Unser Wassermacher – Finale

Do., 17.Dez.15, Tag 565, La Gomera, 2.961 sm von HH

Leider hatte unser Wassermacher am Anker in Valle Gran Rey nicht wie geplant seinen Dienst aufgenommen. Nach einigen Telefonaten mit H2O-Factory war die Diagnose klar. Die lässt Hochdruckpumpe kein Wasser durch.

Herr Jahn von H2O-Factory, mit dem ich schon vor dem Kauf und beim Einbau viele nette Telefonate hatte, machte gleich deutlich, dass er uns vor unserer Abfahrt auf die Kapverden nicht hängen lassen würde und schickte ein neues und getestetes Teil auf die Reise nach La Gomera.

Der Versand von Deutschland auf die Kanaren muss jedoch nicht immer glatt verlaufen. Unbedingt empfehlenswert ist es, einen ortsansässigen Adressaten zu haben, da ansonsten die Zollabwicklung mit 99%er Wahrscheinlichkeit in die Hose geht und die Sendung retour geschickt wird. Wir hatten daher veranlasst, dass das Paket an die Marina hier in La Gomera adressiert wurde.

Einige Leute hier in der Marina machten uns auch wenig Mut, nachdem das Paket nach 14 Tagen noch immer nicht da war. Das war wenig aufbauend und schon gar nicht hilfreich. Selbst der ortsansässige TO-Stützpunkleiter reihte sich in die Gruppe der schlecht-Reder ein.

Nach 16 Tagen war das Paket dann da.

Der Austausch der Pumpe erwies sich als viel einfacher als erwartet. Der Wassermacher ist modular aufgebaut und wirklich kinderleicht in seine Module zu zerlegen. Dementsprechend einfach ist es aber auch, alles wieder zusammen zu bauen, ohne dass irgendwelche Teile übrig blieben.

Wie allgemein bekannt, vertragen die Membranen keine Kohlenwasserstoffe. Dem eigentlichen Test ging somit eine genau Untersuchung des Wasser in der Marina voraus, ob irgendwo ein Schimmer auf der Wasseroberfläche zu sehen sei. Dem war nicht so und somit konnte die Anlage gestartet werden.

Diesmal klang das Gerät anders als beim ersten Versuch und als nach einigem Vorlauf der Vorpumpe die HD Pumpe zugeschaltet wurde und der Druck in dem Gerät in Richtung von 60bar angehoben wurde, floss Wasser aus dem Trinkwasserhahn. Unter den hier herrschenden Bedingungen hatten wir einen Wasserfluss von ca. 19l/Std. Das entspricht dem, was das Gerät leisten soll und somit fiel insbesondere mir ein Stein vom Herzen.

Hoffentlich bleibt uns ab jetzt und für die Zukunft das lästige Schleppen der Wasserflaschen erspart.

Prost…Bernd, Helge und Axel

 

Noch eine Pumpe

So., 13.Dez.15, Tag 561, La Gomera, 2.961 sm von HH

Wir warten weiterhin auf unsere Wassermacher-Pumpe.
Mit uns warten Karen und Reinhard ebenfalls auf ein Ersatzteil. Uns wurden fünf bis sieben Tage versprochen. Reinhard hat fast 60 EUR in Express-Zuschlag investiert.
Nun sind bereits 14 Tage vorbei und keine Pakete in Sicht.

Wir haben Zeit, San Sebastian ist schön, aber ein wenig nervt es trotzdem.
Mit der La Joya sind wir zu Weihnachten auf den Kap Verden verabredet…ist noch zu schaffen. :-)

Diese Wartezeit bleibt nicht ungenutzt. Achim lässt unserer manuellen Lenz-Pumpe eine große Wartung zukommen.

In unserer Bilge (der Keller eines Schiffes) befindet sich an der tiefsten Stelle eine automatische Pumpe. Sollte Wasser ins Schiff eindringen, springt diese automatisch an und macht das, was sie soll: pumpen.

Aus Sicherheitsgründen gibt es noch eine manuelle Pumpe, die mit einem Pumpenschwengel im Cockpit bedient werden kann.

Achim hat immer mal wieder getestet, ob diese Pumpe funktioniert. Alle Tests ergaben eine akustische Erfolgsmeldung. Beim Bedienen des Schwengels hörte man Wasser gurgeln.

Auf die Idee, die Pumpe mal unter die Lupe zu nehmen, bringt ihn Reinhard, der berichtet, dass sich bei ihrer Pumpe ein „Teil“ unter die Gummidichtung gesetzt hat.

