Der Osmose-Teufel

Di., 30.Jul.19, Franz.Polyn./Tahiti/Phaeton, Tag 1885, 18.355 sm von HH

Die Reparatur des Unfallschadens ist einfacher als man (als ich) denkt. Alles, was wir an Material benötigen, führt Atanga in ihrem dicken Bauch bei sich. Erstaunlich, was der Skipper alles so in seinem Fundus hat. Die Reparatur beinhaltet allerdings etliche Arbeitsschritte:
1. Das Antifouling in der Umgebung muss abgeschliffen werden, da darauf nichts haftet.
2. Die tiefen Ratscher müssen erweitert werden, damit für aufzubringendes Epoxid und Spachtel „Platz“ geschaffen wird.
3. Die große Verletzung wird mit Gasfasermatte und Epoxid gefüllt. Warten bis trocken.
4. Darauf kommt Epoxid Spachtelmasse – warten – schleifen – spachteln – warten – schleifen …

Wer es reingefahren hat, muss es auch wieder raus machen

Hier arbeitet nur die Crew

Die Flächen sind klein, viel Arbeit ist das nicht. Die Wartezeiten bis die Materialien trocken sind, nehmen die meiste Zeit in Anspruch. Was liegt da näher auf der Hand das Antifouling ebenfalls neu zu streichen? Über die überfällige Notwendigkeit eines Neuanstrichs diskutieren wir seit Monaten.
Eine große Tonne Antifouling haben wir dabei. Günstig in Ecuador gekauft – für 500 USD. Beim Öffnen der Tonne dann die Überraschung: das Antifouling ist rot. Feuerwehrauto-rot. Dass es rot ist, wussten wir (war halt günstig :roll: ), aber doch nicht sooo rot.
Aber egal, hier auf Tahiti müssten wir bestimmt das Doppelte bis Dreifache bezahlen. Und richtig, ungeachtet der Farbe steht schon bald ein Geier neben dem Schiff, der fragt, ob wir anfallende Reste verkaufen würden. Also alles richtig gemacht.

Die Farbe lässt sich prima auftragen, die Stellen mit den Reparaturen sparen wir einfach aus.
Das Rot modelliert leider ein paar unschöne ‚Boppel‘ aus. Die waren uns schon beim letzen Antifouling-Job aufgefallen. Aber Schwarz macht schlank, wir haben über die Beulen geflissentlich hinweg gesehen. Was nicht sein kann, darf eben nicht sein: Osmose!
„Soll ich mal eine Blase anstechen, um zu sehen, ob es wirklich Osmose ist?“,fragt Achim.
„Zeit hätten wir ja, die Löcher aufzustechen, auszuschleifen, zu epoxidieren, zu spachteln, zu schleifen, zu spachteln, zu schleifen … Und dass das recht einfach ist, wissen wir ja jetzt auch.“ Gesagt, getan – er sticht zu. Und natürlich läuft uns eine Essigsauce entgegen. Atanga hat Osmose!

Eine ausgeschliffene Osmose-Blase

Osmose ist für ein Schiff wie Karies unter einer Plombe. Unter dem Gel-Coat (der wasserdichten Schicht über dem Polyester) bilden sich Blasen, die sich mit Wasser füllen, nach Essig stinken und das Laminat zerfressen (verkürzt und wissenschaftlich nicht ganz exakt beschrieben). Von alleine heilt das leider nicht, sondern wird immer schlimmer, die Blasen werden größer. Fast jedes GFK-Schiff ist davon betroffen. Ein dauerhafter Aufenthalt des Schiffes im warmen Wasser fördert Osmose. Es gibt wahrhaftige Osmose-Hysterien und eine Industrie lebt sehr gut von der Beseitigung. Fakt ist, dass man von Osmose nicht sinkt. Fakt ist aber auch, dass man was unternehmen muss. Achim greift zum Schleifer und öffnet kurzentschlossen die Blasen. Komischerweise haben wir nur an der Backbord-Seite einen Befall. Vierzig Blasen sind jetzt geöffnet, bereits mit Epoxid und Spachtel behandelt. Noch einmal Schleifen, dann sind die Löcher wieder zu.

Frische Löcher im frisch gestrichenen Schiff

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