Mo., 02.Jan.17, Curaçao, Spanish Water, Tag 947, 8.752 sm von HH
Willemstad ist Unesco-Weltkulturerbe und so doll renoviert, dass es fast befremdet.
Acht Häuserblocks 300 Jahre alte, feinste Kolonialbauten. Frisch gepinselt und gewienert.
Wenn man geschickt vermeidet eine Palme mit aufs Foto zu bekommen, könnte man in einer Kleinstadt in Holland sein. Einschließlich der Parkautomaten.
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Irgendwo in Holland
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wenn die Palmen nicht wären
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Parkautomat mit Solar
Solche gut erhaltenen Städte sind auf den östlichen Antillen nicht zu finden. Jahrhunderte lang haben dort Hurrikane Zeit gehabt, alle Bauten zu zerstören. Die ABC-Inseln (Curaçao ist das C in diesem Trio) liegen unterhalb der Schneise der Verwüstung. Nur selten trifft noch ein Ausläufer der Hurrikane auf die Inseln.
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renoviert
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bis unters
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Dach
Willemstad liegt an einer ähnlichen Lagune, wie es Spanish Water ist. Die Stadt ist zerfurcht von Wasserarmen und nur ein schmaler Kanal führt vom Meer in dieses Labyrinth.
Das führte bereits früh zu einer Zweiteilung der Stadt.
Neben den schnieken Häusern ist die zweite Attraktion von Willemstad die schwimmende ‚Queen-Emma-Bridge‘. In Betrieb seit 1888, allerdings nur für Fußgänger.
Die Pontonbrücke wird bei Bedarf, einschließlich der Pontons auf denen sie ruht, zur Seite gefahren.
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Queen-Emma-Brücke
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grad einen Spalt breit geöffnet
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bemannte Brückenfahrt
Irgendwie ein Robert-Lemke-Beruf: „Was machen Sie so beruflich“? „Ich fahre die Brücke zur Seite“. Aus einem kleinen Führerhaus heraus wird die Brücke gelenkt. Für kleine Fischerboote die raus wollen, wird die „Tür“ nur einen Spalt geöffnet, das Boot fährt durch und die Brücke macht wieder zu. Das dauert keine 10 Minuten.
Das Erstaunliche dabei ist, dass die Fußgänger während der Öffnung auf er Brücke bleiben dürfen.
Uns Deutschen, geschädigt durch die seit Jahren verordnete Übervorsicht und Überkontrolle in allen Bereichen, bleibt fast das Herz stehen. Unvorstellbar in Good Old Germany. Im Umkreis von 100 Metern dürfte sich keiner mehr der Brücke nähern.
In Willemstad ist es eine beliebte Touri-Attraktion mit der Brücke zu fahren.
Für große Pötte wird die Brücke komplett geöffnet und sofort ersetzt ein kostenloser Fährverkehr die fehlende Brücke. Die Komplett-Öffnung kann sich schon mal eine halbe Stunde ziehen.
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Einfahrt nach Willemstad
Im Reiseführer wird der Obst-und Gemüsemarkt als ’schwimmender‘ Markt angepriesen. Das mag früher mal gestimmt haben, heute schwimmen nur noch die ‚Lieferwagen‘ hinter den festen Buden an Land.
Es ist aber schön wieder Gemüse kaufen zu können, was nicht am nächsten Tag vergammelt ist. Auf Bonaire gibt es keinen Frischemarkt und das Zeug, was aus der Kühlung kommt, hält einfach keine zwei Tage durch.
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schwimmender Markt
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der nur hinten schwimmt
Interessant ist auch der Drogeriemarkt. Alle Stände übertrumpfen sich im Stapeln und Türmchen bauen von Tiegeln, Fläschchen und Döschen. Hundertfach sind Cremes und Shampoo (immer mit Silikon) auf kleine Tische gebaut
Wässerchen zur sprituellen Reinigung, Flaschen unbekannten Inhalts für alle Sternkreiszeichen, Blütenwasser zur Regenerierung der Energie, Kräuter zur Vertreibung von etwas ‚Schlechtem‘ und mystische andere Dinge mehr.
Dazwischen gibt kleine Butzen mit Friseur, Getränke-Verkauf, aber auch zwei Schlachter inmitten der ‚Heil- und Pflege-Stände‘.
Dieser Markt will gar nicht recht zum restlichen, europäischen Stadtbild passen.
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Drogeriemarkt
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mit Fläschchen und Tinkturen
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und Shampoo satt
Für uns ist es schade, dass Willemstad 10 km vom Ankerplatz entfernt liegt. Hier sind die Geschäfte, das Leben. Aber in Willemstad dürfen wir nicht ankern und die teure Marina, die an irgendeinem Arm hinter dem Zentrum liegt, wollen wir nicht bezahlen.
Und schon vermisst man etwas von den kleinen Antillen: die coolen Minibusse, die einen überall aufgepickt und mitgenommen haben. Hier verkehren die meisten Busse nach Fahrplan, alle 60 bis 90 Minuten. Und wieder ist man an Europa erinnert. Die ABC-Inseln scheinen reicher, die meisten haben ein Auto, kaum jemand geht zu Fuß und die Busse verkehren nur noch selten.
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heute nicht bei Mekkes