Pigeon Island

So., 01.Mai 16, Saint Lucia/Rodney Bay, Tag 701, 6.418 sm von HH

Auf der La Joya hat es Michael schlimm mit TMS (tödlicher Männer-Schnupfen) erwischt.
Wir verschieben unseren für heute geplanten Aufbruch um einen Tag, damit er mit Hühnersuppe wieder auf die Füße gepäppelt werden kann.

Achim und ich nutzen den ‚gewonnen‘ Tag für einen Besuch am Ende der Rodney Bucht.
Pigeon Island ist durch einen künstlichen Damm mit St. Lucia vor 45 Jahren verbunden worden.

Auf der Insel finden sich Überreste des Rodney Forts. Von hier aus haben die Engländer unter der Führung Admiral Rodneys St. Lucia in einer großen Seeschlacht 1782 für sich gewinnen können. Die Franzosen waren endgültig vertrieben.

Durch die englischen Herren auf der Insel, sind Englisch als Amtssprache und Linksverkehr geblieben. Die Einheimischen sprechen allerdings französisches Kreol miteinander. Auch viele Ortsnamen sind französischer Herkunft.

Im Gegensatz zu Französisch Guyana kostet in der Karibik jede Besichtigung eines Steinhaufens Eintritt. So auch der Besuch von Pigeon Island (6,50 EUR pro Person).

Der Besuch lohnt sich. Hat man von den zwei Hügeln doch eine großartige Sicht über die gesamte Rodney Bay. Der Weg zu den zwei Gipfeln sieht von unten einfach aus, artet auf dem letzten Stück jedoch ganz schön in Kraxelei aus.
Leider ist das Wetter heute etwas bedeckt, so dass die brillanten Farben des Wassers etwas verloren gehen.

 

Rundtour auf St. Lucia

Do., 28. Apr.16, Saint Lucia/Rodney Bay, Tag 698, 6.418 sm von HH

Gabi organisiert uns einen Fahrer mit Minibus für eine Tagestour um die Insel. Zu acht geht es um 9:00 Uhr los.
Ich nehm es gleich vorweg: die Inseltour bekommt keine großartigen Noten von uns.
Zum Teil sicherlich ein hausgemachtes Problem. Wer Touri-Spots anfährt, muss sich nicht wundern, wenn bereits andere Touris dort lauern.
Neben den Busladungen voll Urlaubern, lauern an jedem Aussichtspunkt oder Strand einheimische Kettenverkäufer.
Die lassen uns nach einem freundlichen ’nein danke‘ in Ruhe, aber die anderen Touris wird man nicht so leicht los.

Im Gänsemarsch schlendern sie durch den botanischen Garten, der beim ‚Diamant-Wasserfall‘ liegt. Begleitet von einer Reiseführerin, die unnötige Informationen über die Flora durch den Urwald brüllt. Längst hinter drei Kurven verschwunden, hört man noch immer das Organ der Dame. :Mrgreen:

 

Der Wasserfall entpuppt sich als Wasserfall.
Klein und unscheinbar. Den Beinahmen ‚Diamond‘ verdankt er den Mineralien im Gestein über die das Wasser fällt.
Zuerst denken wir alle, dies sei ein Wasserfall zum Einstimmen und die viel gepriesene Attraktion wartet dahinter auf uns. Nein, leider nicht. (So muss ein Mineral-Wasserfall  ;- )  )

Der nächste Mega-Spot sind Schwefelquellen eines aktiven Vulkans.
Schon von weitem stinkt es nach faulen Eiern. Das ist es aber nicht, was uns abhält den Eintritt zu zahlen und die Schlammlöcher zu besichtigen.
Es sind die drängenden Touris auf dem einzigen Balkon, der Sicht auf das Geschehen bietet.

Früher soll man nach an die brodelnden Kraterlöcher herangekommen sein und von Guides wurden Eier auf den Steinen zur Demonstration der Hitze gebraten.
Vor ein paar Jahren gab es einen schrecklichen Unfall und seither steht nur noch der Balkon zur Verfügung.

Unsere Pläne sahen ein Mittagessen in einem Lokal mit Blick auf die zwei Wahrzeichen von St. Lucia vor. Den Zwillings-Bergen Petit Piton und Gran Piton.
Die beiden nahezu identischen Vulkane ragen grün bewachsen, steil fast 800 Meter in die Höhe.

