblichen Konventionen. ;-)

Bequia – Admirals Bay

Do., 05.Mai 16, Bequia/Port Elisabeth, Tag 705, 6.496 sm von HH

So, wir kommen der Sache „Karibik-Traum“ näher.
Bequia (sprich Beckwey) ist die größte Insel der Grenadinen. 32 Inseln und Inselchen bilden zusammen mit St. Vincent den Mini-Staat ‚St. Vincent und die Grenadinen‘.

Bequia hat grade mal 5.000 Einwohner, die meisten davon wohnen in der schönen Admirals Bay. Der Strand ist zum Hinschwimmen nah ran gerückt.
Wir ankern auf vier Meter Wassertiefe und können fast bis zum Grund sehen. Es fehlt nur noch ein Tüpfelchen zum perfekten Wasser.

Vereinzelt schwimmen schon tropisch bunte Fische umher. Ein Kofferfisch starrt Achim traurig bei der Ankerkontrolle ins Gesicht. Selbst Stunden später hockt er noch auf unserem Anker. Hoffentlich haben wir nicht sein Haus zerstört.

Die Bucht ist eingerahmt von sanften Hügeln.
Üblicherweise wohl grüne, sanfte Hügel.
Im Augenblick erscheint es winterlich. Der ‚Regenbaum‘ kann während der Trockenzeit für zwei Monate blattlos sein und sorgt für eine graue Färbung.

Die Boat-Boy-Fraktion ist eifrig unterwegs. Alle Gewerke sind vertreten.
Die Frau für den Wäsche-Dienst, die auch Eis und Taxidienst anbietet. Die Schmutzwäsche wird direkt am Schiff abgeholt und wahlweise Maschinen- oder Leinengetrocknet wieder gebracht.

Jungs, die Frischwasser und Diesel liefern. Und morgens um halb acht kommt einer und offeriert Weißwein und Rum. :shock:
Am ersten Morgen stellt sich Jerry als der Brot-Bring-Mann vor.
Leider warten wir an Tag zwei vergeblich auf ihn. Somit muss der schiffseigene Bootsjunge zum Bäcker fahren.

Mit Umweg nach Bequia

Mo./Di., 02./03.Mai 16, Bequia/Port Elisabeth, Tag 702/3, 6.496 sm von HH

Gemeinsamt mit der Findus und La Joya geht es zum Ausklarieren von St. Lucia.
Olaf von der Renos lassen wir auf St. Lucia zurück, der hat noch ein paar Dinge in der Marina zu erledigen.
Morgens um 8:00 Uhr im Büro dann die Pläne zerstörende Info: Nach dem Ausklarieren darf man nur noch 24 Stunden auf St. Lucia bleiben. Alle glaubten wir, es seien zwei Tage.

Wir fahren trotzdem nach Laborie, im Süden von St. Lucia, wenn wir dort auch nicht bleiben können. Das verkürzt die Strecken nach Bequia um 27 sm.


Eigentlich Quatsch, wir kommen am späten Nachmittag dort an, können nicht von Bord und der Ankerplatz erweist sich als höchstgradig schwellig. Seit langem rollen mal wieder die Gurken vom Tisch.

Die Strategien für die 50 sm nach Bequia sind unterschiedlich. Alle Crews rechnen mit 10 Stunden. Das ergibt bei 12 Stunden Tageslicht eine Reserve von zwei Stunden, um im Hellen anzukommen. Findus und La Joya wollen um 6:00 Uhr morgens starten.

Für uns ist das nichts.
Zum einen haben wir gerne noch eine Reserve auf der Reserve, zum anderen sind wir die Langsamsten.
Die agile La Joya ist ein Stück größer, hat mehr Segelfläche und wiegt ein paar Tonnen weniger und die kleinere Findus kann mit Schwachwind mehr anfangen.
Wir können erst ab 15 bis 20 Knoten Wind mithalten.
Es sind nur 12 Knoten Wind vorhergesagt, da schaffen wir mit unserem trägen Dampfer nur schwer einen Schnitt von 5 Knoten.
Wir brechen daher bereits um 3:00 Uhr morgens auf (würg).

Die anderen wollen an der ruhigen Karibik-Seite an St. Vincent vorbei fahren.
Wir lassen uns von den Argumenten der Crews überzeugen die seit drei Monaten Reviererfahrung gesammelt haben.
Das erweist sich als Fehler. Selbst im Abstand von drei Meilen von St. Vincent, nimmt die Insel die Hälfte des sowieso mickrigen Windes.
Mit 8 Knoten Wind können wir nichts anfangen und bleiben fast stehen. Für die zwei anderen Schiffe mag das reichen. Wir müssen motoren.

 

Hinter der Abdeckung von St. Vincent geht es dann allerdings mit einem flotten Ritt direkt nach Bequia.
Das regnerische Wetter von gestern ist nun auch endgültig verschwunden.
Segeln vom Feinsten.
Das macht schon Spaß hier in der Karibik. War es vorher eher Mittel zum Zweck, so ist es hier wahrer Genuss.

Final bleibt festzustellen, dass die anderen Crews neun Stunden brauchen und die gute, alte Atanga zehn benötigt. Arme, lahme Ente. :cry: