Wieder unterwegs

Wir sind wieder unterwegs und auf dem Weg nach Martinique. Soweit laeuft alles guten und wir cruisen bei 4 Bft halbem Wind mit 7kn Richtung Karibik. Hoffentlich belibt das so….denn so ist Segeln schon ganz nett. Positionsmeldungen werde ich wie immer per Funk senden. Unter Positionn sind diese dann zu sehen.

Keine Turtles…

Do., 07. Apr.16, St.Laurent/Franz.Guyana, Tag 677, 5.699 sm von HH

…am Strand von Les Hattes.
Gelege-Löcher von der Vornacht sind zu sehen. Die Schildkröten bleiben aus.
Ein paar Schlammspringer, das war’s. Schade, vielleicht ein anderes Mal.

Somit verabschieden wir uns mit einem schönen Sonnenuntergang vom Naturstrand. :-)

Au revoir Französisch Guyana

Do., 07.Apr.16, St.Laurent/Franz.Guyana, Tag 677, 5.699 sm von HH

Für uns hat es sich in jedem Fall gelohnt, den Abstecher nach Südamerika zu machen. Untouristisch ist es hier und daher zeitweise etwas schwierig, Besichtigungen zu organisieren. Wer Französisch kann, hat es leichter.

Französisch Guyana gilt als das reichste Land Südamerikas. Der Standard sei hoch, verglichen mit den Nachbarn. Dieser Reichtum lockt Einwanderer aus Brasilien und Haiti hierher.
Arbeit gibt es aber so schon nicht genug.

Die Bevölkerung ist unglaublich jung. Man sieht nur Teenager auf der Straße.
Jede fünfte Frau ist offensichtlich schwanger. Die noch unsichtbare Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch mal genauso hoch.

Die jungen Männer stehen auf der Straße im Schatten herum.
Cool sein ist wichtig. Die gleichen Status-Symbole, wie in Deutschland sind wichtig. Die Jeans und Shorts hängen auf halb acht, und die mit ‚CK‘ und ‚Nike‘ gebrandeten Unterbüxen schauen hervor.
Tattoos sind wichtig. Die Sinnhaftigkeit darf, je nach Pigmentierungs-Grad, allerdings in Frage gestellt werden (schwarzer Adler auf schwarzem Grund :mrgreen: ).

Von den Mädchen hat die Hälfte Perücken auf oder Extensions im Haar.
Aufgetürmt zu unglaublichen ‚Vogelnestern‘.
Die Frisur ist wichtig. Wichtig, dass kein Kraushaar mehr zu erkennen ist.
Unter den Perücken juckt es. Muss es jucken, bei 30 Grad und mehr.
Um die Frisur nicht zu gefährden, wird nicht mit dem Finger gekratzt, sondern die entsprechende Stelle wird leicht mit der flachen Hand beklopft.


Oder das Haar wird unter Tüchern und Turbanen versteckt.
Mit einer dicken Schleife, wie ein Propeller vor dem Kopf. Das sieht immer gut aus. Trüge unsereins so etwas, sähe man aus wie Witwe Bolte. ;-)

Leider sind viele der jungen Leute übergewichtig. Gute Nahrungsmittel sind teuer.
Also wird auf ungesunde Dickmacher zurück gegriffen.
Es gibt auch wahre Schönheiten unter den schwarzen Mädchen. Die wissen das nur allzu genau. Den langen Hals gereckt, wandeln sie mit Model-Attitüde, ja, Arroganz im schönen Gesicht durch die Straßen.

Allen gemein ist, dass, wer es sich leisten kann, mit einem Smartphone durch die Straßen läuft. Smombies. Überall Smombies, denen man ausweichen muss.

Der Einzelhandel ist komplett in chinesischer Hand. Außer den großen französischen Supermarktketten ‚Carrefour und Super U‘.
Die 1000 Töpfe-Läden, kleine Supermärkte, Klamotten-Läden und der Eisenwaren-Handel, werden nur von Chinesen betrieben. Bistros und Imbissbuden ebenfalls.