Am Eingang vom Restaurant hängt ein Schild, dass das Fotografieren der Zwillinge 25,00 USD kostet.
Dieser Betrag wird nur angerechnet, wenn man etwas verzehrt. Einen Drink zu nehmen, ist noch kein Erstattungsgrund.
Wir können verstehen, dass die Betreiber nicht Herrscharen an knipsenden Urlaubern auf ihrer Restaurant-Terrasse umher rennen haben wollen, aber es schreckt uns trotzdem ab.
Wir bitten unseren Fahrer im nahe gelegenen Soufrière ein typsches Lokal zu suchen.

Eine Frage später, auf der Tankstelle, und wir landen direkt am Wasser in einer ganz netten Pinte. Immerhin noch mit Blick auf den kleineren der beiden Brüder.

Der Ort hat einen schlechten Ruf, macht auf mich aber einen ganz netten Eindruck.
Der Friedhof ist in einem vernachlässigten Zustand.
Das blühende Gras zwischen den kleinen Gräbern mit den handgeschriebenen Sinnsprüchen, gefällt mir. Es macht den Friedhof eher romantisch als trübsinnig.

In einem kleinen Bergdorf kaufen wir uns Cassava.
Cassava ist Maniok-Mehl und kleine Brotfladen werden daraus gebacken. Gefüllt mit Kirschen und Rosinen, Zimt, Bananen oder auch ganz bizarr, geräuchertem Brathering.
Der Fladen schmeckt gut und stopft ungeheuerlich.

Cassava gehört zu den top-10 der gefährlichsten Lebensmitteln.
Wird Maniok nicht richtig zubereitet, verliert er seine giftige Blausäure nicht und kann zu üblen Nebenwirkungen führen. Hier scheint aber alles richtig gebacken worden zu sein, keine Verluste unter uns Seglern zu vermelden.

Rodney Bay

Di., 26. Apr.16, Saint Lucia/Rodney Bay, Tag 699, 6.418 sm von HH

Die Rodney Bay auf St. Lucia ist unter Seglern wohlbekannt.
Endet doch hier die Rallye ARC, die auf Gran Canaria beginnt.
„Betreutet Segeln“, wie liebevoll die nicht ARC-Teilnehmer diese Regatten nennen. ;-)

Diese Bucht ist touristisch gut erschlossen. Auf der offenen Meerseite, dort wo wir liegen, kann man kostenlos ankern. Es gibt zusätzlich eine Marina in der Lagune. Hier liegen die Reichen und Schönen oder eben, für kurze Zeit, die ARC Teilnehmer.

Die Bucht hat einen feinsandigen Strand, der zum Sundowner einlädt. Jedoch, mit dem Dinghi am Strand anzulanden mag harmlos und romantisch aussehen.

Die Tücke liegt im Detail. Alles sieht einfach aus. Der Strand ist zwar steil, aber die Welle harmlos. Einen Moment nicht aufgepasst, kann so eine Anlandung zum Totalverlust der Flip Flops führen, zur nassen Hose bis zum Oberschenkel. :mrgreen:

Keine Rucksäcke in den Sand zu legen und bepudert zurück an Bord zu schleppen, müssen wir noch üben. Eine Stunde brauche ich am nächsten Morgen, bevor alles wieder entsandet ist. :evil:

Hinter der Marina entdecken wir, total entwöhnt, tiefgekühlte Glitzerläden. Eine Shopping-Mall, wie sie auf der ganzen Welt existieren könnte. Konsumieren, Kaufen, steht uns auf die Stirn geschrieben. Wir erliegen den Versuchungen und eine Shorts und ein T-Shirt wandern in den Warenkorb.
Touris eben, ganz normal.
Erfrischend nett, die etwas dicklichen Schaufensterpuppen mit enormen Oberweiten.

 

Auf nach Saint Lucia

Mo., 25. Apr.16, Saint Lucia/Rodney Bay, Tag 695, 6.418 sm von HH

Östlich von den Inseln im Antillen-Bogen heißt das große Wasser Atlantik, auf der anderen Seite nennt man es Karibik. Der Unterschied beim Segeln ist bemerkenswert.
Auf dem Atlantik wird (wir erinnern uns) über Dünung, die keiner aushält gejammert. Alle Crews meckern, viele Crew-Mitglieder meckern nicht nur, sonder brechen auch. :roll:

Was nun diese Karibik zu bieten hat, ist Segeln vom Feinsten.
Wir sind die ersten, die morgens die Bucht von St. Anne verlassen. Kaum aus der Abdeckung von Martinique raus, haben wir bei Null Seegang gut Speed drauf. Der Wind ist mit vier Stärken moderat, wir laufen wie Sau.
Acht Knoten erscheinen auf der Logge.

Auf halber Strecke rasselt die Angel. Fisch-Alarm!
Bevor Achim an der Angel ist, sind bestimmt fünfzig Meter Schnur raus gezogen. Die Bremse greift knapp. Gar nicht genau genommen.
Kurz kann Achim den Druck spüren, den ein echter Fisch macht. Dann sehen wir ihn, den Marlin, wie er einen Meter aus dem Wasser springt.
Und aus, das war’s. Der geschätzte 1,20 lange Brocken biegt den Wirbel auf, der für kleinere Fische gemacht ist und das wars. Fisch weg, Köder weg, Blei weg.

Dann ziehen Gewitterwolken auf – in Form der La Joya. :mrgreen:
Beim Start noch gut drei Seemeilen hinter uns, packen die Langschläfer es fast uns einzuholen. Ganz knapp vor St. Lucia können wir den Abstand wieder erhöhen. Die vereinbarte Foto-Session unter Vollzeug muss warten.

Die Rodney Bay auf St. Lucia gewinnt ganz klar vor St. Anne.
Nur noch 30 Boote liegen vor Anker, das Wasser ist klarer, der Strand weißer und dichter dran. Wir arbeiten uns vor… an die Traumbuchten.

Noch während des Ankermanövers gewinnen wir unseren ersten Boat-Boy. Gregory. :-)
Gregory kommt mit einem Gefährt daher, was an die abgewracktesten Boote bei ‚Waterworld‘ erinnert. Dass der Kann schwimmt, ein Wunder.

„I have Passions-Fruits, really fresh, Ananans and all you want“.
Er zieht wieder ab, als ich ihm unsere vollen Obst-Netze zeige. „I’ll come back, in three days.“ Schön, wenn alle Boat-Boys so sind, dann man weiter so. Das gefällt uns.

Martinique – St. Anne

Sa., 23. Apr.16, Martinique/Le Marin, Tag 693, 6.392 sm von HH

Den Antillen-Bogen abzusegeln, bedeutet von einem Mini-Staat in den nächsten zu wechseln.
Jede Insel, größer als ein Maulwurfhügel, ist selbständig.
Somit müssen wir in Martinique ausklarieren.

Das ist nicht überall möglich, sondern die Inseln haben bestimmte Ein-und Ausklarierungs-Häfen.
Die Franzosen machen es einem einfach: In St. Anne steht in dem Bistro „Boubou-Snack“ ein Computer-Terminal in dem man sich selbstständig auschecken kann.

Der schweigsame Herr hinter dem Tresen kassiert 2,00 EUR für den Druck der Papiere. Er ist befugt, einen Stempel und Unterschrift unter das Werk zu setzten. Das war’s.
48 Stunden bevor man Martinique tatsächlich verlässt, darf man bereits auschecken.

Die Inseln haben das Online-System, ’seaclear.com‘, eingeführt in das Schiffs- und Crew-Relevante Daten eingegeben werden: Name, Länge, Breite, Tonnage, Crew, Pass-Nummern usw.
Am Montag, bei unserer Ankunft auf St. Lucia, sollten dann diese Daten im Immigrations-Office bereits vorliegen. Das erspart das wiederholte Tippen dieser Daten auf jedem Eiland.
So die Hoffnung. ;-)


Nach der ganzen Schufterei in der Marina haben wir uns zwei Tage Urlaub verordnet. :-)
Die Bucht von St. Anne bedient noch nicht vollumfänglich die Karibik-Klischees.
Das Wasser hat schon eine sehr gute Farbe, ist aber noch recht trüb, der Strand weit entfernt und einsam ist es hier ganz sicher nicht. Es liegen bestimmt weitere 100 Yachten in der Bucht.

Da ist es gut zu wissen in welcher Richtung man den eigenen Kahn suchen muss.
Vom Strand aus sieht man im Dunkeln nur ein Meer von Ankerlichtern.

Und Bojen für Reusen, die in diesem Ankerfeld eigentlich nichts zu suchen haben, erkennt man bei überhöhter Geschwindigkeit auch zu spät. :mrgreen:
Blöd. Auch eine Außenborder-Schraube steht schlagartig still, wenn sich ein Tampen drumwickelt.

Zum Glück ist die La Joya noch vor uns und gibt uns Schlepphilfe. Das erspart dem Käpt’n das Rudern.

St. Anne ist bunt und fröhlich. Ein aufgeräumter Markt, Souvenir-Shops und das obligatorische Gotteshaus. Wie man es sich vorstellt, stehen die Türen offen und es schallt Gesang aus der Kirche.
Ein Mädchenchor singt nicht schön, aber mit Leidenschaft.