Ich mach es kurz: unsere manuelle Lenz-Pumpe hat wahrscheinlich so lange wie wir das Schiff haben noch nicht funktioniert. Das Gurgeln vom Schwengel-Test wurde anscheinend nur von der Automatik-Pumpe erzeugt.

Als Achim die Pumpe auseinander nimmt, rieselt ihm die Wüste Gobi entgegen: Sand, Tonnen an Kalk, Staub, Haare und sonstiges Ekelzeug. Eine Dichtung hatte sich bis auf ein paar rudimentäre Reste bereits komplett aufgelöst. Es stellt sich heraus, dass von der Pumpe selber ein kleines Stück abgebrochen ist.

Im Prinzip ist die hin.

An Bord befindet sich ein Wartungssatz für die Pumpe, so dass sie als funktionstüchtig wieder eingebaut werden kann. Sobald wir irgendwann in einem Ort mit großem Yachtausrüster festmachen, müssen wir allerdings eine neue Hand-Pumpe besorgen.

Abends gibt es dann ein Adventsessen auf der Findus mit Weihnachtsmützen, Kaminfeuer und Hausmusik. Warten kann auch viel Spaß bereiten.

Von Arure nach Chipude…

Do., 10.Dez.15, Tag 558, La Gomera, 2.961 sm von HH

…so heißt die Route Nr. 1 in unserem Wanderführer: „Eine leichte Wanderung auf Forstpisten und alten Dorfverbindungswegen. 11 km, ab 6 Jahre.“
Das Leben könnte so leicht sein, wenn man sich an solche Vorschläge halten würde.
Aber nein, wir müssen ja von Chipude nach Arure wandern.

Mit von der Partie sind Karen und Reinhard.

Den Stein ins Rollen, warum wir verkehrt herum laufen, bringe allerdings ich.
Als wir in den Bus steigen, sage ich fälschlicherweise, dass wir in Chipude aussteigen müssen.
Während der 45 Minütigen Fahrt stellt sich heraus, dass wir bis Arure hätten fahren müssen.

Nach einigem hin-und her entscheiden wir: „Ist doch egal!“

Nein, ist es eben nicht, wie wir unmittelbar nach dem Aussteigen feststellen.

Die Angaben im Wanderführer sind nun rückwärts zu lesen:
-aus 150 Meter steil bergauf, wird steil bergab
-aus nach dem Ziegenstall rechts, wird vor dem Ziegenstall links
-und Feigenbäume, die als Orientierung genannt werden, kann man vom falschen Standpunkt aus noch nicht mal sehen.

Somit stehen wir mitten in Chepude und müssen nach den ersten 150 Metern das erste Mal fragen. Hier im Dorf findet man noch ältere Herrschaften vor den Häusern sitzen, also kein Problem. Man weist uns den richtigen Weg.

Der deckt sich mit der Beschreibung Im Führer und munter schreiten wir voran.
Am Ende vom Ort sind wir erneut verloren. Eine Handvoll Mütterchen ist behilflich und schickt uns, nun, nicht falsch, aber in jedem Fall nicht auf den Wanderführer-Weg.

Wir hatten Route Nr. 1 extra heraus gesucht, da Achim und Reinhard ‚Knie‘ haben und möglichst nicht lange und steil bergab laufen wollten. Der Weg der Mütterchen mündet nach 200 Metern sanften Gefälles in einen Abhang, der kraxelnd und nur unter Zuhilfenahme der Hände sturzfrei zu bewältigen ist.

Es ist wunderschön um uns herum. Aber als ‚leicht‘ ist die Strecke nicht zu bezeichnen. Was eben noch steil bergab ging, muss sich kurze Zeit später wieder steil bergauf zurück erarbeitet werden.

Das ändert sich erst nach einem Drittel der Strecke als wir wundersamer weise auf den rechten Pfad zurück kommen. Von jetzt an ist der Weg beschildert und wir können ihn auch rückwärts leicht verfolgen.

Eine tolle Wanderung am Rande des Valle Gran Reys mit spektakulären Ausblicken.
Nun, wo der Weg auch mit 6 Jahren zu bewältigen ist, hat man neben Puste auch Muße die Landschaft zu genießen.

Als wir um 15:00 Uhr Arure erreichen, ist der Nachmittagsbus grade weg. Sicherlich hätten wir den bei umgekehrter Wanderung noch erreicht. :roll:
Der nächste Bus kommt erst in drei Stunden.

In Arure ist der Hund begraben. Es gibt noch nicht mal eine einladende Pinte.
Wir fahren also zunächst weiter nach Valle Gran Rey. Der Ort ist größer und hat einiges zu bieten.
Im Bus wartet eine freudige Überraschung. Der von Reinhard morgens liegen gelassene Strohhut ist den ganzen Tag auf der Insel hin-und her gefahren und wartet nun freudig auf sein Herrchen.