Bereits in Portugal sind uns die ersten China-Läden aufgefallen. Riesige Ramschläden mit Tausenden Artikeln. Es stinkt nach Plastik und die Sachen taugen nichts.
Diese Geschäfte haben die Kanaren überflutet, sind auf den Kap Verden allgegenwertig und in Französisch Guyana und Suriname ebenfalls zu finden.

Meistens hält sich die gesamte Groß-Familie im Laden auf.
Kinder werden gehütet, hinter der Kasse wird eine Suppe geschlürft. Kunden und Umsatz sind Mangelware.
Wir glauben schon länger, dass es sich um Geldwäsche handeln muss.
Man muss keine Buchhalterin sein, um zu sehen, dass da etwas nicht stimmen kann. Uns kommt es komisch vor.

Französisch Guyana ist Europa. Jedoch, nicht nur geografisch, meilenweit davon entfernt.

Auf in die Karibik

Di., 05.Apr.16, St.Laurent/Franz.Guyana, Tag 675, 5.699 sm von HH

Wir haben genug von

uns gelüstet es nach sowas in dieser Art.

Wir wollen schwimmen, planschen, schnorcheln und uns an den Farben ergötzen.
Daher brechen wir am Freitag auf. Ziel Karibik, Ziel Martinique.

Wenn die Nordströmung es gut mit uns meint, sollte das eigentlich in vier Tagen abgefrühstückt sein.
Es sind ja „nur“ 660 sm (1.222 km).
Wie sich unsere Einstellung zu so einer beachtlichen Strecke geändert hat in den letzten Monaten. Ich erinnere mich noch gut an die Bedenken vor der Biskaya mit 320 sm.

Die offizielle Hurrikan-Saison beginnt am 01. Juni. Wenn man die ein wenig ausdehnt, bleiben uns noch zweieinhalb Monate für die Karibik.
Danach sollte man möglichst unterhalb von Grenada verweilen.
Früher galt das Gebiet um Grenada und Trinidad/Tobago mal als Hurrikane sicher.
Alle Jubeljahre kommt hier aber doch mal einer vorbei. Allerdings vertrauen wir darauf, dass die Vorwarnzeit so lang sein wird, dass wir im Fall der Fälle Richtung Süden verduften können.


Jetzt treffen wir noch ein paar letzte Vorbereitungen. Wäsche waschen, einkaufen und ein paar kleine Reparaturen vornehmen. Was kaputt gehen kann, geht halt kaputt.


Trotz der Schlamm-Farbe der Flüsse waren wir gerne in Französisch Guyana.
Der Raketen-Start und der Besuch auf den Teufelsinseln war schon etwas ganz Besonderes.
Die Zeit am Kourou-River war etwas eintöniger. Aber dort war das Tierleben in den Mangroven deutlich spannender.

In Saint-Lautrent-du-Maroni herrscht zu viel Pirogen-Verkehr. Das verscheucht die Tiere.
Warum es allerdings weder auf den Inseln noch am Maroni eine einzige Mücke gibt, während wir in Kourou selbst tagsüber angegriffen wurden, dafür haben wir keine Erklärung.

Donnerstagabend, zum schönen Abschluss , wartet noch ein Highlight auf uns.
Davide ist so nett und fährt mit uns die 40 km nach Les Hattes. Das liegt an der Mündung vom Maroni.
Dort kommen die Lederschildkröten an den Strand, um im April und Mai ihre Eier zu legen.
In Französisch Guyana befindet sich einer der wichtigsten Legeplätze für diese riesigen Tiere.

Jetzt bitte alle die Daumen drücken, dass die Schildkröten das ebenfalls wissen. :-)

Was hat Ihnen an Paramaribo am besten gefallen?

Do., 31.Mrz.16, Paramaribo/Suriname, Tag 670, 5.699 sm von HH

Eindeutig die Dusche im Hotel! :mrgreen:
Nach drei Monaten Abstinenz, ist eine Dusche, mit unbegrenztem Wasser, in beliebig wählbaren Temperaturen, ein Hochgenuss. Zweimal am Tag stehen wir endlos da drunter.
Daher die alte Warnung: lass nie einen Segler in Dein Haus, der will nur Deine Dusche und Deine Waschmaschine.

Nein, nur Spaß.
Den letzten Vormittag, wieder regenfrei, besuchen wir das Museum, was im Fort Zeelandia untergebracht ist.
Das Fort ist das älteste Gebäude (1613) in Paramaribo und schön zurecht gemacht. Gebaut von Niederländern, erweitert von Franzosen, erobert von den Engländern. So hat schon jeder mal seinen Säbel hier rasseln lassen.

Heute ist es ein kleines Museum. Mit ein paar hübschen Artefakten aus Pre-Kolumbianischen Zeiten. Und einer kompletten Apotheke aus dem 19. Jahrhundert.

Wir schlendern noch mal an der Waterkant vorbei und besuchen den alten Marron Markt.
Die Marrons sind die Nachkommen entflohener Sklaven, die im Dschungel ähnliche Lebensbedingungen, wie in der Heimat vorfanden. Sie haben ihren eigenen Markt, der neben Muscheln, Federn, Knochen, Bergen von Kräutern, so manche geheimnisvolle Wurzel und anderes Zeug, bietet.

Am Mark stehen Minibusse, die erst losfahren, wenn alle 28 (!) Plätze besetzt sind. Nach einem System, welches ein Europäer wahrscheinlich nie begreifen wird, werden die umliegenden Bezirke befahren.
Witzig sind die Oblaten, die die Busse schmücken. Beyoncé, Rihanna und J.Lo sind dabei ganz weit vorne in der Beliebtheitsskala.

Die zweieinhalbstündige Rückfahrt nach Französisch Guyana mit Deepak ist unterhaltsam und informativ: Er hat eine hohe Meinung von der Kriminalität in Suriname („criminal is not bad“). Hier würde man, anders als in Brasilien, Trinidad und Venezuela, bei einem Überfall nicht gleich erschossen. Die Banditen schlagen einen höchstens nieder, das war’s. :-)

Dies wäre der Härte der Polizei zu verdanken. Wenn jemand wegläuft, wird geschossen und wenn sie einen fangen, wird der in jedem Fall verprügelt. Die Gefängniszellen sind neun Quadratmeter groß und wenn grade Hochsaison ist, auch mal mit bis zu 15 Männern belegt. Warum müssen wir sofort an die hässlichen Bunker auf den Teufelsinseln denken?

Er hätte schon versucht in Brasilien und Französisch Guyana zu leben. Nein, das war nichts.
In Suriname ist es am besten. Er würde zwar bei einem Unfall nicht anhalten und wenn er mal pinkeln muss, dann würde er auf der falschen Straßenseite stoppen, um dies direkt vom Fahrersitz aus erledigen zu können. Und überhaupt.
Er nimmt niemanden mit, er stoppt nicht, wo Häuser sind und er hat einen Revolver in der Tür und ein Gewehr im Kofferraum. „Criminal is not bad“ :mrgreen:
Wie sich doch Perspektiven verschieben können.

Aber er weiß auch Positives zu berichten: In Goldminen sei es verboten, Quecksilber oder Zyankali einzusetzen. Und für jeder Baum, der beim Schürfen verloren ginge, müsse ein neuer gepflanzt werden. Leider befände sich das Goldgeschäft komplett in der Hand ausländischer Investoren. Und Surinamesen sei es verboten zu schürfen.

Wir sind froh, Suriname über Land besucht zu haben. Domburg, wo wir hätten ankern dürfen, liegt 16 km stromaufwärts.
Hinter unschöner Industrie und von dort ein Taxi in die Stadt zu organisieren, wäre sicherlich kein Vergnügen gewesen.