Archiv der Kategorie: Curaçao

Plastik-Strand Papagayo

Do., 05.Jan.17, Curaçao, Spanish Water, Tag 950, 8.752 sm von HH

So einfach für uns das Tauchen auf Bonaire war, funktioniert es auf Curaçao leider nicht.
Das Wasser in der Lagune von Spanish Water ist nicht klar und mit dem Dinghy aufs offene Meer zu schippern, ist es viel zu weit. Das hatten wir uns etwas anders vorgestellt.
Hätten wir das vorher gewusst, wären wir noch ein wenig auf Bonaire geblieben.
Spanish Water rutscht in unserer Gunst nach unten.

Dafür hat Curaçao Strand und der ist nur knapp 20 Minuten zu Fuß entfernt.
Nun, was man so Strand nennt. Leider alles falsch. An die felsige Küste hat man einen Pool gebaut und mit künstlichem Strand aufgehübscht. Sieht auf den ersten Blick sogar echt aus. Leider alles Fake.


Ein Spielverderber-Schild steht gleich daneben: tauchen, spritzen und unterdückern ist im Pool verboten. :cry:
Essen und Getränke, außer vom Beach Club, sind nicht erlaubt. Pro Liege nur eine Person, allerdings nicht schwerer als 125 kg, nicht auf den Liegen springen, nicht rennen, doll spielen, und wichtig, nicht obszön fluchen.

Trotz aller Verbote und gepfefferter Preise (eine Tomatensuppe kostet 11 USD) sind die Liegen voll mit glücklichen Urlaubern.


Sämtliches Spielzeug ist im Einsatz. So einen Wasser-Düsen-Ritt würde ich auch gerne mal machen.
Hüstel, leider zu teuer: 15 Minuten Einweisung und dann 30 bis 40 Minuten Flug kosten 139 USD.


Hier sind wir falsch.

Willemstad

Mo., 02.Jan.17, Curaçao, Spanish Water, Tag 947, 8.752 sm von HH

Willemstad ist Unesco-Weltkulturerbe und so doll renoviert, dass es fast befremdet.
Acht Häuserblocks 300 Jahre alte, feinste Kolonialbauten. Frisch gepinselt und gewienert.
Wenn man geschickt vermeidet eine Palme mit aufs Foto zu bekommen, könnte man in einer Kleinstadt in Holland sein. Einschließlich der Parkautomaten.

Solche gut erhaltenen Städte sind auf den östlichen Antillen nicht zu finden. Jahrhunderte lang haben dort Hurrikane Zeit gehabt, alle Bauten zu zerstören. Die ABC-Inseln (Curaçao ist das C in diesem Trio) liegen unterhalb der Schneise der Verwüstung. Nur selten trifft noch ein Ausläufer der Hurrikane auf die Inseln.


Willemstad liegt an einer ähnlichen Lagune, wie es Spanish Water ist. Die Stadt ist zerfurcht von Wasserarmen und nur ein schmaler Kanal führt vom Meer in dieses Labyrinth.
Das führte bereits früh zu einer Zweiteilung der Stadt.
Neben den schnieken Häusern ist die zweite Attraktion von Willemstad die schwimmende  ‚Queen-Emma-Bridge‘. In Betrieb seit 1888, allerdings nur für Fußgänger.
Die Pontonbrücke wird bei Bedarf, einschließlich der Pontons auf denen sie ruht, zur Seite gefahren.


Irgendwie ein Robert-Lemke-Beruf: „Was machen Sie so beruflich“? „Ich fahre die Brücke zur Seite“. Aus einem kleinen Führerhaus heraus wird die Brücke gelenkt. Für kleine Fischerboote die raus wollen, wird die „Tür“ nur einen Spalt geöffnet, das Boot fährt durch und die Brücke macht wieder zu. Das dauert keine 10 Minuten.
Das Erstaunliche dabei ist, dass die Fußgänger während der Öffnung auf er Brücke bleiben dürfen. :shock:
Uns Deutschen, geschädigt durch die seit Jahren verordnete Übervorsicht und Überkontrolle in allen Bereichen, bleibt fast das Herz stehen. Unvorstellbar in Good Old Germany. Im Umkreis von 100 Metern dürfte sich keiner mehr der Brücke nähern.
In Willemstad ist es eine beliebte Touri-Attraktion mit der Brücke zu fahren. :-)

Für große Pötte wird die Brücke komplett geöffnet und sofort ersetzt ein kostenloser Fährverkehr die fehlende Brücke. Die Komplett-Öffnung kann sich schon mal eine halbe Stunde ziehen.


Im Reiseführer wird der Obst-und Gemüsemarkt als ’schwimmender‘ Markt angepriesen. Das mag früher mal gestimmt haben, heute schwimmen nur noch die ‚Lieferwagen‘ hinter den festen Buden an Land.
Es ist aber schön wieder Gemüse kaufen zu können, was nicht am nächsten Tag vergammelt ist. Auf Bonaire gibt es keinen Frischemarkt und das Zeug, was aus der Kühlung kommt, hält einfach keine zwei Tage durch.


Interessant ist auch der Drogeriemarkt. Alle Stände übertrumpfen sich im Stapeln und Türmchen bauen von Tiegeln, Fläschchen und Döschen. Hundertfach sind Cremes und Shampoo (immer mit Silikon) auf kleine Tische gebaut
Wässerchen zur sprituellen Reinigung, Flaschen unbekannten Inhalts für alle Sternkreiszeichen, Blütenwasser zur Regenerierung der Energie, Kräuter zur Vertreibung von etwas ‚Schlechtem‘ und mystische andere Dinge mehr.
Dazwischen gibt kleine Butzen mit Friseur, Getränke-Verkauf, aber auch zwei Schlachter inmitten der ‚Heil- und Pflege-Stände‘.
Dieser Markt will gar nicht recht zum restlichen, europäischen Stadtbild passen.


Für uns ist es schade, dass Willemstad 10 km vom Ankerplatz entfernt liegt. Hier sind die Geschäfte, das Leben. Aber in Willemstad dürfen wir nicht ankern und die teure Marina, die an irgendeinem Arm hinter dem Zentrum liegt, wollen wir nicht bezahlen.

Und schon vermisst man etwas von den kleinen Antillen: die coolen Minibusse, die einen überall aufgepickt und mitgenommen haben.  Hier verkehren die meisten Busse nach Fahrplan, alle 60 bis 90 Minuten. Und wieder ist man an Europa erinnert. Die ABC-Inseln scheinen reicher, die meisten haben ein Auto, kaum jemand geht zu Fuß und die Busse verkehren nur noch selten.

Spanish Water

Sa., 31.Dez.16, Curaçao, Spanish Water, Tag 945, 8.752 sm von HH

Die verwinkelte Bucht von Spanish Water ist riesig. Ich kann mir gut vorstellen, warum die Holländer diese Insel 1637 eingenommen haben. Fanden sie doch ihre geliebten Grachten wie in Europa vor.
Jetzt ist die Westhälfte der Bucht bebaut wie in Holland.
Vorne die Garage mit Auto, hinten der Steg mit Boot. Die Häuser fallen zum Teil in die Kategorie ‚Eure Armut kotzt mich an‘.

Schade nur, dass die Boote davor so riesig sind, dass der Blick von der Terrasse bis hin zur zweiten Etage von den Kolossen verdeckt ist. :mrgreen:


Der Nachbar hat dreimal 300 PS.
Stopp! Das kann ich besser! Viermal 350 PS, kein Problem. So ein Außenborder ist doch schnell montiert (übrigens kostet einer dieser Außenborder mindestens 35.000 EUR)


Gleich neben den Reichen, gibt es den Kanal der Hausboote (natürlich ;-) wir sind ja quasi in Holland) und der Gammelschiffe.
Auf Grund gelaufene Wracks warten hier auf ihr Ende.
Einige der rottigen Teile sind bewohnt. Selten haben wir so viele abgewohnte, aber bewohnte Schiffe gesehen, wie hier. Inklusive Hund. :shock: Vielleicht darf man vermuten, dass auch sechsbeinige Hausgenossen in den Buden siedeln.


Der Osten der Bucht ist noch unbebaut und mit niedrigen Mangroven bewachsen. Hier und bei den Reichen und Schönen ist das Ankern verboten.
Ein kleiner Supermarkt ist in Laufnähe und zum großen Markt gibt es sechs Tage die Woche morgens um 8:30 einen Bus-Shuttle, der direkt beim Dinghy Dock hält.
Es ist das erste Mal, seit wir in der Karibik sind, dass wir kein Internet an Bord haben.
Auf den östlichen Antillen konnte man bei ‚Cruisers Wifi‘ für vier Wochen Internet kaufen und dies von Bucht zu Bucht, von Insel zu Insel mitnehmen. Überall der gleiche Anbieter, sehr praktisch.
Auf Bonaire gab es ein Touri-Netz umsonst.
In Spanish Water gibt es nur das ‚Piraten-Nest‘, eine Pinte mit gutem Internet. Somit müssen wir an Land zum Surfen, sehr ungewohnt.

Sylvester verbringen wir bei unseren Kanadischen Nachbarn, die wir bereits auf Bonaire kennen gelernt haben. Eine sympathische Patchwork-Familie. Zum Jahreswechsel wurden alle Kinder mit Schwiegerkindern eingeflogen, so dass die Crew zur Zeit aus zehn Personen besteht. :shock:

Zu unser aller Überraschung sind die Curaçao-Einwohner knallverrückt. Es wird mehr geballert und Raketen abgeschossen als in Hamburg. Einschließlich diverser Seenot-Raketen. Erst nach einer halben Stunde ebbt das Feuerwerk langsam ab.

Wo Du gern bist…

Mi., 28.Dez.16, Curaçao, Spanish Water, Tag 942, 8.752 sm von HH

…weil man gut isst….   lalala    ….bei Mc Donalds.

Achim ist bekennender McDonaldist.
Allerdings extrem einseitig in seiner Menüwahl. Während andere Menschen sich an ‚los wochos‘ versuchen, gibt es bei Achim grundsätzlich (der Mann hat Prinzipien) nur eins: das große BigMac Menü mit Cola.

Seine Testreise durch die BigMac’s der Welt wurde auf eine harte Probe gestellt. Gab es doch zuletzt im Februar in Kourou einen McDonald. Zehn lange Monate kein BigMac. :shock:

Daher war ich auch nicht verwundert als Achim schon auf Bonaire zu berichten wusste: „Die haben auf Curaçao ein Mekkes“. :mrgreen:
Im ‚Restaurant‘ selber ist er dann so gierig auf seinen Burger, dass er kaum Zeit für ein Lächeln hat. Voll konzentriert und unter dem total Verlust von Humor beim Fotografieren, fängt er an seine Pommes in sich hinein zu schaufeln.
Kein Blick, kein Gespräch, keine Späßchen über die 30.000 Kalorien, die er grade in sich reinstopft, sind erlaubt. Aus diesem Trance-artigen Zustand erwacht er erst, wenn der letzte Pommes seinen Weg gefunden hat.
Für Euch habe ich zum Jahresende eine kulinarische Zeitreise durch die McDonald’s der letzten zweieinhalb Jahre.
I’m lovin‘ it…

Wir wünschen allen Lesern ein guten Start ins neue Jahr, kommt gut rein, bleibt gesund und bis zum nächsten Jahr.

Curaçao macht es kompliziert

Di./Mi., 27./28.Dez.16, Curaçao, Spanish Water, Tag 941/2, 8.752 sm von HH

Curaçao ist total anders als Bonaire. Schon bei der Anfahrt fällt es auf. Nicht komplett flach, sondern malerische Hügel sind in den Süden gesetzt worden. Kein Saumriff über dem man festmachen kann. Wir ankern in ‚Spanish Water‘. Das ist ein verwinkelter Binnensee, der nur über einen schmalen Kanal zu erreichen ist.
Wir kommen so nah an den Strandurlaubern vorbei, dass man ihre Kokos-Sonnenmilch riechen kann. Auf der anderen Seite befinden sich mit Kakteen und Buschwerk bewachsene Felsen.


Hinter dem Kanal öffnet sich ein verwinkelter See, der seine Arme in alle Richtungen ausstreckt. Ein Gewirr aus Inselchen, Kanälen und Nebenarmen. Unseren Weg suchen wir anhand des Plotters. Betonnung komplett Fehlanzeige. Unter keinen Umständen ist es angeraten, diesen Platz bei Nacht anzulaufen. Können wir nachvollziehen. :Mrgreen:


Curaçao macht es Seglern bei der Einreise recht schwer. Einklarieren kann man nur in der Hauptstadt, in Willemstad. Dort darf man nicht ankern und fast alle Segler gehen deswegen in das Gebiet von ‚Spanish Waters‘.
Nach Willemstad fährt jeder Stunde ein Bus, zu dem man sich schnell durchgefragt hat. Bis hierher noch alles gut.

In Willemstad muss man zuerst zum Zoll. Das Gebäude befindet sich mitten im Herzen der Altstadt. Pässe zeigen, ein Formular ausfüllen und dann müssen wir einmal quer durch die Stadt, schon fast ins Industriegebiet laufen.
Zur Immigration. Die liegt hinter dem Kreuzfahrt-Terminal, so dass man am Terminal-Wachmann vorbei muss. Das darf man, jedoch nicht ohne ein Formular, was man auf dem Rückweg wieder bei ihm abgeben muss. Und Pässe zeigen.

Bei der Immigration bekommt der Käpt’n einen Anschiss: man hat sich am gleichen Tag der Ankunft zu melden. „Nicht zu schaffen“, argumentiert Achim, bis das Schiff fest ist und das Dinghy im Wasser usw… “
„Pah, dann ruft man eben an“, kontert Miss Unentspannt.

Wir bekommen dann doch noch drei Formulare später und nach dem Vorzeigen der Pässe einen Stempel und die Erlaubnis bis zu 90 Tage zu bleiben.

Ein Haus weiter wartet die ‚Port Authority‘ auf uns.
Ein neues Formular wartet aufs Ausfüllen, einschließlich der Frage nach der Reichweite unseres Trinkwassers und der Lebensmittel an Bord :shock:
Wir müssen 10 USD als Ankergebühr für Spanish Waters bezahlen. Die hat eine Gültigkeit von 90 Tagen.
Sollten wir die Bucht wechseln wollen, müssen wir wiederkommen, sagt die Authority Dame. Genau die Bucht (es gibt fünf zur Wahl) und die gewünschten drei Tage benennen. Für eine längere Zeit am Stück gibt es keine Erlaubnis zu kaufen. Drei Tage kosten dann ebenfalls 10 USD.

Das nenn ich mal aktiven Umweltschutz. So schnell werden sich das nicht so viele Segler antun mit den Pässen in der Tasche durch die halbe Stadt zu laufen, nur um den Ankerplatz zu wechseln.