Noch Valle Gran Rey zu erkunden, fehlt uns die rechte Lust, aber Café con Leche und ein Kaltgetränk in der untergehenden Sonne, gehen immer.

Die wenig entspannende Fahrt zurück nach San Sebastian dauert im Stockdunklen deutlich länger als im Hellen. Endlos reiht sich dunkle Kurve an Kurve.
Somit sind wir erst kurz vor 20:00 Uhr wieder in San Sebastian.
Wir vier werfen zusammen was wir noch zu Essen an Bord haben und feiern einen gelungenen Wandertag.

Über den Atlantik rudern

Di., 08.Dez.15, Tag 556, La Gomera, 2.961 sm von HH

Wer unsere Idee mit einem Segelboot den Atlantik zu queren für beknackt, mutig oder total unvernünftig hält, der kennt noch nicht die komplett durchgeknallten Jungs und Mädels, die sich zur Zeit in San Sebastian tummeln.

Es handelt sich um Teilnehmer der

Talisker Whisky Atlantic Challenge

Die wollen über den Atlantik rudern. :shock:

Insgesamt sind es 26 Teams, die alleine, zu zweit oder als Vierer in ca. 7 Meter langen Ruderbooten von La Gomera nach Antigua rudern wollen. Start dieses unfassbar harten Rennens ist am 15. Dezember.

Die Ruderboote befinden sich auf dem Marina Gelände, daher haben wir freien Zutritt zum gesperrten Gebiet und können uns die „Boote“ aus der Nähe betrachten. Alle Beteiligten sind freundlich, mitteilsam und beantworten bereitwillig unsere neugierigen Fragen.

Der aktuelle Rekord liegt bei 41 Tagen! Für eine Strecke von 3.800 km! Der durchschnittlich begabte Ruderer benötigt 60 Tage.

Es sind sogar zwei Mädel-Crews dabei.
„Darf man sie ‚Housewife-Crews‘ nennen?“, frotzeln die Jungs liebevoll über ihre Kolleginnen.
In ihren Gesichtern steht jedoch deutlich der Respekt für die „Hausfrauen“.
Die Stimmung sei super gut untereinander, wie man uns versichert.
Die Mädels sehen weder wie russische Hammerwerferinnen, noch wie verzweifelte Hausfrauen aus.

Es gibt ein Team bestehend aus britischen Kriegsveteranen, denen in Afghanistan oder bei anderen Einsätzen mindestens ein Bein weggebombt wurde.
Auf meine Frage, ob sie glauben, dass ihre High-Tech-Prothesen 40 Tage dauerhafte Salzwasser-Duschen überleben werden, lachen sie: „Die lassen wir hier, die Familie bringt sie nach Antigua. An Bord brauchen wir sie nicht, ist unnötiger Ballast…“. :-)

Für mich überraschend sind viele deutlich ältere Kerle mit dabei. Mindestens 50 plus. Alle sagen, dieses Rennen steht man nicht durch körperliche Kraft durch, sondern das wird im Kopf entschieden.
Die Solokämpfer würden in keinem Fall im Team rudern wollen. Alleine sei vielleicht das Durchhalten etwas schwieriger, aber es gäbe nicht die zwischenmenschlichen Reibungspunkte und Konflikte. Man würde sich schon „gehörig auf den Sack gehen“.

Intimsphäre gleich Null. Zum Pinkeln gibt es Urin-Flaschen. Säuberlich mit Namen beschriftet. Nicht auszudenken, wenn es da zu Verwechslungen kommen würde. :mrgreen:

Gewaschen wird sich mit feuchten Baby-Tüchern. 12 Stück stehen jedem Ruderer pro Tag zur Verfügung. Eine 2er Crew hat somit 2.000 Tücher dabei.

 

Erst wird sich damit das Salz von der Haut gewischt, Gesicht, Arme, dann Körper.
Stuhlgang wird auf einen Eimer verrichtet und ein weiteres Feucht-Tuch kommt zum Einsatz. Frisch gewaschen darf der Ruderer sich dann in die einzige Kabine zum Schlafen zurück ziehen. Für vier Stunden. In der Zeit rudern die anderen weiter.
Bei den Solisten treibt das Boot im Strom mit bis zu einem Knoten Geschwindigkeit weiter dem Ziel entgegen.

Die Organisation überwacht, dass jedes Ruderboot Nahrung für 90 Tage mit an Bord dabei hat. Na, ja, was man so Nahrung nennt.
Es handelt sich um gefriergetrocknete Köstlichkeiten, wie Spaghetti Bolognese, Chili con Carne, aber auch Schokoladenpudding.
Alles heiß oder kalt (würg) essbar. Die Pakete haben zwischen 600 und 1.000 Kalorien. Allerdings verbraucht so ein Ruderer mindestens 5.000 Kalorien am Tag. Daher wird noch Olivenöl unter das Essen gemengt, um den unglaublichen Kalorienbedarf decken zu können.
In Kleinstmengen sind Leckerlies im Proviant: Nüsse, Schokoriegel, Erdnussbutter und Zuckerdrops.

Trinkwasser wird über zwei Wassermacher hergestellt, die über Solar-Energie betrieben werden.

Die Boote verfügen über alle modernen Navigationshilfen: elektronische Seekarten, GPS, Satelliten-Telefon, Epirb und AIS.
Dass sie AIS an Bord haben, gefällt uns. Wie leicht könnten wir als Segler eine von den Nussschalen übersehen.

Sollte ein Boot aufgeben oder einen Notfall haben, so stehen zwei Segel-Begleit-Yachten zur Verfügung. Da das Feld der Ruderer schnell weit auseinander gezogen sein wird, kann es bis zu drei Tagen dauern bis die Retter vor Ort sein können.
Sollte eine Mannschaft dann abgeborgen werden, so wird das Ruderboot sich selbst überlassen. Im letzten Jahr ist eins auf den Azoren gestrandet.
Mit vier Ausfällen ist die Quote überraschend niedrig. „Nur weil einer keine Lust mehr hat, holen wir ihn nicht raus aus seiner Kiste“, scherzt einer der Duty Manager.

Talisker Whisky Atlantic Challenge

Singe, wem Gesang gegeben

So., 06.Dez.15, Tag 554, La Gomera, 2.961 sm von HH

Auf La Palma haben wir Karen und Reinhard von der Findus kennen gelernt, gemeinsam Geburtstag gefeiert und musiziert.
Hier in San Sebastian haben wir uns wieder getroffen und besonders Karen und Achim haben sich gesucht und gefunden.
Sie mögen die gleiche Musik und treffen sich fast jeden zweiten Tag, um ihr Zusammenspiel Gesang mit Gitarrenbegleitung zu verfeinern.

Somit ist Hauptthema dieser Tage Musik: Karen steckt mir, dass Reinhard auf der Geburtstagsfeier gefunden hat: „Sabine singt doch auch ganz passabel…“.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht musikalisch bin. Erst recht nicht singen kann. Dachte ich zumindest bis dahin.
Aber wenn Reinhard eine andere Meinung hat. Großartig!
Denn Reinhard kann es beurteilen.
Wenn es einer beurteilen kann, dann er.
Reinhard ist Professor.
Professor der Ästhetisch-Kulturellen Bildung mit Schwerpunkt Musik.

Ich wähne mich im siebten Himmel. Höre meinen Namen im gleichen Atemzug wie Christina Aguilera, Whitney Houston und Mariah Carey genannt.
Soll ich mich bei ‚dsds‘ anmelden oder besser alleine eine Karriere starten?
Bühnen dieser Welt, ich komme.

Dieser Traum währt zwei Tage…
Heute sind Karen und Reinhard bei uns zum Essen zu Besuch. Reinhard hat sein Keyboard dabei. Während Karen und Achim sich schon mal warm trällern, muss ich vorsingen.

Ein paar ‚lalalas‘ und ‚mimimis‘ später steht fest, ich habe eine Altstimme.
Gut.
Oktavenumfang 1,5… schon schlechter.
Angespielte Töne erkennen und nachsingen, katastrophales Vollversagen. Ganz schlecht.

Es fallen Sätze wie: „Deine Stimme ist gut. Das heißt nicht, dass der Gesang ebenfalls gut ist…“ Und: „Für den Chor geeignet“
Das „maximal“ bleibt gnädig unausgesprochen.

Fischerchöre, hinterste Reihe, oder wie jetzt? :evil:
Ja, weiß der Mann denn, was er sagt?
Was hat denn der Herr Professor beim ersten Mal gehört? Da war doch Alkohol im Spiel!
Mit wenigen Sätzen ist es vorbei. Aus, Ende mit meiner Karriere.

Mir bleibt das Konzert an Bord fotografisch festzuhalten.
Tamburin und Rassel rühr ich nicht mehr an. Sonst merkt er auch noch, dass mir Rhythmus ebenfalls nicht in die Wiege gelegt wurde. :mrgreen: