Eine nasse Angelegenheit

Do., 26.Nov.15, Tag 544, 2.946 sm von HH, Tag 51 sm

Die Erinnerungen an die Duese noch gut im Gedaechtnis, nehmen wir beim Segel setzten gleich das 3. Reff ins Gross. Schon etwas albern bei zwei Windstaerken mit so wenig Tuch zu segeln. Wir wissen jedoch nicht wo die Duese beginnt, daher ist es uns lieber so als in Stress zu kommen.

Nach einer knappen Stunde sieht man sie. Scharf abgegrenzt von der Umgebung ist deutlich zu sehen, da vorne ist Wind. Von 2 Windstaerken auf 6 innerhalb von 100 Metern. Schon beachtlich.

Unsere Erwartung ist eigentlich, dass der Wind nach ein paar Meilen wieder nachlaesst. Aber leider nicht. Wir sollen die ganze Strecke nach La Gomera Windstaerke 6, in Boen 7 behalten.

Das ist arg unangenehm, da wir hoch an den Wind (der Wind kommt gefuehlt von vorne) fahren muessen. Hoch am Wind zu segeln ist bei ueber 20 Knoten eine ruppige Angelegenheit. Und nass noch dazu. Immer wieder kommt Gischt ueber oder Wellen fluten das Deck. Bei hoch am Wind fangen Schiffe an zu stampfen. Ein unangenehmes Auf- und Abnicken des Bugs. Sehr anstrengend auszuhalten. Je kuerzer die Frequenz der Wellen ist, desto fieser wird dieser Rodeo-Tanz.

Dazu legt sich das Schiff auf die Seite und erschwert noch zusaetzlich alle Bewegungen an Bord. Der einzige Vorteil gegenueber dem Rollen ist, dass Gegenstaende in den Schaps nicht so entsetzlich klappern. Mit einem einzigen Rutsch poltern sie in den schraegen Ecke zusammen und bleiben dort stehen. Das aufrichtende Moment in die Senkrechte reicht nicht aus, Dosen und sonstiges Zeug wieder in Bewegung zu setzten. Somit ist, abgesehen vom Wind, relative Stille an Bord.

Ich habe es mir unter Deck gerade gemuetlich gemacht als ich von zwei, drei Liter Wasser unsanft gestoert werde. „Ihhh, wo kommt das denn her?“ Verdammt, die grosse Salonluke steht noch auf Lueftung. Schnell korrigieren, bevor die naechste Welle uns flutet.

Zwei Stunden spaeter bekommt Achim eine Dusche ab. Das ueberrollende Wasser schlaegt so ungluecklich gegen die Luke, dass der Verschluss innen abbricht. Ist reparabel, aber nicht spontan. Das bedeutet, dass die Luke bis Gomera einen Spalt offen bleibt. Die Wassermengen, die ihren Weg ins Innere finden, halten sich aber zum Glueck in Grenzen.

Um 20:00 Uhr gelangen wir endlich in die Abdeckung von La Gomera. Wie ein Ententeich liegt unsere Ankerbucht in Valle Gran Rey vor uns. Einen schon bewohnten Ankerplatz im Dunkeln anzulaufen ist etwas tricky, denn lange nicht alle Ankerliegen zeigen ein Ankerlicht. Der Vollmond sorgt trotz einiger Wolken fuer genug Licht, dass wir keinen ueber den Haufen fahren. Leider erst beim vierten Versuch finden wir Sand in der Bucht, so dass der Anker vernuenftig haelt. Total kaputt sinken wir eine Stunde auf die Kissen. Eine gute Nacht wuenscht, Sabine

Noch immer Tazacorte

Mi., 23.Nov.15, La Palma, Tag 541, 2.895 sm

So, unser AIS ist nicht kaputt.
Wir sind schlicht noch nicht weg. Das liegt weder an Resten, die noch verputzt werden müssen, noch an einem dicken Kopf. Es ist schlicht zu windig heute.

Selbst hier in der Marina pfeift der Wind in den Wanten. Morgen soll es ruhiger sein, also starten wir eben Morgen.

Zudem war den ganzen Tag Stromausfall, erst seit 17:00 Uhr sind die Lichter wieder an.
So hätten wir die Rechnung für Liegeplatz, Kranen und Landplatz bar bezahlen müssen. Und das muss ja nicht sein, wenn es sich vermeiden lässt.

Den gewonnen Tag verbringen wir in Los Llanos. Der heimlichen Hauptstadt von La Palma.
Mit dem Bus fährt man nur eine knappe Viertelstunde dort hin. Schön, dass wir dazu noch gekommen sind.
Der Ort ist deutlich netter als er von der Durchfahrt den Eindruck macht.
Nicht so geleckt wie Santa Cruz, weniger touristisch. Und mit einer umwerfenden Bergkulisse, der angrenzenden Caldera.

Dreifach Geburtstag

Mo., 23.Nov.15, La Palma, Tag 541, 2.895 sm

Als wir die Crews der SY Findus und That’s Life zu einem kleinen Umtrunk an Achims Geburtstag einladen, stellen wir schnell fest, so einfach geht das nicht.

Reinhard hat nämlich einen Tag vorher und Karen am gleichen Tag Geburtstag wie Achim. :-)

Somit gibt es am Sonntag einen Sundowner zu Ehren Reinhards auf der Findus. Einen köstlichen Hemingway, der nicht nur extrem lecker schmeckt, sondern extrem schnell die Stimmung hebt.

Als es dunkel wird, ziehen wir uns zu sechst in die Tiefen der Findus zurück und ehe wir uns versehen, bekommt jeder von Reinhard ein Musikinstrument in die Hand gedrückt.
Er selbst spielt Keyboard, Karen singt wunderbar, Achim darf Gitarre spielen und die drei Untalentierteren der Runde, dürfen Rassel und Tamburin schlagen. Oder Cocktails nachschenken. ;-)

Was für ein toller Abend, selten so gelacht.

Den Geburtstag von Karen und Achim wollen wir grillend befeiern.
Leider stürmt es so dermaßen durch die Marina, dass es auf dem Gelände die Wurst vom Grill fegen würde. Daher ziehen wir alle mit unseren gesammelten Salaten und Fleisch erneut auf die Findus. Federico, der TO Mann in Tazacorte, der sich aufmerksam und klasse um seine Segler-„Schützlinge“ kümmert, ergänzt unsere Runde.

Achims Geburtstagskuchen bekommt für Karen eine Kerze dazu.


Reinhard war nachmittags noch bei mir und wir haben besprochen, dass er nur ein wenig Fleisch besorgen braucht, da wir schon fast ausreichend für alle eingekauft haben.
Der Mann der 36 Dosen Brot hält sich nicht dran.
Fast möchte man sagen, natürlich hält er sich nicht dran. Also haben wir am Ende der Kohle noch so viel Fleisch übrig, dass heute Abend Reste-Grillen auf der Atanga stattfindet.

Was auch immer heute übrig bleiben mag, den müssen die Findus und That’s life unter sich ausmachen.
Wir brechen Morgen definitiv auf.

Der Starkwind hat sich verzogen, so dass es eine ruhige Fahrt werden sollte.
Wir haben uns überlegt aus der Strecke nach El Hierro zwei Etappen zu machen.
Wir gehen vor La Gomera an der Westseite in Valle Gran Rey für zwei Nächte vor Anker. Dieser Ankerplatz liegt auf der Hälfte der Strecke und macht aus dem Törn zwei angenehme Tagesetappen. Dort können wir in Ruhe unseren Wassermacher ausprobieren, den wir nun endlich das erste Mal in Aktion erleben wollen.

Noch eine Runde La Palma

Sa., 21.Nov.15, La Palma, Tag 539, 2.895 sm

Unser Urlaubstag mit dem Mietauto* führt uns zunächst an die uns noch unbekannte Nord-Westspitze. Ein Abstecher nach Santo Domingo lohnt sich nicht unbedingt, aber die Etappe ist schön und wir sind zufrieden.
Den Rest der Strecke kennen wir bereits.
Jedoch noch einmal in den Schlund der Caldera zu staunen, ist eine Freude.
Wundervolle Wolkenformationen, perfektes Wetter, ein rundum gelungener Tag.

 

Beim Stopp im Lidl kaufen wir noch fünf Dosen Schwarzbrot.
Das ist der kümmerliche Rest, den es noch gibt. Wie wir abends in der Marina erfahren, alles aufgekauft von Reinhard von der SY Findus. 36 Dosen! Wir rechnen hoch…das reicht locker für 90 Tage. :mrgreen:
Karen nimmt es gelassen. Sie erzählt, dass es an Bord schon mal eine Kartoffel-Püree-Phase gab, als Reinhard davon 30 Pakete angeschleppt hat.
Boah, wenn Männer alleine einkaufen gehen. :roll:

 

*ein Dacia Logan – wohl eine der hässlichsten Karren, die man sich vorstellen kann. Der Innenraum ist mindestens genauso scheußlich, alles klappert, ist aus billigstem Kunststoff und fühlt sich richtig schlecht an. Der Blinker brüllt uns ein aufgeregtes Klackern entgegen, der Tacho versagt zeitweise seinen Dienst – von einem Kauf kann dringend abgeraten werden.

Nach der Werft ist vor der Abreise

Di-Fr.., 17.-20.Nov.15, La Palma, Tag 535-8, 2.895 sm

Die Wasserung von Atanga am Dienstag klappt ohne besondere Vorkommnisse, ohne Hafenkino. Allerdings benötigen wir zwei Tage, um das Schiff wieder sauber und staubfrei zu bekommen. Unser Kumpel, der Sandstrahler, hat gute Arbeit geleistet. :mrgreen:

Der eigentliche Hauptort von Tazacorte liegt zwei Kilometer oberhalb der Marina. Stramm bergauf. Es fährt regelmäßig ein Bus, wir entscheiden uns für einen kleinen Fußmarsch.

Tazacorte entpuppt sich als sehr hübsch, eine Art Hundertwasser-Ort der Kanaren. Überall stößt man auf Fliesen- und Mosaik-Bänke, Brunnen und Säulen. Schöner Ort, ohne gestylt, wie aus dem Katalog zu sein.

Im Juni wollten wir Tazacorte bereits einen Besuch abstatten. Aber ein, nun, wenig kooperativer Busfahrer vereitelte damals unseren Plan.
Umso erfreulicher, dass wir ungeplant noch die Gelegenheit haben.

In Tazacorte erledigen wir erneut einen letzten Großeinkauf. Nun aber wirklich den letzten vor der Abfahrt auf die Kap Verden.
Es passt auch nichts mehr rein, die letzte Lücke, unser gesamter Stauraum ist nun voll.
Gabi von der La Joya hat noch ein paar Tipps gemailt, was schlecht auf den Kap Verden zu bekommen sei. Nachbunkern von Nudeln, so lautet also der Auftrag.

Die Waage vom Travel-Lift hat übrigens 15,5 t Gewicht angezeigt. Dazu kommen noch 500 kg Frischwasser, weil die Tanks beim Wiegen fast leer waren.
Zum Glück gibt es kein zulässiges Gesamtgewicht. :roll:

Unsere Pläne
Am Samstag leihen wir uns noch einmal ein Auto, da uns La Palma so gut gefällt.
Wir wollen Achims Knie auch noch ein paar Tage Schonung gönnen.
Und mal so einen Urlaubstag nach der ganzen Arbeit… ;-)

Insgeheim haben wir La Palma bereits jetzt zu unserer Lieblings-Kanaren-Insel gekürt.
Ohne El Hierro zu nahe treten zu wollen, glauben wir das es so bleiben wird.
‚tschldigung El Hierro.

Am Dienstag geht es dann weiter.